Ökonomen zum Finanzpaket

Konjunkturimpuls des Milliardenpakets erst ab 2026 spürbar

Die allermeisten Ökonomen begrüßen das Finanzpaket der Bundesregierung für Investitionen in Infrastruktur und Umwelt, mahnen aber Strukturreformen an. Andernfalls würden die Impulse verpuffen.

Konjunkturimpuls des Milliardenpakets erst ab 2026 spürbar

Konjunkturimpulse erst
ab 2026 spürbar

Schnelle und effiziente Umsetzung nur mit weniger Bürokratie

lz Frankfurt

Nach dem Beschluss des Bundestages für das milliardenschwere Kreditpaket für Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz äußern sich Ökonomen grundsätzlich positiv. Sie erhoffen sich neben starken Impulsen für die aktuell stagnierende Konjunktur vor allem eine Modernisierung des Produktionsstandorts Deutschland. Entscheidend sei jedoch, dass mit den zusätzlichen Finanzmitteln auch Strukturreformen einhergingen, um die Mittel möglichst verlustfrei, schnell und direkt investieren zu können. Unternehmen sollten zudem möglichst „barrierefrei“ mit wenig Bürokratie und Regulierung auf die Finanzimpulse mit höherer Produktion und unter Einsatz modernster Technologien reagieren können.

Impulse erst 2026 spürbar

„Die potenziellen Koalitionspartner zünden mit ihren geplanten großvolumigen Staatsausgaben die Konjunkturrakete. Der Merz-Turbo bringt die deutsche Wirtschaft auf die Überholspur“, bringt VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel die Hoffnungen auf den Punkt. Allerdings werde es geraume Zeit dauern, ehe das Geld positive Wachstumseffekte zeige. Konjunkturstimulierende Effekte würden wohl erst 2026 spürbar. Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sieht wegen des grassierenden Fachkräftemangels sogar noch größere Probleme. „Wir brauchen für die Umsetzung des riesigen Investitionspakets in konkrete Projekte, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen werden, mehr Ingenieurskapazitäten“, forderte VDI-Direktor Adrian Willig.

Auch die großen Wirtschaftsforschungsinstitute hatten zuletzt bei der Vorstellung ihrer Prognosen darauf hingewiesen, dass die Finanzimpulse wohl erst 2026 sichtbar werden dürften. Das DIW rechnet mit einem um einen Prozentpunkt höheren Wachstum in den Folgejahren als ohne die Finanzpakete möglich gewesen wäre. Das Ifo-Institut wollte den zusätzlichen Schwung nicht beziffern, betont aber ebenfalls die positive konjunkturelle Wirkung und möglichen strukturellen Verbesserungen, sofern parallel die Wachstumskräfte politisch gestärkt würden. Ifo-Chef Clemens Fuest forderte daher eine Art „Fitnessprogramm“ für die Wirtschaft.

Hohe Zinszahlungen

„Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen“, sagte Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Finanzpaket könne dabei helfen, die wirtschaftlichen Strukturen zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern – und damit auch die Insolvenzzahlen wieder zu verringern.

Auch Marie-Christine Ostermann, Präsidentin des Verbands „Die Familienunternehmer“, verlangte, dass sich Union und SPD nun in den Koalitionsverhandlungen auf einen Wachstumsplan einigen. „Die Unternehmenssteuern und die Energiekosten müssen mindestens auf EU-Durchschnitt gesenkt, die Lohnzusatzkosten Richtung 40% reduziert werden.“ Nur wenn die Unternehmen in Deutschland wieder wettbewerbsfähig werden, könne die Wirtschaft aus eigener Kraft wachsen und die hohen Zinszahlungen für den Schuldenberg finanziert werden.


DIW-Chef Marcel Fratzscher zu den Finanzpaketen

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.