Einkaufsmanagerindizes

Leichte Missstimmung in einigen größeren Volkswirtschaften

Die Dienstleister sind es, die zumeist noch für Wirtschaftswachstum sorgen. Während in den USA stimmungsmäßig der Start ins vierte Quartal geglückt ist, hat sich die Laune in Großbritannien und Japan eingetrübt.

Leichte Missstimmung in einigen größeren Volkswirtschaften

Wachstumshoffnungen für Großbritannien werden enttäuscht

ba Frankfurt

Das vierte Quartal beginnt unerquicklich: Die Unternehmensstimmung zeigt sich zumeist trüber. So ist der Einkaufsmanagerindex für die britische Privatwirtschaft, also Dienstleister und Industrie zusammen (PMI Composite) im Oktober um 0,9 auf 51,7 Punkte gefallen, wie S&P laut einer ersten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten einen neuen Zählerstand von 52,5 erwartet. Der Indikator liegt aber immer noch über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisiert damit eine höhere wirtschaftliche Aktivität. Chris Williamson, Chefvolkswirt von S&P Global, führt für den Rückgang politische Gründe an, namentlich die „düstere Rhetorik“ der Regierung mit Blick auf den Haushalt. Für Verunsicherung sorgten zudem die Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten sowie die anstehenden US-Wahlen.

Auch Japan tendiert schwächer

Ebenso wie in Großbritannien gaben auch in Japan die Indikatoren sowohl der Dienstleister als auch der Industrie nach − zudem ist der Service-Index Japans das erste Mal seit vier Monaten gesunken und sogar unter die Wachstumsschwelle gerutscht. Er liegt nun bei 49,3 nach 53,1 Zählern im September. Das Industriebarometer gab 0,7 auf 49,0 Zähler nach.

In den USA hingegen hat sich das Wachstum beschleunigt: Der Composite PMI stieg um 0,3 auf 54,3 Punkte. Dabei legte vor allem der Industrie-Index zu, und zwar um 0,5 auf 47,8 Punkte.

US-Präsidentschaftswahlen verunsichern

Der Composite PMI steht Williamson zufolge mit einer annualisierten Wachstumsrate von 2,5% im Einklang. Dass die Beschäftigung den dritten Monat in Folge fiel, führt der S&P-Chefvolkswirt auf die Unsicherheit vor den anstehenden US-Präsidentschaftswahlen zurück. Ermutigend findet er, dass sich die Einschätzung der Aussichten für die kommenden Monate nach dem scharfen Einbruch im September wieder erholt haben, da die Unternehmen eine größere Stabilität und Sicherheit nach den Wahlen erwarten.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist indes unerwartet gesunken: In der vergangenen Woche beantragten 227.000 Amerikaner Unterstützung, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit 242.000 Erstanträgen gerechnet, nachdem in der vorangegangenen Woche revidiert 242.000 (zuvor: 241.000) Erstanträge eingereicht worden waren. Als kritische Marke gilt eine Zahl von rund 270.000 Anträgen, mit der zumeist eine negative Trendwende am Arbeitsmarkt eingeläutet wird.

Beschäftigung dürfte nur leicht gestiegen sein

/Die Ökonomen von Oxford Economics erwarten, dass die Beschäftigung im Oktober nur leicht gestiegen ist. Einerseits ist der Streik bei Boeing noch nicht beendet. Entlassungen im Zusammenhang mit dem Streik haben ebenso wie die Wirbelstürme dazu geführt, dass − andererseits − in der Woche bis zum 12. Oktober die Zahl der fortgesetzten Anträge auf den höchsten Stand seit November 2021 geklettert ist. Und diese Woche deckt den Bezugszeitraum für den Oktober-Beschäftigungsbericht ab, der in der kommenden Woche veröffentlicht wird.

US-Wirtschaft verliert an Schwung

Das Beige Book der US-Notenbank Fed indes hatte für mehr als die Hälfte der zwölf Distrikte einen „leichten oder mäßigen“ Beschäftigungszuwachs für die Zeit September bis 11. Oktober gezeigt. Weite Teile der US-Wirtschaft hätten stagniert, nur zwei Bezirke ein leichtes Wirtschaftswachstum verzeichnet. In mehreren Bezirken ergab sich ein langsamerer Lohnanstieg. Insgesamt deutet der Konjunkturbericht der Fed darauf hin, dass die US-Wirtschaft weiter Schwung verliert. Im September hatte die Fed die Zinswende eingeleitet und den geldpolitischen Schlüsselsatz um 50 Basispunkte auf die Spanne von 4,75 bis 5,0% gesenkt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.