Geldpolitik

Ungewöhnlich klare Signale von der Fed

Die US-Notenbank lässt mittlerweile kaum Zweifel aufkommen. Sofern die Teuerung weiter nachlässt und der Jobmarkt sich verstetigt, ist die Zinswende im September praktisch eingetütet.

Ungewöhnlich klare Signale von der Fed

det Washington

Die US-Notenbank hat deutlicher als je zuvor signalisiert, dass die erste Zinssenkung seit viereinhalb Jahren unmittelbar bevorsteht. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell lobte nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) erneut die Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung. Auch wies er darauf hin, dass die leichte Abschwächung am Arbeitsmarkt eine baldige Lockerung der geldpolitischen Zügel rechtfertigen würde. Völlig offen und wie gehabt datenabhängig bleibt allerdings, ob die Währungshüter eine Serie von Zinssenkungen im Visier haben oder planen, den Tagesgeldsatz nur ein Mal herunterzusetzen. 

Zwar waren die Abschlusserklärung des FOMC ebenso wie Powell in seiner Pressekonferenz unverbindlich und ließen alle Optionen offen. Gleichwohl fehlte es nicht an der notwendigen Transparenz. Diese kam unter anderem in den modifizierten Formulierungen des Kommuniqués zum Ausdruck. So sprach die Fed nicht mehr – wie noch im Juni – von starkem, sondern nunmehr von moderatem Stellenwachstum.

Zinswende im September

Die Inflation habe weiter nachgelassen und sei noch „ein wenig erhöht“, hieß es. Powell lieferte hingegen einen ungewöhnlich spezifischen Hinweis. Demnach sei eine Zinssenkung im September „auf dem Tisch“. Voraussetzung dafür ist nur, dass es bei den weiteren Inflations- und Arbeitsmarktdaten keine unangenehmen Überraschungen geben sollte.  

So oder so wird die Notenbank angesichts der deutlich geringeren Teuerung in den kommenden Monaten ihren Fokus auch verstärkt auf den Jobmarkt lenken. Dort ist nicht nur eine Verstetigung, sondern sogar eine gewisse Abschwächung zu beobachten. Das wird nicht nur von dem Anstieg der Arbeitslosenquote auf über 4% unterstrichen. Auch illustrierte der jüngste Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters Automatic Data Processing (ADP), dass die Neueinstellungen an Dynamik verloren haben. Umso größere Bedeutung wird am Freitag dem amtlichen Bericht des Bureau of Labor Statistics (BLS) zukommen. 

Politische Dimension

Unterdessen hat die US-Geldpolitik auch eine politische Dimension angenommen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump und mehrere seiner Parteifreunde haben die Notenbank aufgefordert, keine Zinssenkung kurz vor den Wahlen zu beschließen. Die nächste Sitzung des FOMC wird am 17. und 18. September stattfinden, die Wahlen am 5. November, also genau sieben Wochen danach. 

Hinter der Kritik verbirgt sich die Sorge, dass niedrigere Finanzierungskosten der demokratischen Spitzenkandidatin Kamala Harris sowie demokratischen Kandidaten bei den Kongresswahlen einen Vorteil verschaffen würden. Vertreter des US-Finanzministeriums wiesen diesen Einwand zurück. Sie stellten fest, dass Powell selbst ein Republikaner ist. Auch betonten Sie, dass, wenn die Fed den Demokraten helfen wollte, sie die Zinswende schon deutlich früher eingeleitet hätten. 

Einen Hinweis auf geringeren Kostendruck lieferte am Donnerstag das BLS, das für das zweite Quartal außerhalb des Agrarsektors einen Anstieg der annualisierten Lohnstückkosten um 0,9% meldete. Im ersten Quartal hatten die Kosten um 3,8% zugelegt. Die Produktivität, die zuvor um 0,4% zugelegt hatte, stieg um 2,3%.

Fed mit klarem Hinweis auf September-Zinswende

Erste Zinssenkung seit 2020 im Visier – Arbeitsmarkt nun auch im Fokus der Währungshüter

Wenn die Inflation wie erwartet weiter nachlässt, dann liegt eine Zinssenkung im September auf dem Tisch.

US-Notenbankchef Jerome Powell
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