Konjunktur

US-Wirtschaft schaltet wieder auf Wachstum um

Die US-Wirtschaft ist im dritten Quartal stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legt auf das Jahr hochgerechnet um 2,6% zu, wie das Handelsministerium laut einer ersten Schätzung mitteilte. Im Quartal davor war noch Schrumpfung angesagt.

US-Wirtschaft schaltet wieder auf Wachstum um

lz Frankfurt

Die US-Wirtschaft hat den Dämpfer vom zweiten Quartal mehr als wieder wettgemacht und ist zwischen Juli und September gewachsen. Wie die Statistiker vom Handelsministerium melden, nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) annualisiert um 2,6% zu; im zweiten Quartal war es noch um 0,6% geschrumpft (siehe Grafik). Von Reuters befragte Experten hatten nur ein Plus von 2,4% prognostiziert.

Zugelegt haben vor allem die Exporte, was zum einen auf eine Entspannung der Lieferkettenproblematik hindeutet, zum anderen aber auch Rückschlüsse auf die Entwicklung der Weltkonjunktur gibt. Auch der Konsum scheint wieder Tritt zu fassen; ebenso wie die Investitionen ausländischer Unternehmen. Zudem sind die Staatsausgaben gewachsen. Den Umschwung mitgetragen haben auch die inländischen Investoren, die ihre Zurückhaltung wieder etwas abgelegt haben.

Inwieweit die Konsumenten die hohen Ausgaben bei weiter hoher Inflation beibehalten können, ist aber noch unklar. Zwar haben die real verfügbaren Einkommen ebenfalls zugenommen um 1,7% (zuvor waren sie um 1,5% gesunken), doch die Konsumstimmung hat sich im Oktober deutlicher eingetrübt als erwartet. Das Barometer für die Verbraucherlaune sank auf 102,5 Zähler von revidiert 107,8 Punkten im September, wie das Institut Conference Board am Dienstag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 106,5 Zähler gerechnet.

Stimmungsbremse Inflation

Vor allem die anhaltend hohe Inflation in den USA gilt als Stimmungsbremse, da sie die Kaufkraft der Verbraucher schmälert. Die Notenbank Fed will mit Zinserhöhungen verhindern, dass sich die Erwartung einer anhaltend hohen Inflation in den Köpfen der Amerikaner festsetzt. Zuletzt lag die Teuerungsrate bei 8,2%. Das ist zwar nicht mehr ganz so schlimm wie die 9%, die im Gipfel erreicht wurden, aber weit vom Inflationsziel der Fed entfernt. Hinzu kommt, dass die Kernteuerung ohne Nahrungsmittel und Energie zuletzt eher noch Fahrt aufgenommen hat. Die annualisierte Sechsmonatsdynamik stieg auf fast 7%, ein neues Hoch.

Die Fed erhöhte den Leitzins im September bereits zum dritten Mal in Folge ungewöhnlich kräftig um einen Dreiviertel-Prozentpunkt. Er liegt damit in einer Spanne von 3,00 bis 3,25%. Auf der Sitzung am 2. November dürfte die Notenbank den vierten großen Zinsschritt folgen lassen und die Obergrenze des geldpolitischen Schlüsselsatzes auf 4,0% nach oben schrauben.

Nächster Dämpfer voraus?

Mit einiger Verzögerung dürfte das erneut auf die Konjunktur drücken. „Die Belastungen durch die massive geldpolitische Straffung der US-Notenbank werden immer sichtbarer“, sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, und warnt: „Das Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession steht bevor.“

Mit den steigenden Zinsen sind die Kosten für Baudarlehen mittlerweile so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Entsprechend hat sich die Baukonjunktur kräftig abgekühlt. Vor diesem Hintergrund hat der Internationale Währungsfonds seine Prognosen für die weltgrößten Volkswirtschaft eingedampft. Sie soll in diesem Jahr um 1,6% und 2023 nur noch um 1,0% wachsen.