Verbraucher suchen ihren Optimismus vergeblich
Verbraucher suchen Optimismus vergeblich
GfK-Konsumklima legt leicht zu − Sparneigung so hoch wie zu Krisenzeiten
ba Frankfurt
Die deutschen Verbraucher halten sich zwar im Februar weiter an die Devise „Sparen statt konsumieren“, doch hat sich die Stimmung zumindest etwas aufgehellt. Der herbe Rückschlag des Vormonats ist damit aber bei Weitem nicht passé. Zu tief ist die Unsicherheit bei den Konsumenten verankert, die Scheu vor größeren Anschaffungen bleibt. Und auch die Erwartungen an die weitere konjunkturelle Entwicklung sind angesichts der jüngsten zahlreichen Prognosesenkungen gering. Allein die Einkommenserwartungen haben zugelegt, wie die Konsumklimastudie Februar der GfK und des Nürnberg Instituts für Marktentscheidungen (NIM) zeigt.
Tristesse in Frankreich
Trist sieht es indes bei Frankreichs Verbrauchern aus: Das vom Statistikamt Insee erhobene Konsumklima fiel erneut − um 2 auf 89 Punkte −, wobei sich sämtliche Komponenten zu Kaufabsichten, Sparmöglichkeiten und der Einschätzung von Konjunktur und persönlichem Lebensstandard eintrübten.
"Weil es die Deutschen in Anbetracht der allgemeinen Wirtschaftslage nach wie vor für ratsam halten, zu sparen, fällt die Erholung des Konsumklimas eher moderat aus", erklärten die Marktforscher zum prognostizierten Anstieg des Konsumklimas für März um 0,6 auf 29 Punkte. Dieser Wert war von Ökonomen so erwartet worden, nachdem der Indikator im Februar um 4,2 auf revidiert −29,6 (zunächst: −29,7) Zähler abgerutscht war. Gedämpft wurde das Konsumklima von der Sparneigung, die um 3,4 auf 17,4 Punkte zulegte. Ein höherer Wert wurde mit 21,4 Punkten zuletzt zu Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise im Juni 2008 gemessen.
„Die Konsumenten sind stark verunsichert“
„Die Konsumenten sind stark verunsichert“, erklärt NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Neben den nach wie vor steigenden Preisen dürften sicherlich schwächere Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ein wichtiger Grund dafür sein. Zuletzt hatte auch die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von ursprünglich 1,3% auf nur noch 0,2% gekappt. „Deutschland muss vorerst weiter auf eine konjunkturelle Erholung warten“, betonte Bürkl. Damit sei auch eine rasche Erholung der Konsumkonjunktur nicht zu erwarten. „Hierfür ist es neben einer weiteren Rückführung der Inflation vor allem wichtig, dass die Verunsicherung der Verbraucher schwindet und diese wieder mehr Vertrauen in die Zukunft gewinnen.“ Dann würden sie auch wieder eher bereit sein, zu investieren, also größere Anschaffungen zu tätigen.
Allerdings geht die große Mehrheit der Deutschen (69%) eher von einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage aus, wie das jüngste ZDF-Politbarometer zeigt. Nur 2% würden eine positive Entwicklung erwarten, 28% rechnen mit keiner größeren Veränderung. Die 10% der Befragten, die die gegenwärtige Wirtschaftslage als gut bezeichnen, sind so wenig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, dass 53% aber ihre persönliche wirtschaftliche Situation weiterhin als gut bewerten und nur 10% als schlecht.
Einkommenserwartungen springen hoch
Dies deckt sich auch mit dem „sprunghaften Anstieg“, den das GfK für die Einkommenserwartungen vermeldet. Das Barometer zog um 15,2 auf −4,8 Punkte an und notiert nun auf dem höchsten Wert seit Februar 2022, also vor Ausbruch des Ukraine-Krieges.
„Der gestiegene Einkommensoptimismus ist nicht unbegründet“, hieß es dazu: Deutliche Lohn- und Rentenerhöhungen in Verbindung mit weniger stark steigenden Preisen würden zu spürbaren realen Einkommenszuwächsen führen. Im Januar war die Inflationsrate nach europäischer harmonisierter Berechnungsmethode auf 3,1% gesunken. Ökonomen erwarten, dass sie im Februar weiter auf 2,8% zurückgeht. Im Dezember waren es noch 3,7%. Das Statistische Bundesamt veröffentlicht die Inflationsdaten am Donnerstag.
Unsicherheit belastet
Größere Anschaffungen stehen bei den Konsumenten bereits seit Mitte 2022 recht weit unten auf der Prioritätenliste – trotz der mittlerweile wieder zunehmenden Kaufkraft. Es fehle noch an Zukunftsoptimismus, was wiederum für Verunsicherung und mangelnde Planungssicherheit sorge, heißt es in Nürnberg zur Anschaffungsneigung. Diese verharrt weiter auf einem überaus niedrigen Niveau.