Verbraucher verharren im Winterschlaf
Verbraucher verharren im Winterschlaf
GfK Konsumklima gibt weiter nach − Sparen statt Shoppen ist die Devise – Etwas geringerer Konjunkturpessimismus
ba Frankfurt
Die Konsumlaune kommt auch im Februar trotz zweier mittlerweile klassischer Shoppinghighlights nicht voran. Statt größerer Anschaffungen wird mehr gespart und die zunehmenden Jobsorgen lasten auf den Einkommenserwartungen. Da hilft es nicht viel, dass der Konjunkturpessimismus etwas nachlässt.
Weder der Valentinstag noch der anstehende Karneval vermögen die deutschen Konsumenten aus der Reserve zu locken. Im Gegenteil: „Nach dem Fehlstart im Januar setzt die Verbraucherstimmung im Februar ihren negativen Trend fort“, melden die Marktforscher von NIM und GfK. Das GfK-Konsumklima für März prognostizieren sie mit −24,7 Punkten. Im Februar stand das Barometer, das ein vorlaufender Indikator für das Konsumverhalten ist, noch bei revidiert −22,6 (zuvor −22,4) Zählern. Ursächlich für den Rückgang sind neben der höheren Sparneigung die geringere Einkommenserwartung sowie eine niedrigere Anschaffungsneigung. Allein die Konjunkturerwartungen legten leicht zu.
Seit Mitte 2024 verharrt das Konsumklima auf niedrigem Niveau und auch die Februar-Umfrage zeigt keinerlei Anzeichen für eine Erholung: "Nach wie vor ist die Verunsicherung unter den Konsumenten groß und die Planungssicherheit fehlt“, begründet dies NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Eine zügige Regierungsbildung und eine rasche Verabschiedung des Haushaltes für dieses Jahr würden sowohl bei Unternehmen als auch privaten Haushalten zu mehr Planungssicherheit führen. "Damit wären wichtige Rahmenbedingungen gegeben, damit die Verbraucher wieder eher bereit wären, Geld auszugeben und den Konsum zu beleben“, sagte Bürkl.
Jobsorgen greifen um sich
Die unsichere wirtschaftliche bzw. politische Lage und die Unzufriedenheit mit der Politik sorgen Bürkl zufolge auch für die trüben Einkommenserwartungen. Der entsprechende Indikator setzte seinen seit Mitte 2024 währenden Abwärtstrend fort und gab um 4,3 auf −5,4 Punkte nach. Ein niedrigerer Wert wurde zuletzt mit −20,0 Zählern im Januar 2024 gemessen. Nachdem das Barometer für die Sparneigung gestiegen ist − und zwar um 1,2 auf 9,4 Punkte − fällt der Teilindex, der den Willen zu größeren Anschaffungen misst. Er gab um 2,7 auf −11,1 Zähler nach. Hier war mit −13,0 zuletzt im Juni 2024 ein niedrigerer Zählerstand erreicht worden.
„Meldungen zu drohenden Werkschließungen, Produktionsverlagerungen ins Ausland sowie Personalabbau in der Industrie, besonders bei Pkw-Herstellern und deren Zulieferern, führen zu steigenden Sorgen um den Arbeitsplatz“, begründen die Nürnberger Marktforscher. Verschärft werde die Situation durch die deutlich zunehmende Zahl der Firmenpleiten, die voraussichtlich noch weiter steigen wird. „Deshalb werden viele Haushalte weiterhin vorsichtig mit ihren Ausgaben umgehen“, heißt es bei NIM und GfK. Wie recht sie damit haben, zeigen die Arbeitsmarktbarometer von Ifo und IAB, die beide gesunken sind und damit eine weitere Abkühlung des Jobmarktes signalisieren.
„Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt – auch wegen des Strukturwandels in der Wirtschaft“, kommentiert Ifo-Experte Klaus Wohlrabe den Rückgang des Ifo Beschäftigungsbarometer um 0,4 auf 93,0 Punkte. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fiel um 0,4 auf 98,3 Zähler. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit gab um 0,4 Punkte auf 96,7 Punkte im Februar. „Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, die Beschäftigung nur noch stagnieren. Die Arbeitsagenturen blicken mit Sorge auf 2025“, analysiert IAB-Experte Enzo Weber.
Etwas geringere Konjunktursorgen
Gegen den Trend nehmen die Konjunktursorgen etwas ab. Das Barometer für die Konjunkturaussichten für die kommenden 12 Monate überwindet die Nulllinie mit dem Plus von 2,8 auf 1,2 Punkte. Und dies, obwohl auch 2025 zu einem weiteren wirtschaftlich schwachen Jahr zu werden droht. Experten erwarten allenfalls ein mageres Wachstum und einige von ihnen schließen sogar ein drittes Rezessionsjahr in Folge nicht mehr ganz aus. Dies gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. In den vergangenen beiden Jahren war die Wirtschaft um 0,3% bzw. 0,2% geschrumpft. Einen Hoffnungsschimmer für das erste Quartal sendet das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), das den dritten Monat in Folge gestiegen ist – um 2,7 auf 90,4 Punkte.
„Die Chancen stehen gut, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland im ersten Quartal zumindest nicht weiter sinkt“, sagte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. „Die Binnennachfrage dürfte die Entwicklung etwas anschieben." Sorgenkind bleibe aber der Außenhandel, insbesondere die deutschen Exporte sind in den Wintermonaten deutlich zurückgegangen. Neben den bereits beschlossenen Zollerhöhungen auf Stahl und Aluminium droht US-Präsident Donald Trump mit weiteren Zöllen, etwa auf Automobilimporte und pharmazeutische Erzeugnisse, die die deutsche Wirtschaft stark träfen. "Zudem sind die innen- und außenpolitischen Unsicherheiten hoch“, betont Dany-Knedlik. Immerhin dürften aber die bisherigen Zinssenkungen der EZB ebenso wie die leichte wirtschaftliche Erholung im Euroraum die hiesige Wirtschaft zumindest etwas in Schwung bringen.