WTO senkt Prognose für Welthandel drastisch
Die Handelspolitik der USA dürfte den globalen Warenverkehr in diesem Jahr schrumpfen lassen. Die Welthandelsorganisation WTO geht von einem Rückgang um 0,2% aus, wie aus ihrer am Mittwoch vorgestellten Prognose hervorgeht. Bislang hatte sie ein Wachstum von 2,7% vorhergesagt. Zudem warnt die WTO, dass der Einbruch im Welthandel noch größer werden würde, wenn der Handelskonflikt weiter eskaliert.
Sollten die aktuell von den USA ausgesetzten reziproken Zölle sowie darauf bezogene Gegenzölle allesamt umgesetzt werden, erwartet die Organisation einen Rückgang des Welthandels um 1,5%. „Ich bin zutiefst besorgt über die Ungewissheit in der Handelspolitik, einschließlich des Konflikts zwischen den USA und China“, sagte WTO-Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala. Sie begrüßte das Aussetzen der reziproken Zölle und forderte eine Deeskalation im Handelsstreit. Ansonsten drohten „schwerwiegende negative Folgen für die Welt und insbesondere für die schwächsten Volkswirtschaften“.
Im Kreuzfeuer der Zölle von US-Präsident Donald Trump steht China. Während er für den Zeitraum von 90 Tagen für alle anderen Staaten die reziproken Zölle auf 10% reduziert hat, legte er gegenüber Peking nach. Nach einer Reihe von Zöllen und Gegenzöllen liegen die Sätze beidseitig inzwischen bei über 100%. Die WTO warnt, dass die Auseinandersetzung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt weitreichende Konsequenzen für die globale Konjunktur haben könnte.
Entwicklungsländer stark betroffen
Sollte es im Welthandel zu einer Aufteilung in einen Pro-USA-Block und einen Pro-China-Block kommen, könnte dies das globale Wirtschaftswachstum laut WTO-Berechnungen langfristig um bis zu 7% senken. Der Handel zwischen den USA und China wiederum könnte um 80% einbrechen. Unter dem schwächeren Welthandel würden insbesondere Entwicklungsländer leiden.
Die UN-Agentur für Handel und Entwicklung, UNCTAD, hatte am Montag die USA dazu aufgerufen, keine Zölle gegenüber Entwicklungsländern zu verhängen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für diese Staaten wären gravierend. Gleichzeitig könnte Trump über Zölle für diese Staaten weder das US-Handelsdefizit ausgleichen, noch größere Einnahmen für die USA generieren.
USA prüfen neue Zölle
Aufgrund des Schlingerkurses und widersprüchlicher öffentlicher Aussagen der US-Regierung ist unklar, inwieweit Trump im Zollkonflikt zu Verhandlungen und Zugeständnissen – insbesondere gegenüber China – bereit ist. Laut des US-Präsidialamtes ist Trump an Verhandlungen und Abkommen mit Peking interessiert. Gleichzeitig wies er jedoch Handelsminister Howard Lutnick an, neue Zölle auf alle Importe kritischer Mineralien zu prüfen.
Dazu zählen Kobalt, Nickel und die 17 seltenen Erden. Seltene Erden werden vor allem in der Rüstungs-, Elektrofahrzeug-, Energie- und Elektronikindustrie gebraucht. Ein großer Teil von ihnen wird in China gewonnen und verarbeitet. Dies ist Donald Trump ein Dorn im Auge. Vor wenigen Tagen hatte China wiederum als Reaktion auf die US-Zölle Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden verhängt.
WTO braucht Reformen
Aufgrund der Spannungen im Welthandel rechnen sowohl die WTO als auch UNCTAD damit, dass die globale Wirtschaft langsamer wächst. Die WTO senkte ihre Prognose von 2,8 auf 2,2%. UNCTAD ist mit 2,3% nur leicht optimistischer. „Dies ist eine deutliche Verlangsamung im Vergleich zu den durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten, die in der Zeit vor der Pandemie zu verzeichnen waren“, ordnet die UN-Organisation die Zahlen ein.
Um die Weltwirtschaft zu stärken, ruft Ngozi Okonjo-Iweala die WTO-Mitglieder zu einer besseren Zusammenarbeit und Fortschritten bei der Reform der WTO auf. „Angesichts dieser Krise haben die WTO-Mitglieder die einmalige Gelegenheit, der Organisation Dynamik zu verleihen, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, die Entscheidungsfindung zu straffen und unsere Abkommen so anzupassen, dass sie den heutigen globalen Realitäten besser gerecht werden.“ HCOB-Chefökonom Cyrus de la Rubia hält es ebenfalls für denkbar, dass in der Krise eine Chance für die WTO liegt. „Krisen können stets auch ein Katalysator für Reformen sein.“
WTO senkt Welthandelsprognose drastisch
Rückgang in diesem Jahr statt Wachstum um rund 3 Prozent – Neue Handelshemmnisse drohen
Der Welthandel dürfte 2025 wegen des Zollkriegs der USA einbrechen. Die Welthandelsorganisation WTO prognostiziert nun einen Rückgang um 0,2% statt wie bisher ein deutliches Wachstum. Zudem betont die Organisation, dass es gut möglich sei, dass es noch schlimmer für die Weltwirtschaft kommt.