Zügige deutsche Umsetzung des EU-AI-Act gefordert
Zügige deutsche Umsetzung des EU-AI-Act gefordert
Ampel-Aus bremst KI-Regulierung – TÜV hält die Etablierung neuer Rahmenbedingungen für einen entscheidenden Faktor im globalen Standortwettbewerb
lz Frankfurt
Nach Ansicht des TÜV-Verbands darf zur Umsetzung des europäischen AI-Acts in Deutschland nicht bis zur nächsten Regierungsbildung gewartet werden. Denn dieser bildet nach Meinung von Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, die Grundlage, um Europa und Deutschland im Wettbewerb um die KI-Technologie nicht ins Hintertreffen kommen zu lassen. Angesichts des Ampel-Aus seien Verzögerungen in diesem Feld „wettbewerbspolitisch schädlich“, sagte er bei der Vorstellung einer neuen Studie zur KI-Nutzung in Deutschland.
Leitmarkt entwickeln
„Jetzt gilt es, zügig einen einheitlichen Leitmarkt für KI-Prüfungen und -Zertifizierungen zu entwickeln, damit vertrauenswürdige KI – Made in Europe – zu einem Alleinstellungsmerkmal wird“, fordert Bühler. Um reale KI-Risiken gezielt regulieren zu können, sei es zudem wichtig, eine systematische KI-Schadensstatistik aufzubauen. Außerdem sei die Umsetzung des EU-AI-Act notwendig, um Anforderungen zur Transparenz, zu Risikomanagement und Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten zu entsprechen.
In der Studie zum zweiten Jahrestag der Vorstellung des KI-Modells ChatGPT wurde deutlich, dass eine deutliche Mehrheit der Deutschen Transparenz- und Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte fordern (90%). Zudem halten die Deutschen eine verpflichtende Sicherheitsprüfung von KI-Systemen durch unabhängige Prüfungsorganisationen für eine Voraussetzung, damit Produkte und Anwendungen mit KI sicher und ethisch vertretbar sind (83%).
Sorge vor Deepfakes
Dem liegen Sorgen von 87% der Befragten zugrunde, die fürchten, dass sie mithilfe von KI gefälschte Bilder und Videos (Deepfakes) nicht erkennen. 77% geben zudem an, den Wahrheitsgehalt bei Nachrichten im Internet („Fake News“) nicht prüfen zu können. Dies böte Raum zur Beeinflussung von Wahlen, und schade der Demokratie sowie dem öffentlichen Diskurs.
TÜV-Geschäftsführer Bühler verlangt in diesem Zusammenhang „klare Leitlinien für den Einsatz von KI im Wahlkampf und freiwillige Selbstverpflichtungen der politischen Parteien zum verantwortungsvollen Umgang mit KI“. Die Betreiber von Social-Media-Plattformen müssten konkrete Maßnahmen ergreifen, um demokratische Prozesse zu schützen. Darum müsse auch der Referentenentwurf für die deutsche Umsetzung des EU-AI-Acts zügig fertiggestellt werden. Dies schaffe „nicht nur Planungs- und Rechtssicherheit für Unternehmen und Prüforganisationen, sondern auch ein höheres Schutzniveau für die Bürger“.
Insgesamt zeigt die Umfrage unter rund 1000 Personen ab 16 Jahren, dass inzwischen jeder zweite Bundesbürger (53%) generative KI nutzt. Im Oktober vergangenen Jahres waren es erst 37%. „KI-Dienste entwickeln sich zu unverzichtbaren digitalen Alltagshelfern ähnlich wie Suchmaschinen, E-Mails oder Navigationsdienste sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich“, resümiert Bühler.
Regulierung erhöht Akzeptanz
Eine deutliche Mehrheit stimmt der Aussage zu, dass die KI-Technologie das Potenzial hat, sie im privaten und beruflichen Leben zu unterstützen. Allerdings will auch eine deutliche Mehrheit, dass sie vor den potenziellen Risiken geschützt wird (76%). Und da sich KI mehr und mehr zu einem Arbeitswerkzeug entwickelt, ist die Korrektheit der Ergebnisse umso wichtiger. Die Hälfte der Nutzer hat allerdings im Moment nur ein geringes oder gar kein Vertrauen in die KI-Ergebnisse. Um die Akzeptanz zu erhöhen, sei deshalb eine entsprechende Regulierung umso wichtiger, mahnt der TÜV.