Krise holt Markt für Leveraged Finance ein
phh Frankfurt
Die Realität hat den Leveraged-Finance-Markt im Mittelstand eingeholt. Vor allem im Schlussquartal ging dem Fremdfinanzierungsmarkt für Private-Equity-Übernahmen in Europa die Puste aus. Dies zeigt der neue Midcap Monitor von Houlihan Lokey für das Jahr 2022, in den die Börsen-Zeitung vorab Einblick erhielt. Die Investmentbankboutique erhebt darin quartalsweise alle mittelständischen Buy-out-Finanzierungen von Private-Equity-Investoren sowie die zugehörigen Add-on-Finanzierungen, Refinanzierungen und fremdfinanzierten Sonderdividenden (Recaps) in Europa mit Transaktionsvolumina zwischen 20 und 500 Mill. Euro, die von Banken oder Debt Funds abgeschlossen wurden.
In Europa blieb die Transaktionsanzahl im vergangenen Jahr um 5% hinter dem Wert des Vorjahres zurück, das mit 460 abgeschlossenen Transaktionen aber auch ein absolutes Rekordjahr gewesen ist. Besonders stark fiel der Rückgang im Schlussquartal im skandinavischen Raum sowie in den Benelux-Staaten aus, aber auch die Märkte in Großbritannien und Frankreich waren rückläufig. Der deutsche Markt hingegen konnte im vierten Quartal überraschend zulegen und sein Rekordergebnis aus dem Vorjahr knapp bestätigen. Der Gesamtmarkt profitierte dabei von einem noch starken ersten Halbjahr, das überwiegend von Transaktionen geprägt war, die noch vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine angestoßen worden waren. Im zweiten Halbjahr machten sich die negativen Auswirkungen des Krieges dann aber deutlich bemerkbar. Insbesondere die gestiegenen Inflationsängste sowie die höheren Rohstoff- und Energiekosten wie auch die eingeläutete Zinswende haben dem Markt zugesetzt.
Dass Private-Equity-Investoren, Debt Funds und Banken das Rekordergebnis in Deutschland dennoch bestätigen konnten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wind auch dort rauer wird. Das macht ein Blick auf die Finanzierungsanlässe deutlich: So nahm im vergangenen Jahr der Anteil von Neufinanzierungen stark ab, bei denen also ein Private-Equity-Investor ein Unternehmen von dessen Inhaber (Primary Buy-out) oder von einem anderen Finanzinvestor (Secondary Buy-out) übernimmt. Im Gegenzug ist der Anteil sogenannter Add-on-Finanzierungen stark gestiegen. Add-on-Akquisitionen sind kleinere Unternehmen, die ein Private-Equity-Investor im Rahmen einer Buy-and-Build-Strategie übernimmt und an ein bestehendes Portfoliounternehmen anbaut. Da diese strategischen Zukäufe in der Regel deutlich kleiner sind als das originäre Plattforminvestment, dürfte das Marktvolumen im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen sein. Der Markt verzeichnete also mehr Transaktionen, die im Schnitt jedoch kleiner waren. Private-Equity-Investoren, die bei ihren Übernahmefinanzierungen fast immer auch Fremdkapital einsetzen, fällt es dadurch leichter, eine Fremdkapitalfinanzierung zu finden, da sie auf einer bestehenden Finanzierung aufsetzen können.
Beim Neugeschäft zeigten sich zuletzt insbesondere die Debt Funds zurückhaltender. Der Leveraged-Finance-Markt wird dadurch komplizierter, die Finanzierungsprozesse werden deutlich komplexer, und die Finanzierungskosten nehmen zu.
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