Europa steht im Abseits
Euro-Schwäche
Europa steht
im Abseits
Von Dieter Kuckelkorn
Der Euro zeigt derzeit einen ausgeprägten Schwächeanfall. Er ist zeitweise unter die Marke von 1,03 Dollar gefallen, damit auf den niedrigsten Stand seit November 2022. Wenngleich das jüngste Tief in einem feiertagsbedingt ausgedünnten Devisenhandel stattfand, gehen die meisten Analysten davon aus, dass sich der Niedergang fortsetzt und der Euro die Parität zum Greenback markieren könnte.
Längste Rezession
Es gibt aktuell in der Tat wenig Argumente, die für eine Erholung des Euro sprechen. Die Europäische Zentralbank wird die Zinsen möglicherweise stärker senken als die US-Notenbank Federal Reserve, was den Greenback stützt. Zudem sind die Konjunkturaussichten für die Eurozone und ihr Schwergewicht Deutschland äußerst trübe. Während der Internationalen Währungsfonds gnädigerweise noch von Nullwachstum für Deutschland 2025 ausgeht, sagen andere Ökonomen voraus, dass es das nunmehr dritte Rezessionsjahr geben wird – so etwas hat es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch nie gegeben. In den USA treiben derweil die hohen Staatsausgaben die Konjunktur an.
Auf der Verliererseite
Vor allem aber stehen Deutschland und Europa auf der Verliererseite der aktuellen geopolitischen Umwälzungen, was die Zukunftsperspektiven Europas infrage stellt. Abgeschnitten von billigen Energielieferungen und aufgrund eigener Sanktionen der EU zunehmend auch von den Märkten im Osten des eurasischen Kontinents, sieht sich Europa nun einer neuen US-Administration gegenüber, die – trotz eines anderslautenden US-Presseberichts – knallhart US-Interessen auch auf Kosten der Europäer durchsetzen dürfte. Das betrifft nicht nur die teuren US-LNG-Erdgaslieferungen, von denen Europa nun auf Gedeih und Verderb abhängig ist, sondern auch eine mögliche Lawine an Strafzöllen, mit denen der künftige US-Präsident Donald Trump die Reindustrialisierung der USA herbeiführen will.
Strukturelle Defizite
Hinzu kommen die zahlreichen strukturellen Defizite Europas, das bei sämtlichen Zukunftstechnologien wie beispielsweise künstliche Intelligenz und Batterien, um nur zwei herauszugreifen, gegenüber den USA und China weit abgeschlagen ist.
Daher ist zu erwarten, dass sich die Euro-Schwäche fortsetzt. Irgendwann werden zwar Sorgen wegen der stark steigenden US-Staatsverschuldung wieder den Euro stützen. Bis dahin kann aber noch viel Zeit vergehen.