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Nicht alle haben recht

Nicht alle Marktteilnehmer haben die gleiche Meinung zur Konjunkturentwicklung. Positive Stimmung am Aktienmarkt wie dem Dax. Konjunktursorgen bei Öl- und Zinsakteuren. Aber sie können nicht alle richtigliegen.

Nicht alle haben recht

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Nicht alle
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Von Kai Johannsen

Die Tatsache, dass Einschätzungen von Marktakteuren über Entwicklungen von Konjunktur, Inflation sowie anderen makroökonomischen Größen und damit einhergehend über die Performance von Assets wie Aktien, Anleihen, aber auch Devisen und Rohstoffen etc. auseinandergehen, ist so alt wie die Existenz dieser Kapitalmarktsegmente und Assets selbst. Doch alle Marktakteure in allen Marktsegmenten können mit ihren Meinungen nicht gleichzeitig am Ende des Tages recht behalten, irgendjemand muss dann selbstredend mit seiner Meinung schlussendlich schiefliegen. Aktuell spricht vieles für sich abschwächende Volkswirtschaften dies- und jenseits des Atlantiks. Das deuten Stimmungsindikatoren wie etwa hierzulande der Ifo-Index an. Viel spricht dafür, dass die Wirtschaft in Deutschland, aber auch in der Eurozone auf dem absteigenden Ast ist. Das Gleiche gilt für die USA. Die Zentralbanken EZB und Fed haben ja auch schon darauf reagiert. Nach Leitzinssteigerungen zur Bekämpfung der Inflation sind die Währungshüter dieses Jahr zu Zinssenkungen übergegangen, um der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Offensichtlich herrscht hier mehr die Sorge vor Rezession vor als vor erneuter Ausuferung der Inflation – ein klares Signal. So sehen es auch die Akteure an den Zinsmärkten. Die Tendenz bei Bondrenditen weist nach unten. Ebenso ist es beim Ölpreis. Auch am Rohölmarkt stellen sich Akteure auf eine sich eintrübende Konjunktur ein. Der Preis neigt nicht erst seit gestern zur Schwäche.

Anders sehen die Einschätzungen derzeit – noch – an den Aktienmärkten aus. Der Dax markierte am Donnerstag wieder Rekord oberhalb von 19.000 Punkten. Dahinter steht auch die Zinsfantasie – also die Aussicht auf weiter sinkende Leitzinsen. Aber wenn die Wirtschaft in vielen Ländern tatsächlich in die Rezession abgleitet, was derzeit ja sehr wahrscheinlich ist, dann bricht Unternehmen, die sich zwar günstiger refinanzieren können, die Erlösseite weg. Ob dann eine weitere Rekordjagd von Aktien gerechtfertigt ist, muss schon arg in Zweifel gezogen werden.

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