KommentarRüstungswerte

Schaumschlägerei und Realität

Klar, die europäischen Militärausgaben werden steigen. Doch die Aktienkurse der Rüstungsunternehmen schießen weit darüber hinaus.

Schaumschlägerei und Realität

Rüstungswerte

Schaumschlägerei und Realität

Von Andreas Hippin

Geht es um Blasenbildung an den Börsen, wird gerne auf US-Technologiewerte wie Nvidia verwiesen. Die Kursentwicklung europäischer Rüstungsaktien wie BAE Systems oder Rheinmetall zeigt jedoch, dass es nicht nur bei den Vorzeigeunternehmen in Sachen künstliche Intelligenz übertriebene Wachstumshoffnungen gibt.

Natürlich darf man mit Blick auf das schwindende Interesse Washingtons am alten Kontinent davon ausgehen, dass die Verteidigungsausgaben in Europa steigen werden. Die Frage ist nur, wo das Geld herkommen soll, um die wortgewaltigen Ankündigungen von Keir Starmer, Emmanuel Macron und Ursula von der Leyen in die Tat umzusetzen.

Begrenzte Mittel

Denn trotz aller Schaumschlägerei stehen nur sehr begrenzte Mittel für die mit großer Geste angekündigte Wiederbewaffnung Europas zur Verfügung. Hinzu kommt, dass Rüstung eine Ressourcenverschwendung sondergleichen ist. Nicht nur volkswirtschaftlich betrachtet, sondern auch aus Politikersicht: Im Gegensatz zu neuen Schulen, Krankenhäusern und Straßen bringen neue Panzer nicht viele Wählerstimmen.

Großbritannien musste einen wesentlichen Teil des Entwicklungshilfebudgets umwidmen, um seine Militärausgaben zu erhöhen. In Deutschland wird wohl die Schuldenbremse gelöst. Doch von Steuererhöhungen für den Kauf von Kanonen war nirgendwo die Rede. Wie sehr die Umsätze der Rüstungskonzerne steigen, hängt also davon ab, wie aufnahmefähig die Bondmärkte für noch mehr Schulden sind.

Institutionelle Investoren winken ab

Und wer soll eigentlich die Mittel zur Verfügung stellen, um die nötigen Waffenschmieden aufzubauen? Eine ganze Reihe institutioneller Investoren hat bereits klargestellt, dass ihnen ESG-Ausschlusskriterien wichtiger sind.

Und was wäre eigentlich, wenn es Donald Trump schaffen sollte, den Krieg in der Ukraine zu beenden? Nach kurzem Beteuern, dass man Russland Paroli bieten müsse, dürften schnell wieder Themen wie Kindergrundsicherung und Mütterrente in den Vordergrund rücken. Zumindest einen Teil der Kursgewinne jetzt schon mitzunehmen ist da keine schlechte Idee.

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