Wer gibt in Davos die Antwort auf Trump?
Davos 2025
Wer gibt die Antwort auf Trump?
Von Sebastian Schmid
Noch ist unklar, mit wem die neue US-Regierung zum Weltwirtschaftsforum reist. Dominieren dürfte sie viele Gespräche dennoch.
Schon vergangenes Jahr waren die Vorzeichen vor dem Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos düster. Fast zwei Drittel der befragten Entscheider fürchteten sich vor turbulenten, wenn nicht gar stürmischen Zeiten in den kommenden zehn Jahren. Neben den Folgen des Klimawandels bereitete die immer schwierigere Geopolitik Sorgen. 2025 feiert mit US-Präsident Donald Trump derweil eine ganz neue Gefahr für das globale Miteinander ihre Rückkehr auf die Weltbühne. Seine imperialistischen Überlegungen im Vorfeld seines Amtsantritts lassen nichts Gutes erahnen.
Noch kein Vertreter angekündigt
In Davos wird man zu Beginn wohl nur über die neue US-Administration sprechen können, nicht aber mit ihr. Denn bislang konnte sich noch kein Vertreter der neuen Regierung in dem Schweizer Bergdorf ankündigen. Die Vereidigung von Trump fällt auf denselben Tag wie der Startschuss des WEF. Womöglich kann dort trotzdem schon Konkretes diskutiert werden. Denn Trump hat einen schnellen Start versprochen und dürfte gleich in den ersten Stunden Entscheidungen treffen. Børge Brende, Präsident des WEF, hat zudem erklärt, er befinde sich im Austausch mit der neuen US-Administration. Er sei zuversichtlich, dass hochrangige Regierungsvertreter in die Schweiz reisen würden. Fragen der internationalen Zusammenarbeit, des Umgangs mit künstlicher Intelligenz, aber auch Sozialen Medien bleiben drängender denn je.
Allerdings besteht auch eine Chance für das WEF. Die neue Trump-Administration macht zwar vor Start der neuen Amtszeit einen unkooperativen Eindruck. Noch sind aber keine irreparablen Schäden entstanden, sodass die Chancen, den neuen US-Präsidenten in einen internationalen Dialog einzubinden, vielleicht besser als zu jedem anderen Zeitpunkt stehen. Allerdings gilt das nur für die amerikanische Seite. In Kanada kündigt sich ein Regierungswechsel an. Derweil war die Europäische Union selten so wenig bereit für internationale Verhandlungen. Der französische Präsident Emmanuel Macron ist gut zwei Jahre vor Ende seiner Amtszeit geschwächt wie nie. Im vergangenen Jahr war er nach Davos gereist und hatte die EU-Länder vergeblich beschworen, gemeinsame Schulden aufzunehmen, um in die Zukunft des Kontinents zu investieren. Schon damals stand der einstige Hoffnungsträger innenpolitisch mit dem Rücken zur Wand. Eine vorgezogene Parlamentswahl und mehrere Regierungswechsel später hat sich seine Lage nur verschärft.
Rolle Deutschlands völlig offen
Und ihm fehlen Ansprechpartner. In Deutschland ist die vor einem Jahr schon zerstrittene Ampel-Regierung längst zerbrochen. Neuwahlen stehen einen Monat nach Davos an. Im Prinzip ist Deutschland also kopflos. Auch über die internationalen geopolitischen Ziele und Prioritäten einer Nachfolgeregierung unter der wahrscheinlichen Führung von CDU-Spitzenkandidat Friedrich Merz kann angesichts schwierig zu erwartender Koalitionsverhandlungen derzeit nur spekuliert werden. Die Schwäche der nationalen Regierungen sorgt auch in der EU-Kommission für Verunsicherung. Trat Brüssel in den vergangenen Jahren stets mit breiter Brust auf, hat die neue EU-Kommission zwar strenge Prüfungen der US_Tech-Plattformen zugesagt. Der tatsächliche Beweis der Entschlossenheit steht aber noch aus. Und der erfordert jede Menge Stehvermögen, nachdem die US-Unternehmen sich bei Trump über das ruppige Vorgehen der Europäer beschwert haben. Die noch amtierende Biden-Administration stand der Marktmacht der Tech-Riesen selbst kritisch gegenüber. Mit Trumps „America First“-Ansatz ist die Zeit vorbei.
Bleiben also die europäischen Unternehmensführer, die sich selbst überlegen müssen, wie sie mit der geopolitischen Abrissbirne Trump umgehen wollen. Ihre US-Pendants haben es sich leicht gemacht und schwenken fast durchweg auf den Trump-Kurs ein – weniger Nachhaltigkeit, weniger Diversität und mehr US-Fokus. In Davos muss sich nun zeigen, ob zumindest alternative Ansätze, die internationale Kooperation ins Zentrum stellen, entwickelt werden können. Gelingt das nicht, droht Davos dauerhaft zu werden, was es die anderen 360 Tage im Jahr ohnehin schon ist: ein kleines, wohlhabendes Schweizer Bergdorf fernab der Wirklichkeit im Rest der Welt.