Neue Anklage gegen Ex-VW-Chef Winterkorn
ste Hamburg
Nach dem Vergleich mit Volkswagen über eine Schadenersatzzahlung von 11,2 Mill. Euro wegen aktienrechtlicher Sorgfaltspflichtverletzungen im Dieselabgasskandal sieht sich der frühere Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn mit einer neuen Anklage konfrontiert. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem kurz nach Bekanntwerden der Abgasmanipulation im September 2015 zurückgetretenen Konzernchef vor, im Januar 2017 vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages uneidlich falsch ausgesagt zu haben.
Er habe bewusst falsche Angaben dazu gemacht, wann er über den Einsatz der Manipulationssoftware informiert worden sei, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ein Sprecher des 74-Jährigen nannte die Anklage überflüssig. Winterkorn, der stets bestritten hat, vor der Aufdeckung des Dieselskandals von den Manipulationen gewusst zu haben, muss sich zusammen mit anderen Ex-Managern von Mitte September an in einem Strafprozess vor dem Landgericht Braunschweig wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs verantworten.
Neben der Zahlung durch Winterkorn sieht der jüngste Vergleich des Wolfsburger Zwölfmarkenkonzerns zu Regressforderungen gegen ehemalige Manager vor, dass Ex-Audi-Chef Rupert Stadler 4,1 Mill. Euro zahlt. Auf die ehemaligen Porsche- und Audi-Vorstandsmitglieder Wolfgang Hatz und Stefan Knirsch entfallen 1,5 Mill. bzw. 1 Mill. Euro. Gegen den früheren Audi-Vorstand Ulrich Hackenberg, der nicht zu einer Einigung bereit war, sollen gerichtliche Schritte vorbereitet werden.
Ungleich größer als die Schadenersatzleistungen der früheren Vorstände ist die Summe, die Volkswagen nach einer Einigung über Entschädigungszahlungen aus der Managerhaftpflichtversicherung erhält. Den Angaben zufolge werden die D&O-Versicherer um die Zurich-Gruppe 270 Mill. Euro an den Konzern zahlen, den der Abgasskandal bis heute mit mehr als 32 Mrd. Euro belastet hat. Es handelt sich dem Vernehmen nach um den mit Abstand höchsten Betrag aus einer versicherten Abdeckung, den ein solches Konsortium in Deutschland bislang vereinbarte. Dem Vergleich müssen noch die Aktionäre auf der VW-Hauptversammlung am 22. Juli zustimmen.
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