Nach "Stargate"-Ankündigung

Zwischen Trump und Musk tun sich erste Risse auf

Elon Musk kritisiert eine von Donald Trump unterstützte milliardenschwere neue KI-Initiative. Damit tut sich zwischen dem streitbaren Unternehmer und dem neuen US-Präsidenten ein Spalt auf.

Zwischen Trump und Musk tun sich erste Risse auf

Erste Risse zwischen Trump und Musk werden sichtbar

xaw New York

Wie lange die Beziehung zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Unterstützer Elon Musk halten wird, ist unter Politbeobachtern in Washington ein heißes Thema. Nun werden kurz nach der Amtseinführung des Republikaners erste Risse zwischen den Alphatieren sichtbar. So stellt Musk ein Projekt infrage, das Trump erst Stunden zuvor als „durchschlagenden Vertrauensbeweis für das Potenzial Amerikas unter einem neuen Präsidenten“ bezeichnet hatte: die Datenzentren-Partnerschaft „Stargate“.

Präsident im Überschwang

Die Tech-Schmiede OpenAI, die japanische Softbank Group und der Datenbankriese Oracle hatten das Joint Venture am Dienstag im Weißen Haus angekündigt. Die Partner wollen über das Gemeinschaftsunternehmen zunächst 100 Mrd. Dollar in den Ausbau der amerikanischen KI-Infrastruktur stecken. Über die kommenden vier Jahre sollen die Investitionen auf bis zu 500 Mrd. Dollar steigen.

Trunken vom Sieg: Elon Musk bei den Feierlichkeiten zu Donald Trumps Amtseinführung. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Susan Walsh.

Doch Musk glaubt nicht daran, dass die Investitionszusagen durch Kapital gedeckt sind. „Sie haben das Geld in Wahrheit gar nicht“, schrieb der Tesla-Chef auf seiner Plattform X. Softbank habe „weniger als 10 Mrd. Dollar gesichert“, das wisse er „aus zuverlässiger Quelle“. Tatsächlich bezeichneten Analysten die Investitionspläne in zentralen Punkten noch als vage. So sei unklar, wie die Partner die notwendigen Mittel aufbringen wollen.

Microsoft hat seit 2019 zwar mehr als 13 Mrd. Dollar in OpenAI investiert und sich im Gegenzug eine Beteiligung von 49% an den künftigen Gewinnen des Start-ups gesichert – bei einer 6,6 Mrd. Dollar schweren Finanzierungsrunde, an der auch Softbank beteiligt war, kam das Start-up im Oktober auf eine Bewertung von 157 Mrd. Dollar. Doch noch verfügt OpenAI über kein profitables Geschäftsmodell und verbrennt in hohem Tempo liquide Mittel. Oracle konnte zuletzt Cash-Bestände und marktgängige Wertpapiere von etwas mehr als 11 Mrd. Dollar vorweisen, allerdings auch kurzfristige Verbindlichkeiten von über 29 Mrd. Dollar. Softbank, die ihre Beteiligung an OpenAI derzeit über den Kauf von Mitarbeiteraktien aufstockt, verfügt über rund 30 Mrd. Dollar an liquiden Mitteln.

Musks heftige Rivalitäten

Die Trump-Sprecherin Karoline Leavitt sagte dem Sender Fox News, angesprochen auf Musks Kommentare, ihr Chef sei sehr erfreut über die Joint-Venture-Ankündigung vom Dienstag. „Das amerikanische Volk sollte sich auf das Wort von Präsident Donald Trump und der CEOs verlassen“, betonte sie. „Diese Investitionen kommen in unser großartiges Land und mit ihnen amerikanische Jobs.“

Doch dass Musk bereits von der Linie des Trump-Lagers abweicht, zeigt laut Washington-Insidern nicht nur, dass der selbsternannte „Free Speech“-Verfechter seine ungefilterten Meinungsäußerungen auch nach dem Regierungswechsel nicht einstellt. Sie verdeutlichen auch, welch heftige Rivalitäten der Tesla-Chef mit anderen Wirtschaftsköpfen pflegt, deren Unterstützung Trump für seine ökonomische Agenda benötigt.

Ringen um die KI-Vormachtstellung

Insbesondere mit OpenAI-Chef Sam Altman verbindet Musk eine Feindschaft. Der Milliardär verklagte die Tech-Schmiede 2024, weil diese gegen ihre Gründungsvereinbarung verstoßen habe. Musk war 2018 vom Posten des Co-Vorsitzenden abgetreten und fuhr seine finanzielle Unterstützung zurück – nach eigener Darstellung im Streit über Altmans Pläne für die Entwicklung des gewinnorientierten Firmenarms. „Die Niedertracht und Täuschung“ der OpenAI-Gründer habe Ausmaße angenommen, wie sie sonst „in einem Shakespeare-Drama“ zu finden seien, heißt es in einer Klageschrift. Musk macht Altmans Firma inzwischen mit seinem Start-up xAI Konkurrenz.

Donald Trump kündigt „Stargate“ gemeinsam mit Sofbank-CEO Masayoshi Son, Oracle-Gründer Larry Ellison und OpenAI-Chef Sam Altman (von links) an. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Julia Demaree Nikhinson.

Seine jüngsten Äußerungen lösten ein Wortgefecht aus. Zwar bezeichnete Altman Musk in einem Post als „inspirierendsten Unternehmer unserer Zeit“. Seine Bemerkungen zu „Stargate“ entsprächen jedoch nicht der Wahrheit. „Ich verstehe, dass das, was großartig für unser Land ist, nicht immer optimal für deine Unternehmen ist“, schrieb Altman. „Doch ich hoffe, dass du Amerika in deiner neuen Rolle an erste Stelle setzen wirst.“ Musk soll das neue Department of Government Efficiency der Trump-Administration führen und hat durch Bürokratieabbau Einsparungen von 2 Bill. Dollar in Aussicht gestellt.

Will neue Perspektiven auf Trump gewonnen haben: OpenAI-Chef Sam Altman. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Al Drago.

Musk schoss mit einer Reihe an Posts zurück. Unter anderem schrieb er „Sam ist ein Schwindler“ und retweetete einen Kommentar, auf dem wohl eine Drogenpfeife und ein Säckchen mit Pulver unter der Beschriftung „Geleaktes Foto des Research-Tools, mit dem OpenAI auf die Zahl von 500 Mrd. Dollar für Stargate gekommen ist“ zu sehen waren.

Kampf um Zuneigung

Die Tech-Unternehmer ringen auf X nun um die Zuneigung des Präsidenten. Musk postete einen Tweet von Altman aus dem Jahr 2021, in dem dieser den Venture-Capital-Lenker und demokratischen Parteispender Reid Hoffman dafür lobte, dabei geholfen zu haben, eine Wiederwahl Trumps im Jahr 2020 zu verhindern. Altman betonte darauf, dass er den neuen Präsidenten jüngst sorgfältiger beobachtet habe, „hat meinen Blick auf ihn wirklich verändert“. Er werde „sicher nicht in allem“ mit Trump übereinstimmen, „aber ich glaube, er wird auf vielerlei Weise unglaublich für unser Land sein“.

Kritik aus dem „MAGA“-Lager

Musk ist zuletzt auch mit anderen Verbündeten des neuen Präsidenten aneinandergeraten. So warb er dafür, dem Co-Chef von Trumps Übergangsteam, Howard Lutnick, die Führung des US-Finanzministeriums zu übertragen, und nicht dem als moderater geltenden Hedgefonds-Manager Scott Bessent. Innerhalb des Trump-Lagers tat sich angesichts des Ringens um den Treasury-Spitzenposten zwischenzeitlich ein Spalt auf. Bessent setzte sich letztlich durch, Lutnick soll stattdessen Handelsminister werden.

Der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon ist kein Freund Elon Musks. Foto: picture alliance / Sipa USA | Alexandra Buxbaum.

Steve Bannon, Berater des Weißen Hauses in Trumps erster Amtszeit, kritisierte Musk indes scharf. Dieser wolle einen „Techno-Feudalismus auf globaler Ebene implementieren“, sagte Bannon zu Jahresbeginn in einem Interview mit dem italienischen „Corriere della Sera“. Dabei bezog er sich auf Musks Unterstützung für ein Programm, in dessen Rahmen hoch qualifizierte Tech-Fachkräfte mit speziellen, von Unternehmen gesponserten Arbeitsvisa in die Vereinigten Staaten kommen dürften. Mit der rechten Verschwörungstheoretikerin Laura Loomer geriet der Milliardär ebenfalls in Sachen Immigration aneinander.

Trump-Verbündete und -Mitarbeiter zeigen sich laut Medienberichten verstimmt darüber, dass Musk stetigen Zugang zum Präsidenten besitze – und in Meetings zu lange über Dinge spreche, von denen er keine Ahnung habe. Nun kritisiert Musk aber erstmals offen eine Wirtschaftsinitiative Trumps. Die Kritiker des Tesla-Chefs hoffen, dass er sich damit zu weit aus dem Fenster gelehnt hat.

Von Alex Wehnert, New York