BP bedenkt Anleger mit Aktienrückkauf
hip London
Der Ölkonzern BP hat dank des rasanten Energiepreisanstiegs im Schlussquartal 2021 mit seinem Geschäftsergebnis die Markterwartungen übertroffen. Dass das Management seine Aktionäre mit einem Aktienrückkauf und einer Dividendenerhöhung bedachte, gab in Großbritannien Forderungen nach einer Besteuerung nicht einplanbarer Gewinne (Windfall Profits) Auftrieb. Wie das FTSE-100-Schwergewicht, dessen Aktie gestern im späten Handel nachgab, mitteilte, lag das bereinigte Ergebnis zu Wiederbeschaffungskosten bei 4,07 (i.V. 0,12) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt 3,87 Mrd. Dollar auf der Rechnung. Der operative Cashflow verbesserte sich auf 6,12 (2,27) Mrd. Dollar. Die Nettoverschuldung ging das siebte Quartal in Folge zurück.
Investitionen in den Umbau
BP habe 2021 geliefert, was angekündigt wurde, zeigte sich CEO Bernard Looney zufrieden. „Wir haben die Bilanz gestärkt und die Rendite gesteigert“, sagte Looney. „Wir liefern den Aktionären Ausschüttungen – mit angekündigten Aktienrückkäufen im Volumen von 4,15 Mrd. Dollar und einer höheren Dividende. Und wir investieren in die Zukunft.“ Das Management stellte mit den Geschäftszahlen ein Update seiner Planung für einen schnelleren Konzernumbau hin zu erneuerbaren Energien vor. Bis 2025 sollen die Investitionen in diese Geschäfte zwei Fünftel der gesamten Kapitalanlageinvestitionen ausmachen, bis 2030 die Hälfte. Bis dahin sollen diese Segmente zwischen 9 Mrd. und 10 Mrd. Dollar zum operativen Ergebnis (Ebitda) beitragen. Auf dem Heimatmarkt entwickelt BP Offshore-Windenergie im Irischen Meer und vor der schottischen Küste sowie Solarstrom im ganzen Land mit Lightsource BP. Ein weiteres Thema ist die Produktion von „blauem“ und „grünem“ Wasserstoff in Schottland und in der nordenglischen Industrieregion Teesside.
Rentabilität unbekannt
„BP watet in unbekannte Gewässer“, schrieb die Analystin Laura Hoy von Hargreaves Lansdown. „Die Rentabilität der neuen Geschäfte ist nicht bekannt, und es besteht die Möglichkeit, dass sie den während des Wandels aufgegebenen Cashflow von Öl und Gas nicht ausgleichen werden.“ BP habe sich dem Thema saubere Energien aggressiver verschrieben als manch ein Wettbewerber. „Läuft alles nach Plan, kann das ein großer Vorteil sein“, schrieb Hoy. Bekomme man es nicht richtig hin, könne es aber auch hohe Kosten verursachen.
Und noch ein Problem für BP: Sollten sich die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter zuspitzen, wäre BP der Ölkonzern, der am meisten zu verlieren hätte. Ihm gehört seit dem Verkauf seines TNK-BP-Anteils rund ein Fünftel an der russischen Rosneft. Die Beteiligung steuerte im abgelaufenen Quartal 745 (311) Mill. Dollar zum bereinigten Ergebnis bei. Im Falle harscher Sanktionen nach einem Angriff auf die Ukraine wären die Geschäftsbeziehungen vermutlich nicht aufrechtzuerhalten.
Der Rivale Shell ist eine „strategische Partnerschaft“ mit Gazprom eingegangen. Gemeinsam mit Gazprom, Mitsui und Mitsubishi entwickelt das Unternehmen das Öl- und Gasfeld Sachalin 2 im Ochotskischen Meer.
Vorausgesetzt der Ölpreis hält sich über 60 Dollar je Barrel (je 159 Liter), will das Management die Aktionäre jährlich mit einer Dividendenerhöhung um 4 % und Aktienrückkäufen im Volumen von 4 Mrd. Dollar erfreuen. BP erwartet, dass sich Ölangebot und -nachfrage im laufenden Jahr auf den Gleichgewichtszustand hinbewegen werden, wegen des niedrigen Niveaus der noch zur Verfügung stehenden zusätzlichen Kapazitäten sei aber mit Preisvolatilität zu rechnen. Das gelte mit Blick auf niedrige Lagerbestände und die anhaltende geopolitische Ungewissheit auch für den Gasmarkt.
BP | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Umsatz (Mrd.) | 158 | 106 |
Explorationskosten | 424 | 10 280 |
Bereinigtes Ergebnis zu Wiederbeschaffungskosten | 12 815 | – 5 690 |
Nettoergebnis | 7 565 | – 20 305 |
Operativer Cash-flow | 23 612 | 12 162 |
Nettoverschuldung | 30 613 | 38 941 |
Eigenkapitalrendite ROACE (%) | 13,3 | – 3,8 |
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