Automobilindustrie

EU-Automarkt schwächelt auch im internationalen Vergleich

Die Chipkrise hat den Automarkt in der EU härter getroffen als die USA oder China. Während die beiden größten Pkw-Märkte der Welt trotz Gegenwind steigende Autoverkäufe verzeichneten, sank der Absatz in der EU noch unter das Niveau des schwachen Vorjahres 2020.

EU-Automarkt schwächelt auch im internationalen Vergleich

Die großen internationalen Automärkte haben sich 2021 sehr unterschiedlich entwickelt. Während der Absatz in der Europäischen Union von einem bereits deutlich reduzierten Vorjahresniveau ausgehend noch einmal um 2,4% auf 9,7 Millionen Fahrzeuge absackte, stieg der Absatz in den USA um 3,1% auf 14,9 Millionen Pkw und Light Trucks. In China zogen die Neuzulassungen laut Branchenverband CAAM sogar um 6,6% auf 21,1 Millionen Autos an. Im Reich der Mitte wird sogar für Dezember Wachstum ausgewiesen, während praktisch alle anderen Märkte für den letzten Monat des vergangenen Jahres prozentual zweistellige Absatzeinbrüche ausgewiesen haben. In Deutschland lief es mit einem Rückgang um 27% sogar noch schlechter als im EU-Durchschnitt.

Trendwende erst 2023 erwartet

Eine Besserung der Lage ist laut Peter Fuß, Partner und Autoexperte bei EY, vorerst auch nicht zu erwarten. „Die Konjunkturaussichten haben sich zuletzt eingetrübt, denn Omikron führt zu neuen Unsicherheiten und Risiken – nicht zuletzt für die globalen Lieferketten.“ Zudem habe die Chipkrise den Neuwagenmarkt weiterhin fest im Griff, und eine Verbesserung der Versorgung mit Halbleitern sei angesichts des hohen Bedarfs vorläufig nicht in Sicht. Damit werde es wohl auch 2022 keine Trendwende auf dem Neuwagenmarkt geben. „Die Erholung verschiebt sich auf 2023.“ Für das erste Halbjahr rechnet Fuß mit weiter rückläufigen Neuzulassungen. „Erst in der zweiten Jahreshälfte könnte es zaghaft wieder aufwärts gehen.“ Als bremsend wirke sich auch der Markterfolg von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden aus, da in elektrifizierten Pkw noch deutlich mehr Chips verbaut werden als in Verbrenner-Modellen. Damit wirkt sich die Chipkrise in Europa, wo der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge besonders schnell steigt, auch stärker auf die Neuzulassungsentwicklung aus. Der Absatz elektrifizierter Neuwagen könnte deutlich höher sein, wenn die Industrie lieferfähig wäre“, beobachtet Fuß. Im Gesamtjahr 2021 zog der Absatz batterieelektrischer Fahrzeuge in der EU um 73% an. Im Dezember lag das Plus nur noch bei 11%.

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