Autoindustrie

EU-Automarkt schwächelt im weltweiten Vergleich

Der Neuwagenabsatz im EU-Automarkt ist 2021 infolge des Chipmangels weiter um 2,4% gesunken, während die weltgrößten Automärkte China und USA zugelegt haben. Eine Trendwende 2022 wird nicht erwartet.

EU-Automarkt schwächelt im weltweiten Vergleich

ste Hamburg

Der Automarkt in Europa und der Europäischen Union (EU) hat sich 2021 schwächer entwickelt als die meisten anderen Pkw-Märkte weltweit. Wie der europäische Herstellerverband Acea am Dienstag mitteilte, sorgten die Engpässe in der Versorgung mit Halbleiterprodukten vor allem in der zweiten Jahreshälfte dafür, dass die Neuzulassungen 2021 in der EU um 2,4% oder gut 239000 auf 9,7 Millionen Fahrzeuge sanken – trotz der historisch niedrigen Vergleichsbasis 2020.

Im ersten Coronakrisenjahr war der Pkw-Absatz in der EU Acea-Angaben zufolge um gut 3 Millionen Fahrzeuge oder knapp 24% so stark wie in keinem Jahr zuvor seit Beginn der Berechnungen geschrumpft. Gemessen am Niveau des Jahres 2019, dem letzten vor Beginn der Corona-Pandemie, lagen die Pkw-Neuzulassungen in der EU im vergangenen Jahr um 3,3 Millionen Fahrzeuge niedriger. Dabei entwickelten sich die vier größten Automärkte 2021 unterschiedlich: Während in Deutschland mit 2,62 Millionen Autos 10,1% weniger zugelassen wurden als im Vorjahr, stieg der Neuwagenabsatz in Frankreich um 0,5% (auf 1,66 Millionen), in Italien um 5,5% (auf 1,46 Millionen) und in Spanien um 1% (auf gut 859000) an.

Größte Märkte legen zu

In Europa – in den 27 EU-Staaten sowie Großbritannien und den Efta-Staaten Island, Norwegen und Schweiz – gingen die Pkw-Neuzulassungen 2021 etwas geringer als in der EU um 1,5% auf 11,8 Millionen Fahrzeuge zurück. Großbritannien verbuchte einen Anstieg um 1% auf 1,65 Millionen Fahrzeuge. Auch die weltgrößten Automärkte China und USA legten nach Angaben des Branchenverbandes CAAM bzw. des Branchendienstes Wards Intelligence beim Neuwagenabsatz zu – um 6,6% auf 21,1 Millionen bzw. um 3,1% auf 14,9 Millionen Fahrzeuge. Der chinesische Pkw-Markt schnitt damit sogar besser ab als 2019, dem letzten Jahr vor Beginn der Pandemie.

Zuwächse beim Pkw-Absatz wurden im abgelaufenen Jahr ferner in Indien (+26,7% auf 3,1 Millionen), Brasilien (+1,1% auf 2 Millionen) und in Russland (+4,3% auf 1,7 Millionen) verbucht. In Japan gab der Absatz stärker als in der EU um 3,5% auf 3,7 Millionen Neuwagen nach.

Nach einem schwachen Jahresausklang – im Dezember sanken die Autoneuzulassungen nach Angaben von Acea in der EU um 22,8% auf 795295 Fahrzeuge, in Deutschland sogar um 26,9% auf knapp 228000 – rechnen Beobachter vorerst nicht mit einer Besserung der Lage. Im Gegenteil, so Peter Fuß, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY: Die Konjunkturaussichten hätten sich zuletzt eingetrübt, die Virusvariante Omikron führe zu neuen Unsicherheiten und Risiken nicht zuletzt für die globalen Lieferketten. Zudem habe die Chipkrise den Neuwagenmarkt „weiterhin fest im Griff“. Eine Verbesserung der Versorgung mit Halbleitern sei angesichts des hohen Bedarfs vorläufig nicht in Sicht. „Damit wird es wohl auch 2022 keine Trendwende auf dem Neuwagenmarkt geben.“ Selbst wenn der Absatz verglichen mit 2021 leicht steige, wäre der Markt weit vom Vorkrisenniveau entfernt. „Die Erholung verschiebt sich also auf 2023.“

Für das erste Halbjahr 2022 geht der Autoexperte von weiter sinkenden Neuzulassungszahlen aus. „Erst in der zweiten Jahreshälfte könnte es zaghaft wieder aufwärtsgehen.“ Für zusätzliche Engpässe sorge nicht zuletzt der Markterfolg von Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen, da in den elektrifizierten Autos deutlich mehr Chips verbaut würden als in Verbrennermodellen. In den fünf größten Automärkten Westeuropas erhöhte sich der Absatz von Elektroautos 2021 um 73%.

Volle Auftragsbücher

Immerhin, so der EY-Partner weiter, sei die Nachfrage nach Neuwagen anhaltend groß. Die Auftragsbücher der Hersteller seien voll. Infolge der stark beeinträchtigten Neuwagenproduktion geht Fuß weiter von einem hohen Niveau der Neuwagen- und Gebrauchtwagenpreise aus. „In der aktuellen Marktsituation haben die Hersteller es nicht nötig, Rabatte zu geben.“

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