Der AC Mailand hat sich am letzten Spieltag die erste italienische Fußball-Meisterschaft seit elf Jahren gesichert. Ebenfalls in letzter Minute scheint der US-Investmentfonds RedBird Capital das Rennen um die Übernahme des Vereins gemacht zu haben. Das berichtet die Wirtschaftszeitung „Il Sole 24 Ore“. Bis vor wenigen Tagen galt es als ausgemacht, dass der Club arabisch wird und der Investmentfonds Investcorp neuer Eigentümer wird. Doch RedBird hat die Offerte aus Bahrain mit einer Offerte über 1,3 Mrd. Euro plus Übernahme finanzieller Lasten von 500 Mill. Euro offenbar ausgestochen. Investcorp soll 1,2 Mrd. Euro geboten haben.

Der bisherige Eigner, der Hedgefonds Elliott von Paul Singer, will wohl als Minderheitsaktionär mit an Bord bleiben. Details sollen in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Als Berater fungieren die Banken J.P. Morgan und Bank of America Merrill Lynch.

Elliott hatte 2018 die Kontrolle des angeschlagenen Traditionsclubs übernommen. Der Chinese Li Yonghong, der den siebenmaligen Champions-League-Gewinner 2017 für 740 Mill. Euro von Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi mit Krediten von Elliott erworben hatte, konnte damals seine Rückzahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen. Der Club fiel deshalb an Elliott. Nach einer Restrukturierung und Sanierung sowie mit einem neuen Management unter Club-Ikone Paolo Maldini und Trainer Stefano Pioli kam der Erfolg zurück. Das um die Altstars Zlatan Ibrahimovic (40) und den vor einem Jahr geholten Franzosen Olivier Giroud (35) aufgebaute Team mit vielen jungen Spielern, das in der vergangenen Saison Vizemeister geworden war, schaffte in dieser Spielzeit das völlig Unerwartete: die Meisterschaft.

RedBird kontrolliert bereits den FC Toulouse in Frankreich und hat den Club zurück in die Ligue 1 geführt. Der Großteil der italienischen Serie A ist mittlerweile in amerikanischer Hand. Bei Absteiger CFC Genua ist es 777 Partners, bei der AS Rom ist es Dan Friedkin, der den Club von der Börse nehmen will, beim AC Florenz der Italo-Amerikaner Rocco Commiso, beim FC Bologna der Italo-Kanadier Joey Saputo, und Atalanta Bergamo wurde kürzlich mehrheitlich von Stephen Pagliuca und Bain Capital aufgekauft. Auch La Spezia ist amerikanisch, und es gibt Gerüchte, dass auch Sampdoria Genua und womöglich der von der chinesichen Suning kontrollierte Vorjahresmeister Inter Mailand bald Eigner aus Nordamerika haben werden.

Die italienischen Clubs sind im Vergleich zu den britischen und spanischen relativ günstig, in Deutschland verhindert die 50+1-Regel Übernahmen und außerdem sehen Investoren in den Vereinen aus Italien Potenziale im Bereich TV-, Werbe- und Marketingvermarktung.