Erste ESG-Konferenz

Mercedes-Benz geht Kohlendioxid-Emissionen an

Der Autohersteller strebt bis 2030 eine Verringerung um mindestens die Hälfte je Auto an. Die Lieferketten sollen transparenter werden, um die Menschenrechte zu wahren.

Mercedes-Benz geht Kohlendioxid-Emissionen an

jh München

Der Autohersteller Mercedes-Benz steckt sich ein Zwischenziel auf dem Weg zur CO2-Neu­tralität. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts sollen sich die Kohlendioxidemissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Pkw mindestens halbieren. Ausgangspunkt ist das Jahr 2020. Die Neutralität peilt das Unternehmen spätestens für 2039 an. „Bis 2030 wollen wir die Hälfte des Wegs erreichen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius in der ersten Konferenz des Stuttgarter Konzerns zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG). Sie fand als Online-Veranstaltung statt.

Als wichtigste Ansatzpunkte nannten Källenius und andere Vorstände die Elektrifizierung der Fahrzeuge, das Laden mit Strom aus erneuerbaren Energien, Fortschritte in der Batterietechnik sowie den Einsatz von Recyclingmaterialien und erneuerbaren Energien in der Produktion. In der Fertigung sollen im Jahr 2030 mehr als 70% des Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Aktuell seien es 35 bis 50%, berichtete Produktionsvorstand Jörg Burzer.

Källenius bezeichnete das Erreichen des Ziels, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, als „die wichtigste Aufgabe für unsere Generation“. Den Beitrag von Mercedes-Benz fasste er mit den Worten zusammen: „Wir wollen nachhaltige Autos nachhaltig bauen.“ Källenius plädiert für mehr Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft, um den Klimawandel aufzuhalten.

Technikvorstand Markus Schäfer nannte die Batterie in Elektromobilen als größten Hebel, um die CO2-Emissionen in der Lieferkette und in der Produktion zu verringern. In der Herstellung könnten die Emissionen um 20% gesenkt werden, wenn die Fertigung der Batteriezellen auf CO2-Neutralität­ umgestellt würden. Schäfer wies zudem auf neue Technologien hin, die für Batterien entwickelt würden. Er erwähnte auch die Recyclingfabrik für Batterien, die Mercedes-Benz in Kuppenheim bei Karlsruhe baut und die im nächsten Jahr in Betrieb gehen soll.

Produktionschef Burzer berichtete, alle eigenen Werke von Mercedes-Benz hätten seit diesem Jahr eine neutrale CO2-Bilanz. Mit dem Ausbau von Solar- und Windkraftanlagen sollen am Ende dieses Jahrzehnts 15% des Strombedarfs an den Standorten selbst erzeugt werden. Dafür investiere das Unternehmen bis 2025 allein in Fotovoltaik-Systeme einen dreistelligen Euro-Millionenbetrag.

24 kritische Rohstoffe

Um auch soziale Belange zu berücksichtigen, arbeitet Mercedes-Benz daran, schrittweise Transparenz in die Lieferketten zu bringen. Den Umfang verdeutlichte Renata Jungo Brügger, die im Vorstand für Recht zuständig ist, mit dem Hinweis, dass das Unternehmen mehr als 40000 direkte Zulieferer habe. 24 Rohstoffe wie Kobalt und Lithium würden als kritisch für die Menschenrechte eingestuft, etwa wegen der Kinderarbeit in Minen. In Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und mit Zertifizierungen von Minen arbeitet das Unternehmen an mehr Transparenz.

Trotz gestiegener Rohstoff- und Materialpreise bekräftigten Källenius und Finanzvorstand Harald Wilhelm die Strategie, von 2030 an in allen Märkten, wo dies möglich sei, nur noch Elektroautos anzubieten. „Wir sind sogar entschlossen, schneller zu werden“, sagte Wilhelm.

Bis 2030 sollen Frauen 30 (aktuell: 22,5)% der Führungspositionen im Unternehmen besetzen, im Vorstand sind es derzeit drei von acht.

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