Philips hofft auf zweite Jahreshälfte
hek Frankfurt – Der Medizintechnikkonzern Philips wird nach eigener Einschätzung auch im laufenden Jahr die Marge des Jahres 2020 verfehlen. Nachdem die operative Umsatzrendite 2021 um 1,2 Prozentpunkte auf 12% des Umsatzes eingebrochen ist, stellt das Management nun für 2022 einen Anstieg um 40 bis 90 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis zwischen 3 und 5% zulegen, teilt der niederländische Konzern mit.
Bei dieser Prognose baut Philips auf eine starke zweite Jahreshälfte. Das erste Quartal hingegen dürfte schwach ausfallen, denn das Management kündigt, bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte, einen Umsatzrückgang zum Startquartal 2021 an. Die Einbußen führt das Unternehmen auf den Rückruf von Schlaf- und Beatmungsgeräten und auf den Wachstumssprung von 9% im Vergleichszeitraum des Vorjahres zurück.
Bei Philips haben sich zuletzt die Probleme gehäuft. Der Rückruf von nunmehr 5,2 Millionen Beatmungsgeräten macht dem Konkurrenten von Siemens Healthineers ebenso zu schaffen wie die verschärften Probleme in der Materialbeschaffung. Vor allem elektronische Bauteile fehlen. Zudem verschieben Kunden Geräteinstallationen in Kliniken. Die enormen Auswirkungen der Corona-Pandemie im Winterquartal habe man so nicht erwartet, räumte CEO Frans van Houten Mitte Januar ein.
Die Qualitätsprobleme mit Schlaf- und Beatmungsgeräten bremsen Philips auch im laufenden Jahr. Denn ohne diese Sparte erwartet der Konzern für 2022 zwischen 5 und 6% Umsatzplus in vergleichbarer Rechnung statt 3 bis 5%. Nach Einschätzung der Investmentbank Jefferies decken sich die Geschäftsziele zwar mit den Prognosen, doch werde eine Erholung erst für die zweite Jahreshälfte erwartet, so dass ein Unsicherheitsfaktor bleibe. Investoren zeigten sich enttäuscht: Die im Euro Stoxx50 vertretene Aktie gab am Montag im Tagesverlauf weiter um 4,5% nach.
Der CEO bezeichnet den 2022er Ausblick in der Analystenkonferenz als konservativ. Was diese Planung für den Weg zu den Mittelfristzielen bedeutet, will Philips im Sommer erläutern. Van Houten weist Befürchtungen zurück, dass dann eine Rücknahme der Ziele ins Haus steht. Vielmehr wolle das Management in einer speziellen Veranstaltung darlegen, wie man den zwischenzeitlich aufgelaufenen Rückstand aufholen wolle. Dabei vertraue der Konzern auf seine Innovationen und den rekordhohen Auftragsbestand. Im November 2020 hatte Philips auf einem Kapitalmarkttag angekündigt, die bereinigte Marge vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen (Ebita) ab 2021 um durchschnittlich 60 bis 80 Basispunkte pro Jahr voranzubringen, so dass sie 2025 im oberen Zehnerbereich liegen werde.
Die Aktionäre sollen für 2021 eine im Vergleich zum Vorjahr unveränderte Dividende von 0,85 Euro erhalten. Im Spartenaufriss fällt vor allem der Ergebniseinbruch der Verbundenen Pflege auf, deren operative Marge sich im vergangenen Jahr auf 10,6% halbierte. Das unbereinigte Ebita rutschte sogar mit 571 Mill. Euro Verlust tief in den roten Bereich. Hier schlagen sich unter anderem 725 Mill. Euro Rückstellungen für den Rückruf schadhafter Schlaf- und Beatmungsgeräte nieder. Grund ist ein zerfallender Schaumstoff, dessen Teilchen als möglicherweise toxisch oder krebserregend gelten. Es sind mehrere Sammelklagen anhängig, deren finanzielle Auswirkungen Philips laut eigenen Angaben nicht zuverlässig abschätzen kann.
Philips | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 17 156 | 17 313 |
Ebita | 890 | 1784 |
Bereinigtes Ebita | 2054 | 2277 |
in % des Umsatzes | 12,0 | 13,2 |
Jahresergebnis | 3323 | 1195 |
Dividende (Euro) | 0,85 | 0,85 |
Freier Cash-flow | 900 | 1635 |
Nettoschulden | 4676 | 3708 |
Börsen-Zeitung |