Volkswagen steht vor weiterem schwierigen Jahr

Volkswagen steht auch 2025 vor einem schwierigen Jahr. Zwar traut sich der Konzern trotz Nachfrageflaute Umsatzwachstum und Gewinnsteigerung zu. Doch mit der Jahresprognose kommen die Wolfsburger ihrem langfristigen Margenziel nicht näher. Die Dividende für 2024 fällt um 30%.

Volkswagen steht vor weiterem schwierigen Jahr

Volkswagen steht vor weiterem schwierigen Jahr

Fahrzeugbauer vorsichtig bei Prognose – Viertes Quartal 2024 übertrifft Markterwartungen – Investitionsquote soll sinken – Dividende fällt um 30 Prozent

Volkswagen steht auch 2025 vor einem schwierigen Jahr. Zwar traut sich der Konzern trotz Nachfrageflaute Umsatzwachstum und Gewinnsteigerung zu. Doch mit der Jahresprognose kommen die Wolfsburger ihrem langfristigen Margenziel nicht näher. Die Dividende für 2024 fällt um 30%.

ste Hamburg

Europas größter Fahrzeugbauer Volkswagen hat den avisierten Ergebnisrückgang 2024 dank eines überraschend starken vierten Quartals noch bremsen können. Doch die schwache Autokonjunktur setzt dem Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen weiterhin zu. Zwar trauen sich die Wolfsburger 2025 in Erwartung stagnierender Fahrzeugauslieferungen ein Umsatzwachstum um bis zu 5% zu. Und auch die bei der Vorlage der Geschäftsjahresbilanz 2024 am Dienstag avisierte operative Umsatzrendite in diesem Turnus zwischen 5,5 und 6,5% wurde von Analysten positiv aufgenommen. Doch dem beim Kapitalmarkttag im Juni 2023 verkündeten Ziel, bei der Marge bis 2030 auf 9 bis 11% zu kommen, dürfte der VW-Konzern zumindest 2025 kaum näher kommen.

Sonderaufwendungen

Im abgelaufenen Jahr rutschte das operative Ergebnis um 15,4% auf 19,1 Mrd. Euro ab, weil neben deutlich gestiegenen Fixkosten Sonderaufwendungen von netto 2,6 Mrd. Euro vor allem für Restrukturierungsmaßnahmen belasteten und die operative Umsatzrendite um 80 Basispunkte drückten. Das Ergebnis fiel jedoch besser aus als von VW Ende September angekündigt. Der Konzern hatte der zweiten Gewinnwarnung des Jahres einen Rückgang auf etwa 18 Mrd. Euro und in Erwartung eines Umsatzrückgangs eine operative Umsatzrendite von rund 5,6% avisiert.

Zwar schrumpften die Auslieferungen 2024 um 2,3% auf 9 Millionen Fahrzeuge, doch der Umsatz legte noch um 0,7% auf 324,7 Mrd. Euro zu. Da das vierte Quartal mit einer Marge von 7,0 (i.V. 7,2) vergleichsweise stark ausfiel – Analysten hatten im Schnitt mit 6,1% gerechnet –, kam im Gesamtjahr eine operative Umsatzrendite von 5,9 (7,0)% zustande. Der Netto-Cashflow im Automobilgeschäft halbierte sich im Gesamtjahresvergleich zwar auf rund 5 Mrd. Euro, übertraf aber die im September auf rund 2 Mrd. Euro ebenfalls reduzierte Prognose. Laut VW trugen ein „starkes“ Working-Capital-Management zum Jahresende und ein Netto-Cashflow von 1,7 Mrd. Euro im vierten Quartal dazu bei.

Ausblick konservativ

Im vierten Quartal habe VW die Erwartungen bei Ergebnis und Barmitteln klar geschlagen, so die US-Bank Goldman Sachs. Der Ausblick sei konservativ. Das obere Ende der Prognosen für Umsatz (+5%) und Umsatzrendite (6,5%) deute ein operatives Ergebnis von 22,2 Mrd. Euro an, was 17% über der aktuellen Konsensschätzung liege, so die US-Bank Stifel. In der Mitte der jeweiligen Korridore liege der Ausblick mit 19,9 Mrd. Euro noch 5,5% oberhalb der Markterwartungen.

Den Netto-Cashflow erwartet man bei VW 2025 – einschließlich Auszahlungen im Zusammenhang mit der Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen von rund 2 Mrd. Euro – in einer Spanne zwischen 2 Mrd. und 5 Mrd. Euro. Der Analystenkonsens geht aktuell von 4,4 Mrd. Euro aus. Die Prognose erscheine in Anbetracht des soliden Ebit-Ausblicks sowie der erwarteten geringeren Investitionsquote konservativ, urteilte auch die Investmentbank Stifel.

Investitionsquote soll sinken

Der VW-Konzern setzt darauf, im Zuge sinkender Investitionsquoten im Konzernbereich Automobile in den kommenden Jahren den Mittelzufluss stärken zu können. So geht man in Wolfsburg für die nächste fünfjährige Planungsrunde zwischen 2025 und 2029 von einem Investitionsvolumen von insgesamt 165 Mrd. Euro aus, 15 Mrd. Euro weniger als für den Zeitraum 2024 bis 2028. Die Investitionsquote soll von ihrem Höhepunkt bei 14,3 (i.V. 13,5)% im vergangenen Jahr bzw. 13% gemäß neuer Berichtsstruktur ab Januar auf 12 bis 13% im laufenden Turnus und auf rund 10% im Jahr 2027 sinken.

Dazu sollen verstärkt Synergien im Konzern sowie innerhalb der Markengruppen genutzt werden. Ferner lautet die Erwartung, dass die Investitionen in die Verbrennertechnologie schrittweise weiter sinken werden. Rund 30% des geplanten Investitionsvolumens sei, so Finanzchef Antlitz in der Pressekonferenz, noch für Fahrzeuge mit Verbrennerantrieb vorgesehen, der Rest im Wesentlichen für Zukunftstechnologien wie E-Mobilität, Digitalisierung und Software sowie Batterie.

Gebremst bei Batterien

Für den Batterie-Bereich mit der Unternehmenseinheit Powerco sind den Angaben zufolge noch rund 10 Mrd. der geplanten 165 Mrd. Euro vorgesehen – nach 15 Mrd. Euro in vorherigen Planungsrunden. Man passe den Hochlauf der Powerco-Kapazitäten zeitlich an den geringeren Bedarf an, da mit weniger Elektrofahrzeugen als noch beim Start des Batterieherstellers im Jahr 2022 geplant werde, erklärte Antlitz. An den drei Fabrikstandorten sowie den bisherigen Produktionsstartterminen in Salzgitter, Valencia und im kanadischen Ontario halte man fest.

Im Software-Bereich sollen die technologischen Ziele durch das 2024 vereinbarte Joint Venture mit dem US-Elektroautobauer Rivian mit deutlich geringerem finanziellen Aufwand und schneller erreicht werden. Ohne Investitionen von 1,3 Mrd. Euro in die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens hätte die Sachinvestitionsquote 2024 nach bisheriger Berichtssystematik bei 5,9% anstatt 6,4% gelegen, so VW. Die Forschungs- und Entwicklungsquote belief sich auf 7,9%.

Aktie dreht ins Minus

Die VW-Vorzugsaktie, 2024 um gut 20% gesunken, zuletzt aber im Aufwind, legte am Dienstag trotz des verhaltenden Ausblicks des Managements auf das laufende Geschäftsjahr 2025 und trotz der Ankündigung einer Kürzung der Dividende, die etwas stärker ausfiel als von Analysten erwartet, um bis zu 3,7% auf 114,20 Euro zu. Am Nachmittag drehte das Papier aber ins Minus.

Der Wolfsburger Fahrzeugbauer stellte in Aussicht, den Aktionären – darunter die mit einem Stimmrechtsanteil von 53,3% beteiligte Porsche Automobil Holding – nach der Hauptversammlung am 16. Mai 6,36 Euro je Vorzugsaktie sowie 6,30 Euro je Stammaktie zu zahlen – ein Rückgang um 30% zum Vorjahr. Die Ausschüttungsquote liegt bei dem Vorschlag für das Berichtsjahr mit 29,6 (28,4)% erneut unter dem strategischen Zielniveau von mindestens 30%.

Vorstand verzichtet

Die Ausschüttungssumme sinkt auf Basis des Vorschlags um rund 1,3 Mrd. auf 3,2 Mrd. Euro. Im Zuge des wochenlangen Streits zwischen Management und Arbeitnehmervertretern über verschärfte Sparmaßnahmen bei der Volkswagen AG in Deutschland waren Forderungen nach Beiträgen der Großaktionäre sowie des Vorstands laut geworden. Wie nun zur Bilanzvorlage bekannt wurde, verzichtet der Konzernvorstand in den Jahren 2025 und 2026 auf 11% der Gesamtvergütung. In den Folgejahren sollen die Abschläge 8,5% für 2027, 6,5% für 2028 und 5,5% für 2029 betragen. 2024 kamen die neun Konzernvorstandsmitglieder insgesamt auf rund 40 Mill. Euro. Vorstandschef Oliver Blume gehört mit einem Salär von mehr als 10 Mill. Euro zu den Spitzenverdienern im Dax.

Laut Geschäftsbericht erhielt er 2024 für seine beiden Vorstandsmandate bei Volkswagen und der Sportwagentochter Porsche einschließlich Altersvorsorge und variabler Vergütung für mehrere Jahre knapp 10,35 Mill. Euro, rund 6,5% mehr als im Vorjahr. Dabei hatten alle Vorstandsmitglieder bereits 2024 auf 5% des Fixgehalts verzichtet.

Spitzenverdiener bei Volkswagen war aber erneut nicht Blume, sondern Ex-CEO Herbert Diess, der auf eine Gesamtvergütung von 11,16 Mill. Euro kam. Dabei fiel sein Grundgehalt bei Volkswagen mit 2,6 Mill. Euro um knapp 280.000 Euro höher aus als das seines Nachfolgers. Insgesamt wurden 2024 rund 32 Mill. Euro an ehemalige Vorstände des Konzerns ausgezahlt.

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