Autobauer unter Kostendruck

VW will entschlossen sparen

Die deutschen Autobauer stehen nach der ersten Jahreshälfte unter Kostendruck. Volkswagen hat Restrukturierungsmaßnahmen ausgeweitet, was Zusatzkosten in Milliardenhöhe verursacht. Auf das bereits gesenkte Margenziel der Wolfsburger nimmt nun auch Porsche Einfluss. BMW bekräftigt indes die Jahresprognose.

VW will entschlossen sparen

Volkswagen will entschlossen sparen

Konzernchef Blume: „Jetzt geht es um Kosten, Kosten und Kosten“ – Umsatzrendite zu gering – Kostenschub auch bei BMW

Die deutschen Autobauer stehen nach der ersten Jahreshälfte unter Kostendruck. Volkswagen hat Restrukturierungsmaßnahmen ausgeweitet, was Zusatzkosten in Milliardenhöhe verursacht. Auf das bereits gesenkte Margenziel der Wolfsburger nimmt nun auch Porsche Einfluss. BMW bekräftigt indes die Jahresprognose.

ste/sck Hamburg/München

Nach einem Gewinnrückgang im ersten Halbjahr um 14% auf 7,3 Mrd. Euro hat der Wolfsburger Fahrzeugbauer Volkswagen seine Entschlossenheit unterstrichen, Kosten zu senken. Im Konzern habe man die strategische Basis geschaffen und alle notwendigen technischen und organisatorischen Entscheidungen getroffen, erklärte der seit September 2022 amtierende Vorstandschef Oliver Blume in einer Analystenkonferenz anlässlich des am Donnerstag veröffentlichten Halbjahresberichts. „Jetzt geht es um Kosten, Kosten und Kosten.“ Das gelte vor allem für die Marke Volkswagen, aber der Fokus gelte auch den anderen Konzernmarken.

Die Marge im zweiten Quartal liege vor Restrukturierungskosten und anderen nichtoperativen Faktoren leicht über den eigenen Erwartungen, sagte Arno Antlitz, Finanzchef (CFO) und Chief Operating Officer (COO) des VW-Konzerns. Auch Analysten, etwa von der Großbank UBS, verwiesen darauf, dass das operative Ergebnis im Quartal etwas besser als erwartet ausgefallen sei. Doch obwohl Europas größter Fahrzeugbauer schon vor rund drei Wochen ein reduziertes Margenziel für 2024 adressiert hatte, gab die VW-Vorzugsaktie am Donnerstag um bis zu 5,9% auf 97,16 Euro nach.

Anleger auf Distanz

In den vergangenen Tagen waren bereits andere Autobauer wie Stellantis und Renault nach der Vorlage ihrer Halbjahresberichte an der Börse abgestraft worden. Am Donnerstag rutschte auch die BMW-Aktie nach Vorlage des Zwischenberichts des Münchener Herstellers in der Spitze um 5,2% auf 81,36 Euro und damit den niedrigsten Stand seit November 2022 ab. Als Gründe für den Gewinnrückgang im zweiten Quartal, der größer ausfiel als von Analysten erwartet, führte BMW-Chef Oliver Zipse und Finanzvorstand Walter Mertl hohe Vorleistungen für neue Elektromodelle, die Konjunkturflaute in China sowie einen Preisdruck insbesondere im Gebrauchtwagenmarkt an.

Daneben wirkten sich höhere Herstellungskosten, aber auch gestiegene Personalkosten sowie Kosten für IT-Projekte auf das Konzernergebnis aus, wie der Konzern mitteilte. Der Kostenschub trug wesentlich dazu bei, dass die Marge sich spürbar abschwächte. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt reduzierte sich die operative Umsatzrendite im Kerngeschäft um 0,8 Punkte auf 8,4%. Nach sechs Monaten erwirtschaftete der Bereich 8,6%. Das sind 2 Prozentpunkte weniger gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. BMW lag damit in der unteren Hälfte der eigenen Zielbandbreite von 8 bis 10%.

Neue Prognose eingegrenzt

Anders als die Münchener, die trotz der Dämpfer ihre Geschäftsjahresziele bekräftigten, kappte VW bereits Vorgaben für 2024. Finanzchef Antlitz grenzte nun das zuletzt um 0,5 Prozentpunkte auf 6,5 bis 7% gesenkte Ziel für die operative Umsatzrendite in diesem Jahr weiter ein. Er verwies dabei auf die vor rund einer Woche gesenkte Margenvorgabe der von Lieferengpässen betroffenen Sportwagentochter Porsche. Das Prognoseband dürfte am unteren Ende erreicht werden. Gleiches gilt den Angaben zufolge für die Vorgaben bei Netto-Cashflow und Nettoliquidität im Konzernbereich Automobile. VW hatte diese Ende Juni im Zuge der Ankündigung geplanter Investitionen in eine Partnerschaft mit dem US-Elektroautobauer Rivian von bis zu 5 Mrd. Euro bis 2026 um jeweils 2 Mrd. auf 2,5 bis 4,5 Mrd. Euro bzw. auf 37 bis 39 Mrd. Euro gesenkt.

Für das zweite Quartal weist der VW-Konzern eine operative Umsatzrendite von 6,6 (i.V. 7,0)% aus, für das erste Halbjahr von 6,3 (i.V. 7,3)%. Das sei „für unsere Ansprüche zu wenig“, unterstrich Antlitz. Allein die Marge der Kernmarke VW Pkw fiel im Halbjahresvergleich auf 2,3 (3,8)%. Bereinigt um Kosten im Zusammenhang mit Restrukturierungsmaßnahmen, vor allem zur Personalkostensenkung um rund 20% im Verwaltungsbereich, liege die Marge bei 3,6%. Der Autobauer hatte bei der Prognosekorrektur im Juli mitgeteilt, für Aufhebungsverträge im zweiten Quartal in der VW AG Rückstellungen von rund 900 Mill. Euro gebildet zu haben. Davon entfallen 475 Mill. Euro auf die Marke VW Pkw. Für diese war Ende 2023 ein Programm zur Ergebnisverbesserung von rund 10 Mrd. Euro beschlossen worden, um 2026 eine Umsatzrendite von 6,5% zu erreichen.

Partnerschaft als Hebel

VW-Chef Blume bezeichnete die bereinigten Finanzkennzahlen des ersten Halbjahres als solide. Man müsse aber nun mit großer Entschlossenheit handeln und habe Restrukturierungsmaßnahmen ausgeweitet. Im Raum steht unter anderem auch eine Schließung des Audi-Werks in Brüssel, auf die etwa die Hälfte der Zusatzkosten in diesem Jahr entfallen soll.

Blume unterstrich, sein „persönlicher Fokus“ sei auf die Umsetzung der in den vergangenen zwei Jahren beschlossenen Initiativen und auf Kostensenkung ausgerichtet. Die geplante Software- und Elektro-Partnerschaft mit Rivian wird in Wolfsburg auch als ein großer Hebel angesehen, um Kosten schneller zu begrenzen. Es sei vor allem diese Kooperation, die dazu führe, dass weniger Investitionen in die eigene Software-Tochter Cariad notwendig seien, so VW-Chef Blume. Er avisierte am Donnerstag, dass die Investitionen in der kommenden Fünfjahresplanung für die Jahre 2025 bis 2029 auf 165 Mrd. Euro begrenzt werden könnten. Bislang hatte der Konzern, der 2024 den Höhepunkt bei Investitionen erwartet und die Investitionsquote von 13,5 bis 14,5 (i.V. 13,5)% bis 2027 auf unter 11% drücken will, von 170 Mrd. Euro gesprochen. In der laufenden Planungsrunde bis 2028 wurden 180 Mrd. Euro budgetiert.

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