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Bitcoin auf Rekordfahrt

Die Hoffnung auf eine Zulassung für Bitcoin-ETFs in den USA treibt die Cyberdevise kräftig an. Allerdings birgt die irrational bullishe Positionierung der Krypto-Investoren Gefahren.

Bitcoin auf Rekordfahrt

Der US-Börsenaufsicht SEC liegen mehrere entsprechende Anträge vor. Hatte sie Bitcoin-ETFs in der Vergangenheit stets abgeschmettert, hält sich bei den Marktteilnehmern seit Anfang Oktober der Optimismus, dass es diesmal anders kommt. Denn die nun vorliegenden Anträge beziehen sich im Gegensatz zu früheren Anläufen auf Futures-basierte ETFs. Der SEC-Vorsitzende Gary Gensler hatte zuletzt seine Unterstützung für solche Produkte signalisiert, da er sich von diesen einen höheren Anlegerschutz als von direkt in Bitcoin investierenden Fonds verspricht.

Am Freitag machten erneut Berichte die Runde, laut denen eine SEC-Freigabe für Bitcoin-ETFs kurz bevorsteht. Krypto-Bullen setzen nun darauf, dass dies dem Markt für Cyberdevisen gewaltige Mittelzuflüsse bescheren wird, da sich Mainstream-Investoren durch die Existenz regulierter Finanzprodukte in bewährter Form vermehrt zum Einstieg bewegen lassen dürften.

Belastungen ignoriert

Die Belastungsfaktoren der vergangenen Monate sind damit offenbar aus dem Blickfeld der Krypto-Investoren verschwunden. Insbesondere die intensivierte Regulierungskampagne Chinas gegen die Cyberdevisen hatte entscheidend zu der Bit­coin-Talfahrt zwischen Anfang Mai und Ende Juli beigetragen. Nachdem Peking im Frühsommer bereits einen Bann gegen Krypto-Mining ausgesprochen hatte, kündigte die People’s Bank of China im September an, dass sie künftig sämtliche Transaktionen in Cyberdevisen als illegale Aktivitäten behandeln werde.

Zunächst sorgten die Währungshüter damit für Kursrücksetzer, inzwischen haben die Krypto-Bullen der Kampagne aus dem Reich der Mitte aber einen positiven Spin verpasst. Durch die Abwanderung der Krypto-Branche aus China steige die Transparenz im Markt, auch in Bezug auf die Herkunft des genutzten Stroms. Eine verbesserte Energiebilanz gilt als entscheidend für ein größeres Engagement institutioneller Investoren in der Krypto-Sphäre.

Möglicherweise ist die Argumentation in Bezug auf China stichhaltig, noch lässt sich das nicht sicher sagen. An ihr wird jedenfalls die selektive Sicht der Krypto-Bullen auf ihre favorisierte Assetklasse deutlich, infolge deren Probleme ins Gegenteil verdreht oder mit dem Verweis abmoderiert werden, dass es im klassischen Finanzsystem noch schlechter laufe – insbesondere in Bezug auf den Energieverbrauch ist das ein gerne genutztes Argument.

Derweil führen auch nur möglich erscheinende Positivereignisse relativ zu anderen Assetklassen häufig zu überproportionalen Kursanstiegen, am Kryptomarkt herrscht weiterhin stetige Irrationalität. Diese wird auch anhand der ETF-Spekulationen offenbar. Denn die Hoffnung auf eine SEC-Zulassung hat auch die Funding-Raten für Terminkontrakte auf die Kryptowährung in die Höhe schnellen lassen. Dabei handelt es sich um periodische Zahlungen zwischen Tradern, die sich aus der Abweichung zwischen Preis des Futures und dem Marktpreis einer Kryptowährung ergeben. Wenn der Future-Kurs über dem Spotpreis liegt, ist die Funding-Rate positiv – long positionierte Trader zahlen also an solche mit Short-Positionen. Je höher die Funding-Rate, desto teurer wird es, Long-Positionen offen zu halten. Auf der Plattform Binance hat sie laut dem Datenanalyseanbieter Bybt 5 % erreicht, Ende September waren es noch 1,9 %. Auf anderen Plattformen fällt der Anstieg noch weitaus stärker aus – ein Zeichen für die irrational bullishe Einstellung der Trader.

Natürlich würde eine Zulassung für Bitcoin-ETFs eine Validierung der Kryptowährungen darstellen, im Mainstream angekommen wären sie damit aber nicht. Denn die Nachhaltigkeitsproblematik ist aus Sicht institutioneller Investoren noch lange nicht vom Tisch. Davon abgesehen würde ein Futures-basierter ETF nicht die direkte Bitcoin-Exposition bieten, die sich Krypto-Bullen eigentlich gewünscht haben. Und sollte eine Zulassung wider Erwarten ausbleiben, dürfte die Enttäuschung groß sein. Bei vergangenen Rückschlägen am Kryptomarkt hat sich gezeigt, dass erste Kursverluste weitere Rücksetzer bedingen. So folgte auch auf die Rekordjagd bis Ende April eine monatelange Talfahrt.

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