Vor Zinssitzung

Anleger blicken nervös auf die Fed

Die Zinssitzung der Federal Reserve in der neuen Woche hält die Anleger im Bann. Ökonomen erwarten extrem falkenhafte Signale. Der Druck auf den Euro sowie auf Kryptowährungen dürfte hoch bleiben.

Anleger blicken nervös auf die Fed

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Nach der EZB ist vor der Fed: Die Anleger blicken äußerst nervös auf den Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) rechnet mit fortgesetzt falkenhaften Signalen an die Märkte. So gelte es nach Maßgabe des Protokolls zur jüngsten Tagung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve als ausgemacht, dass die Währungshüter ihren Leitzins um weitere 50 Basispunkte in die Spanne von 1,25 bis 1,5% anheben würden. „Gleiches trifft auf eine plangemäße Beschleunigung des im Juni gestarteten Abschmelzens der Fed-Bilanzsumme zu“, betonen die Analysten.

Investoren hatten zuletzt noch darauf gehofft, dass die Furcht vor einem Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession die Notenbank von einem weiteren Liquiditätsentzug abbringen könnte. Nach Ansicht der LBBW liefern kürzlich veröffentlichte makroökonomische Daten einen Anlass, von Änderungen an der kontraktiven Strategie der Währungshüter auszugehen. Die US-Konjunktur zeige sich insgesamt immer noch robust, das Stellenplus in der amerikanischen Wirtschaft habe im Mai sogar die Erwartungen übertroffen.

Für gewisse Hoffnungen unter den Börsianern hatten zuletzt Passagen aus Fed-Protokollen gesorgt, gemäß denen die Notenbank ihren restriktiven Zyklus unterbrechen könnte, um dessen Wirkung zu beurteilen. „Diskussionen über eine Zinspause im September halten wir wegen der hartnäckigen Inflationsprobleme für realitätsfern“, wendet Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz allerdings ein. Erst am Freitag hatte die US-Statistikbehörde für Mai einen Anstieg der Verbraucherpreise um 8,6% vermeldet und damit die ohnehin hohen Erwartungen übertroffen.

Angesichts des scharfen Kontraktionskurses der Fed nimmt sich eine nachhaltige Erholung der Wall Street unwahrscheinlich aus. Eine anhaltende US-Schaukelbörse dürfte auch die Stimmung an Europas Aktienmärkten weiterhin belasten.

Auch dem Euro, der zum Ende der alten Woche zwar deutliche Verluste erlitt, sich aber über der Marke von 1,05 Dollar hielt, droht weiterer Druck. Dagegen dürfte die Aussicht auf neue Straffungen durch die Fed in den Augen der Deviseninvestoren die US-Rezessionsängste überwiegen. Der gegen sechs andere Indus­trieländerwährungen gewichtete Dollar-Index hat seit Jahresbeginn bereits 8,6% an Wert gewonnen.

Unterdessen zeichnet sich auch am Kryptomarkt kein Ausbruch aus dem Abwärtstaumel der vergangenen Monate ab, nachdem Bitcoin am Freitag erneut unter die Marke von 30000 Dollar gerutscht war. Der Liquiditätsentzug durch die Notenbanken und die allgemein hohe Risikoscheu der Anleger treffen spekulative Assets wie Digitalwährungen besonders hart. Zudem leidet das Segment noch immer unter dem Kollaps des Stablecoins UST.

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