China-Vergeltung drückt Dax ins Minus
Der Dax war unter frohem Mut der Anleger in den Tag gestartet, dann kam jedoch die Nachricht, dass die chinesische Regierung als Vergeltung für die neueste Anhebung der Zölle auf chinesische Importe in die USA als Vergeltung bei den Zöllen nachzieht, so dass Einfuhren aus den USA im Reich der Mitte mit einem Zoll von 125% statt bisher 84% belegt werden. Damit ist nichts erkennbar, was auf eine Entschärfung des von Trump begonnenen Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hindeuten würde. Der Dax sackte darauf ab, er verzeichnete zum Mittag ein Minus von 1,2% bei 20.313 Punkten. Der Euro Stoxx 50 fiel um 0,9% auf 4.776 Zähler.
Gemeinschaftswährung bei 1,14 Dollar
Dies trieb auch den Euro noch weiter an. Die Gemeinschaftswährung kletterte um 1,8% auf 1,14 Dollar, sie hat damit in den vergangenen Tagen eine enorme Rally hingelegt. Dies wird als ein Zeichen dafür gewertet, dass ausländische Anleger aus US-Assets fliehen.
„Bessent-Marke“ erreicht
Die derzeit besonders intensiv beachtete Rendite zehnjähriger US-Treasuries kletterte im bisherigen Tagesverlauf bis auf 4,488%, damit über 4,45%. Dieses Niveau wird inzwischen als die „Bessent-Marke“ bezeichnet, benannt nach dem US-Finanzminister Scott Bessent, der nach einem Bericht der Washington Post Trump am Donnerstag auf die Probleme am Bondmarkt hingewiesen haben soll, wobei aber Trump die Funktionsweise und die Probleme des Bondmarkt laut der Zeitung bekannt seien. Das Erreichen dieser Marke soll Trump zum Teilrückzug bei den Zöllen veranlasst haben. Zum Mittag stand die Treasuries-Rendite aber nach einem leichten Rückgang bei 4,4032%. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen gab minimal um 2 Ticks auf 2,559% nach.
Gelbes Metall markiert Allzeithoch
Die starke Verunsicherung der Marktteilnehmer zeigte sich auch daran, dass der Goldpreis auf ein neues Allzeithoch von 3.227,07 Dollar je Feinunze kletterte, damit erstmals über die Marke von 3.200 Dollar. Gegenüber Vortag entspricht das einem deutlichen Anstieg von 1,6%.
Fest zeigten sich gleichwohl Gerresheimer mit einem Plus von 2% auf 54,95% zu und Schott Pharma mit einem Kurssprung von 10,4% auf 21,95 Euro. Beide Unternehmen haben ihre Prognosen trotz des durch den Handelskrieg eingetrübten Umfeld bestätigt.
Zuvor hatte am Vorabend an der Wall Street neue Sorgen ausgelöst, dass das Weiße Haus klargestellt hat, dass die Zölle auf Importe aus China als dem wichtigsten Handelspartner der USA derzeit bei schwindererregenden 145% liegen, womit der gesamte chinesisch-amerikanische Handel zu einem Stillstand gekommen ist. Für alle anderen Länder hatte Trump die Zölle für 90 Tage zwar auf 10% gesenkt. Hinzu kommen aber Zölle von beispielsweise 25% auf Automobilimporte und Autoteile, so dass nach Berechnung von Ökonomen der durchschnittliche Prozentsatz der US-Importzölle bei 15% liegt. Das ist der höchste Stand seit rund 100 Jahren. Die Futures für die großen US-Indizes waren am Freitagmorgen allerdings freundlich. Daher hatte der US-Benchmark-Index S&P 500 mit einem deutlichen Minus von 3,5% bei 5.268 Punkten geschlossen. Der technologielastige Nasdaq Composite ermäßigte sich sogar um 4,3% auf 16.387 Zähler. Das schlug dann auch auf den japanischen Aktienmarkt durch. Der Nikkei 225 gab um 3% auf 33.586 Yen nach. Der südkoreanische Kospi schlug sich besser mit einem nur kleinen Minus von 0,5%.
Handelskrieg für China zu verkraften
Zuversichtlicher präsentierten sich in der Nacht die chinesischen Märkte − vor der neuerlichen Anhebung der chinesischen Importzölle. Der Hang Seng aus Hongkong legte um 1,0% auf 20.886 Zähler zu. Der Blue-Chip-Index CSI 300 der Börsen Shanghai und Shenzhen stieg leicht um 0,4% auf 3.751 Punkte. Damit hatte zumindest die neuerliche Anhebung der Zölle auf chinesische Exporte in die USA durch Trump auf die chinesischen Anleger keinen Eindruck gemacht. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die chinesischen Ausfuhren in die USA zwar 14% sämtlicher Exporte aus dem Reich der Mitte ausmachen. Bezogen auf das chinesische Bruttoinlandsprodukt machen sie aber je nach Schätzung 2,5% bis 3% bzw. unter Einberechnung von Handelsströmen über Drittländer rund 4% aus. Damit ist auch ein kompletter Ausfall des Handels zwischen China und den USA für die chinesische Volkswirtschaft zu verkraften, wenngleich es kurzfristig zu einer deutlichen Rezession kommen würde.
Der Preis der wichtigsten Ölsorte Brent Crude legte zunächst um mehr als 1%, drehte nach der Nachricht aus China aber und wurde zum Mittag unverändert zum Vortag bei 63,33 Dollar je Feinunze gehandelt.