Dax arbeitet am nächsten Rekordhoch
Märkte am Mittag
Dax arbeitet am nächsten Rekordhoch
Nach der dritten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank und einem neuen Rekordhoch für den Dax hat der deutsche Leitindex am Freitag weitere Gewinne verbucht. Bis zum Mittag stieg er 0,2% auf 19.627 Punkte. In der Spitze war der Dax zuvor bis auf rund 37 Zähler an seine Bestmarke vom Vortag bei fast 19.675 Punkten herangelaufen. Auf Wochensicht steuert der Leitindex einen Gewinn von 1,3% an. Seit Jahresbeginn hat er rund 17% zugelegt und dürfte Strategen zufolge dank der geldpolitischen Lockerungen noch Luft nach oben haben.„Zinsen sinken, Kurse steigen“, kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Der MDax kletterte zuletzt 0,7% auf 27.342 Punkte.
Am Donnerstag hatte die EZB den Leitzins erneut gesenkt und mit Blick auf mögliche künftige Schritte darauf verwiesen, die Konjunkturentwicklung abwarten zu wollen. Die Wachstums- und Inflationsrisiken seien aber weiterhin abwärtsgerichtet. „Nach dem gestrigen Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte preist der Terminmarkt für die nächste Sitzung im Dezember eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte bereits mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 50% ein“, schrieben die Experten von Index-Radar.
Stabilisierung in China deutet sich an
Außerdem beschäftigt Chinas Wirtschaft die Anleger. Die chinesische Konjunktur schwächte sich im dritten Quartal zwar weiter ab, das Wachstum fiel aber stärker aus als erwartet. „Der befürchtete Datenschock aus China ist ausgeblieben“, kommentierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Die Zahlen deuten sogar auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft hin.“ Der schwächelnde Immobiliensektor bleibt eine große Herausforderung, wobei die Konsum- und Industrieproduktionszahlen des vorigen Monats die Prognosen übertrafen. Infolge der anhaltenden Konjunkturschwäche hatte Chinas Regierung bereits Ende September ein Konjunkturpaket angestoßen.
Bei den nach den enttäuschenden Zahlen von LVMH unter Druck geratenen Luxuswerten gingen Investoren auf Schnäppchenjagd. „Es besteht ein erhebliches Interesse der Anleger, in den Sektor einzusteigen, da man das Gefühl hat, dass wir möglicherweise einen Tiefpunkt in der Performance erreicht haben“, sagt Bernstein-Analyst Luca Solca. Zudem dürften die stark vom China-Geschäft abhängigen Konzerne von einer Konjunkturankurbelung im Reich der Mitte profitieren. Die Aktien von Kering stiegen um 4,4%, LVMH um mehr als 3% und Hermes um 2%.
In Frankfurt profitierten unter den Einzelwerten vor allem die Autowerte, für die China ein sehr wichtiger Markt ist. Mercedes-Benz, BMW, Volkswagen und die Porsche AG legten zwischen 1,4 und 2,3% zu.
Hochstufung hilft Adidas
Daimler Truck setzte sich mit einem Kursplus von 5,8% sogar an die Dax-Spitze und trotzte damit schwachen Quartalszahlen von Volvo. Die Nachfrageprognose des schwedischen Konkurrenten fürs kommende Jahr liege allerdings über der Markterwartung, schrieb Jefferies-Analyst Michael Aspinall. Im MDax stand VW-Tochter Traton 2,6% im Plus.
Bevor die Berichtssaison hierzulande ab kommende Woche so richtig ins Rollen kommt, bewegten auch Analystenstimmen die Aktienkurse. Nach der abermals erhöhten Jahresprognose von Adidas stufte die Baader Bank den Sportartikelhersteller auf „Add“ nach oben. Adidas komme bei der Rückkehr zur Profitabilität schneller als von ihm erwartet voran, schrieb Analyst Volker Bosse. Die Adidas-Papiere stiegen 2%.
Süss Microtec schmieren ab
Bei den Nebenwerten im SDax sorgte Stratec mit einer gekappten Umsatzprognose für Gesprächsstoff. Der Diagnostikspezialist rechnet nun schlimmstenfalls mit leicht rückläufigen Erlösen im laufenden Jahr. Daraufhin stufte Hauck Aufhäuser Investment Banking den SDax-Konzern auf „Sell“ ab. Die Stratec-Aktien fielen 2% in Richtung ihres Jahrestiefs.
Abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index waren die Papiere von Süss Microtec mit einem Kursrutsch von 10,2%. Die Investmentbank Stifel hatte die Kaufempfehlung für die Aktien des Hightech-Unternehmens gestrichen. Wie andere Branchenwerte auch, steht Süss Microtec außerdem infolge eines überraschend tristen Geschäftsausblicks des Anlagenbauers für die Chipindustrie ASML seit Dienstag unter Druck.
Jenoptik setzte nach dem ASML-Schock dagegen zur Erholung an. Die Papiere des Technologieunternehmens standen im MDax zuletzt 1,9% höher bei 24,18 Euro. Da ASML rund ein Fünftel zum Jenoptik-Umsatz beitrage, hält Hauck-Aufhäuser-Analyst Finn Kemper das Erlösziel zwar für ambitioniert und senkte sein Kursziel auf 35 Euro - damit sieht er aber weiterhin reichlich Aufwärtspotenzial für die Aktie.