Ausblick Union Investment

„Dieser Mix ist gut für Aktien“

Angesichts graduell sinkender Leitzinsen und steigender Unternehmensgewinne sieht Frank Engels, Chief Investment Officer von Union Investment, für 2025 einen guten Mix für Aktien. Doch schwebe die unsichere geopolitische Lage wie ein Damoklesschwert über dem Börsenjahr. Daher bleibe Vorsicht angebracht.

„Dieser Mix ist gut für Aktien“

„2025 wird für Investoren ein Balanceakt“

Frank Engels, CIO von Union Investment, sieht insgesamt guten Mix für Aktien – Damoklesschwert unsichere geopolitische Lage

wrü Frankfurt

Angesichts graduell sinkender Leitzinsen und steigender Unternehmensgewinne erkennt Frank Engels, CIO von Union Investment, für 2025 einen guten Mix für Aktien. Doch schwebe die unsichere geopolitische Lage wie ein Damoklesschwert über dem Börsenjahr. Daher bleibe Vorsicht angebracht.

„Das Kapitalmarktjahr 2025 wird für Investoren ein Balanceakt. Fundamental sind die Perspektiven gut, sie werden aber von den politischen Rahmenbedingungen getrübt“, erklärt Frank Engels, Chief Investment Officer (CIO) und für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment. „Die Weltwirtschaft wächst moderat, die Inflation bleibt im Zaum und die Notenbanken lockern die Geldpolitik.“ Diese Faktoren unterstützten chancenorientierte Anlagen wie Aktien. Doch sieht Engels auch Herausforderungen für das Kapitalmarktumfeld. „Die unsichere geopolitische Lage schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Börsenjahr“, warnt der Kapitalmarktstratege. „Vorsicht bleibt also angebracht.“ Alles in allem würden aber die Chancen überwiegen.

Bei der globalen Konjunktur geht Engels für 2025 von einem moderaten Wirtschaftswachstum aus. „Die USA bleiben die Lokomotive der Weltwirtschaft – trotz Trump“, sagt er. Hier zeigten sich die Effekte der staatlichen Förderprogramme der vergangenen Jahre, denn die Reindustrialisierung sei in vollem Gange und die Investitionstätigkeit nehme zu. Der Kurs des designierten US-Präsidenten werde aber das Wachstum etwas dämpfen. „Der Trumpsche Politikmix aus restriktiver Einwanderungspolitik, schärferer handelspolitischer Gangart und höherer Verschuldung wirkt inflationsfördernd und eher wachstumsdämpfend“, analysiert Engels. „Zentral wird dabei die Abfolge der Maßnahmen sein, denn nicht alle Pläne werden gleichzeitig umgesetzt oder schlagen sich unmittelbar in der Wirtschaft nieder. Je länger die Präsidentschaft dauert, umso stärker die Folgen für Wachstum und Inflation.“

Inflation sinkt kaum noch

Die Politik der neuen US-Regierung werde auch in Europa nicht ohne Folgen bleiben und treffe vor allem die deutsche Volkswirtschaft. „Für Deutschland steht in den kommenden Jahren durch die Wiederwahl Trumps die Handels- und Sicherheitspolitik unter neuen Vorzeichen“, sagt Engels. „Die Exportindustrie wird sich auf neue Hürden und Schwierigkeiten einstellen müssen.“ Diese Entwicklung treffe das Land in einer Phase, in der das bisherige Geschäftsmodell ohnehin unter Druck steht. Engels wörtlich: „Die Produktivität der deutschen Wirtschaft sinkt weiter, und die Wachstumsdynamik wird absehbar schwach bleiben.“

Keine weitere Entspannung, aber auch keine erneute Verschärfung erwartet der Kapitalmarktstratege bei der Inflation. „Die Teuerung wird kaum noch sinken, aber auch nicht erneut anspringen“, meint er. In den USA rechnet er für 2025 mit einer Inflation von 2,6% und damit einem Verharren oberhalb der Zielmarke der US-Notenbank Fed. „Höhere Importzölle und eine restriktivere Einwanderungspolitik durch die neue US-Regierung dürften ab der zweiten Jahreshälfte nach und nach inflationstreibend wirken.“ Im Euroraum sieht Engels hingegen angesichts der schwachen Konjunktur die Inflation auf 2,1% und damit nahe der Zwei-Prozent-Schwelle fallen.

Den großen Notenbanken eröffne sich damit weiterer Spielraum für Leitzinssenkungen. „Auf dem aktuellen Niveau wirkt die Geldpolitik immer noch restriktiv“, gibt Engels zu bedenken. „Mit der Beruhigung bei der Inflation können die Zentralbanken aber 2025 einen etwas lockereren Kurs fahren.“ Er geht von weiteren Leitzinssenkungen der US-Notenbank Fed um insgesamt 75 Basispunkte bis zur Jahresmitte aus. „Danach wird die Fed auf Sicht fahren“, glaubt Engels. Wichtig wird dabei seiner Ansicht nach sein, welche Effekte aus der Trumpschen Wirtschaftspolitik zuerst wirksam werden. „Ein Teil der geplanten Maßnahmen wirkt wachstumshemmend und inflationshemmend, ein anderer inflationsfördernd. Je nach Timing und Tempo der einzelnen Maßnahmen werden Inflation oder Wachstum die Agenda der Fed – und damit ihren Kurs – bestimmen.“ Im Euroraum dominiere hingegen die Wachstumsschwäche klar das Vorgehen der EZB. „Wir rechnen mit fünf Leitzinssenkungen der EZB im Jahr 2025“, erklärt Engels.

Breiterer Gewinnanstieg

Größere Chancen sieht der Kapitalmarktstratege bei Aktien. „Die Weltwirtschaft wächst moderat, die Leitzinsen sinken graduell und die Unternehmensgewinne dürften weiter moderat steigen. Dieser Mix ist gut für Aktien“, sagt Engels. Er rechnet auf Indexebene mit einem zweistelligen Zuwachs bei den Gewinnen, was ein solides Fundament für weitere Kurssteigerungen bilde. „Im Vergleich zu den Vorjahren rechnen wir mit einer Verbreiterung der Gewinnanstiege auf mehr Sektoren und Unternehmen. Die Börse wird daher nicht mehr nur von den ‚Glorreichen Sieben‘, sondern zunehmend von der gesamten Unternehmenslandschaft getragen.“ In der Kombination mit etwas sinkenden Bewertungen hält Engels ein mittleres einstelliges Kursplus bei globalen Aktien für realistisch. „Die Einzeltitelauswahl rückt als zentraler Erfolgsfaktor auf der Aktienseite unter einer erneuten Trump-Legislatur noch mehr in den Fokus als bisher.“

Bei Staatsanleihen dürfte nach Meinung von Engels die steigende Staatsverschuldung in den USA auf längere Sicht renditetreibend wirken. Bei den Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit geht Engels von leichten Renditeanstiegen auf 4,5% bei US-Papieren und 2,5% bei ihren deutschen Pendants aus. „Das Zinsniveau steigt also in Summe speziell für längere Laufzeiten moderat an, und sichere Staatsanleihen werden isoliert die Renditeziele vieler Investoren nicht liefern können.“ Er rät daher zu einem Blick auf Anleihen mit Renditeaufschlag. „Vor allem Unternehmensanleihen von soliden Schuldnern bleiben attraktiv.“

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