Ausblick

Märkte unter Preisschock

Infolge des Ukraine-Kriegs rechnen Analysten mit weiteren Preisanstiegen am Rohstoffmarkt und Belastungen für Aktien. Unterdessen stößt der jüngste Bitcoin-Aufschwung auf Skepsis.

Märkte unter Preisschock

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Der Ukraine-Krieg dürfte die Märkte auch in der neuen Woche im Bann halten. Die DZ Bank rechnet mit erheblichen Dämpfern der europäischen Wachstums- und Inflationsausblicke. Deutschland und viele andere Länder des Euroraums seien stark von russischen Energielieferungen abhängig, weshalb sich die steigenden Energiepreise dort besonders empfindlich niederschlagen sollten.

Die Rohstoffmärkte haben eine beispiellose Volatilität entwickelt, beim Preis für Erdgas am niederländischen Knotenpunkt TTF lagen zwischen dem Tagestief und -hoch zuletzt an drei Handelstagen in Folge mindestens 40 Euro. Zum Abschluss der alten Woche markierte der Terminkontrakt abermals ein Rekordhoch von 208 Euro pro Megawattstunde. Die Furcht vor Lieferstopps lässt Investoren wie auch bei Rohöl eine Unterversorgung befürchten. Zugleich schrecken Händler vor russischen Assets zurück, was für eine Marktverengung sorgt und den Preisschock zusätzlich begünstigt.

„Die Inflationsrate für das Gesamtjahr 2022 dürfte daher rund einen Prozentpunkt höher liegen als bisher prognostiziert“, heißt es bei der DZ Bank, die nun von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 4,9% ausgeht. Das Wirtschaftswachstum werde mit 2,3% wohl einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als zuvor angenommen. In der Folge haben die Analysten auch die Ziele für den Euro Stoxx 50 und den Dax reduziert. Den deutschen Leitindex erwarten sie zum Jahresende nun auf 16000 Punkten – erst vor einer Woche hatten sie die Prognose von 18000 auf 17000 Zähler gesenkt.

Angesichts des Kriegs in Osteuropa dürfte die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank in der neuen Woche auf noch größeres Interesse stoßen als ohnehin. Die Währungshüter hatten sich Anfang Februar nach langem Zögern besorgter bezüglich der Teuerung geäußert und eine raschere Normalisierung ihrer Geldpolitik avisiert. Die konjunkturelle Unsicherheit infolge des Ukraine-Konflikts stürzt die EZB nun aber in einen Zwiespalt.

Unterdessen könnte Bitcoin laut den Analysten von Bloomberg Intelligence im Zuge des Kriegs einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum di­gitalen globalen Sicherheitsasset machen. Allerdings führen Skeptiker die jüngste Kurserholung weniger darauf zurück, dass die Cyberdevise als sicherer Anlagehafen gefragt sei. Vielmehr sei die Kryptoaktivität gestiegen, weil die ukrainische Regierung zu Spenden in Form digitaler Assets aufgerufen habe. Zugleich ist eine Debatte darüber entbrannt, inwieweit russische Marktteilnehmer Cyberdevisen nutzen, um Sanktionen zu umgehen. Entsprechende Hinweise könnten für Bitcoin laut Strategen erhebliche Imageschäden nach sich ziehen.

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