Investoren an der Startrampe
Investoren an der Startrampe
DWS setzt auf Impulse durch Reform der Schuldenbremse und Ukraine-Frieden
Die DWS geht davon aus, dass vor allem angelsächsische Investoren mit Blick auf deutsche und europäische Aktien mit den Hufen scharren. Deutliche Impulse könnte der Markt durch die neue deutsche Regierung, von einer Reform der Schuldenbremse und Steuersenkungen erhalten. Positiv sollte sich auch ein Frieden für die Ukraine auswirken.
hei Frankfurt
Die für europäische und deutsche Aktien zuständigen Fondsmanager der DWS glauben, dass die neue Regierung dem Dax deutlich Rückenwind geben wird, wenn es gelingt, die Schuldenbremse zeitnah zu reformieren, ohne dass die zusätzlichen Mittel für konsumtive Zwecke verwenden werden. „Ich bin da optimistisch“, so Marcus Poppe, Co-Leiter europäische Aktien im Pressegespräch. Die sich abzeichnende Koalition dürfte sich bewusst sein, „dass wir unsere Verteidigungsausgaben erhöhen und Schlüsselinfrastrukturen ausbauen müssen“. Auch internationale Investoren, vor allem aus dem angelsächsischen Raum „blicken seit geraumer Zeit auf Deutschland als Anlageziel“. Es wird davon ausgegangen, dass die Reform der Schuldenbremse auch die Wachstumsbremse löst und deutsche Aktien davon deutlich profitieren.
Rüstungstitel dürften dabei auch nach einem möglichen Friedensschluss in der Ukraine Kurspotenzial bieten, da die DWS davon ausgeht, dass Europa insgesamt eine strukturelle Erhöhung der Verteidigungsausgaben beschließen wird. Daher seien auch die „schon stark gelaufenen Aktien“ der Branche „fundamental weiterhin gut unterstützt“. Die Rheinmetall-Aktie hat unmittelbar nach der Wahl bisher schon 6% gewonnen, die Papier des Panzerherstellers Renk liegen 8,3% vorn.
Steueranreize helfen mehr
Mit Blick auf konkrete Investitionsanreize erwartet Poppe stärkere Impulse von einer möglichen Körperschaftsteuersenkung, die die Wahlgewinnerin CDU/CSU favorisiert, als von möglichen Prämien, die die mögliche Koalitionspartnerin SPD ins Spiel gebracht hat. Insbesondere mittelständische Unternehmen bevorzugen langfristig verlässliche Rahmenbedingungen gegenüber kurzfristigen Hilfen, wenn sie investieren sollen. Während der Dax in den vergangenen Monaten in Summe bereits stark vom Momentum profitiert hat, das durch die Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump getragen wird – trotz Zöllen, hinken Nebenwerte bisher hinterher. Der Dax liegt aktuell seit Anfang November 16% im Plus, der MDax ist demgegenüber nur 6,6% vorangekommen, der SDax immerhin um 12%. In den vergangenen Jahren seit Beginn des Ukraine-Kriegs indes haben US-Aktien deutsche und europäische Titel weit hinter sich gelassen.
Auch wenn die niedrige Bewertung im Vergleich zu US-Aktien, die im ganzen vergangenen Jahr vor allem von der KI-Fantasie der Anleger bei den schweren Technologiewerten beflügelt worden sind, im Dax und mehr noch bei Nebenwerten geradezu unwiderstehlich erscheine, ist aus Sicht der DWS dennoch „eine gewisse Vorsicht“ geboten. „Dass deutsche Aktien ihr Wachstum massiv beschleunigen, ist nicht ausgemacht“, unterstreicht Poppe. Restrisiken seien insbesondere Zölle sowie „strukturelle Probleme“, die vor allem Leitbranchen wie der Automobilsektor und Chemie zu bewältigen hätten.
Große Hoffnungen
„Ein großer Hoffnungswert“, vor allem auch für Nebenwerte kommt aus Sicht der DWS durch die greifbare Aussicht auf Frieden in der Ukraine. Der dort notwendige Wiederaufbau komme voraussichtlich „insbesondere lokal produzierenden mittelständischen Unternehmen zugute, für die sich dort Absatzchancen eröffnen sollten“, meint Philipp Schweneke, Co-Leiter europäische Aktien. Dann könnte die lang erwartete Aufholjagd der Nebenwerte endlich mal starten. Dabei müsse allerdings auch die deutsche Konjunktur mitspielen, betont Sabrina Reeh, Fondsmanagerin Deutsche Aktien bei DWS. Sie verweist darauf, dass der „Gewinnanteil aus dem Heimatmarkt bei MDax-Unternehmen bei 30% liegt, höher als im Dax“.
Konstruktiv sind die Manager auch für die eigene Branche, die vom ersten Zinserhöhungszyklus der EZB seit langem stark profitiert hatte. Obwohl sich das bereits in den Kursen gespiegelt habe und die Zinsen derzeit wieder fallen, „sind sie immer noch deutlich höher als in der Nullzinsphase“, betont Poppe. Schweneke geht überdies davon aus, dass die Banken „in ihrer wichtigen Rolle als Kreditgeber des Mittelstands auch von dessen Wachstum, das vielleicht durch einen Ukraine-Frieden befördert wird, profitieren.“