Märkte am AbendDax und Ölpreis schwächer

Neue Nahost-Sorgen lassen Aktienmärkte einbrechen

Die Angst vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten hat am Dienstag die Aktienmärkte ins Minus gezogen. Einige Gewinner gab es dennoch.

Neue Nahost-Sorgen lassen Aktienmärkte einbrechen

Finanzmärkte

Nahost-Sorgen lassen Dax einbrechen

Adnoc-Übernahme treibt Covestro-Aktie – Auch Papiere von Siemens Energy gefragt

tom/ku Frankfurt

Nachdem der deutsche Leitindex am Dienstag zunächst auf seinen Rekordkurs zurückgekehrt war, haben neue Sorgen um eine Eskalation im Nahen Osten die Aktienmärkte europaweit einbrechen lassen. Zum Handelsschluss stand der Dax 0,6% tiefer bei 19.213 Zählern. Das am Freitag markierte Allzeithoch bei knapp 19.492 Punkten rückt damit etwas aus dem Blick. Auch der Euro Stoxx 50 musste Verluste hinnehmen.

Nach Angaben eines hochrangigen Beamten des Weißen Hauses haben die USA Hinweise darauf, dass der Iran in Kürze einen Raketenangriff auf Israel durchführen will. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Warnung erfolgte, nachdem Israel gegen die von Teheran unterstützte Hisbollah in den Südlibanon vorgerückt waren. Das löste nicht nur an den Aktienmärkten eine Verkaufswelle aus. Die Angst vor einer unmittelbar bevorstehenden Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und der schiitisch-libanesischen Miliz Hisbollah auf den Iran hat am Dienstagnachmittag auch für einen starken Anstieg des Ölpreises gesorgt. Die Notierung der wichtigsten Ölsorte Brent Crude sprang zeitweise um 3% auf in der Spitze 73,93 Dollar je Barrel.

Auch die US-Nachrichten-Website Axios und die „New York Times“ hatten unter Berufung auf das Weiße Haus berichtet, es gebe starke Hinweise auf einen Vergeltungsschlag des Irans gegen Israel mit ballistischen Raketen binnen zwölf Stunden. Sowohl die US-Regierung als auch Israel warnten die iranische Führung, ein solcher Schritt des Irans werde für das Land schwerwiegende Konsequenzen haben. An den Märkten wurde dies dahingehend interpretiert, dass sowohl der Iran als auch die USA kurzfristig in den Konflikt hereingezogen werden könnten. Im Extremfall könnte in einem solchen sich ausweitenden Konflikt die Meeresenge von Hormus gesperrt werden, durch die rund 25% des gesamten weltweit per Schiff transportierten Öls gehen. Außerdem ist der Iran inzwischen wieder mit rund 3,6 Mill. Barrel pro Tag ein bedeutender Ölproduzent.

Bei den Einzeltiteln bewegte die lange erwartete und nun offizielle Übernahmeofferte von Adnoc Covestro-Papiere. Der Ölriese übernimmt den Leverkusener Kunststoffhersteller für bis zu 12,9 Mrd. Euro. Die Titel notierten am Nachmittag knapp 4% im Plus und zählten damit zu den größten Gewinnern im Dax. Sie erreichten den höchsten Stand seit Anfang 2022, blieben aber noch hinter den 62 Euro je Aktie zurück, die das staatliche Ölunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bietet. Zusätzlich zeichnet Adnoc eine Kapitalerhöhung um 10%, die Covestro weitere knapp 1,2 Mrd. Euro in die Kasse spült. Stärker noch konnte Rüstungshersteller Rheinmetall zulegen.

Ebenfalls zu den Gewinnern im Dax zählte die Aktie von Siemens Energy, die ihre monatelange Erholungsrally am Dienstag mit dem Sprung auf ein Rekordhoch krönen konnte. Ausschlaggebend für den aktuellen Kursschub war eine Einigung mit der US-Justiz. Eine US-Tochterfirma will mit der Zahlung einer Millionensumme Ermittlungen zum Schummeln bei einer Auftragsbewerbung beenden. Nun werde ein Schlussstrich unter die ganze Angelegenheit gezogen, schrieb Analyst Philip Buller von der Privatbank Berenberg.

Im MDax gehörten die Papiere von Redcare Pharmacy nach einem positiven Analystenkommentar zu den größten Gewinnern. Die Papiere der Online-Apotheke erreichten im Handelsverlauf den höchsten Stand seit Mitte August. Für die Analysten von Warburg Research zählt Redcare zu den deutschen Werten, die nun besonders hohes Kurspotenzial haben. 

Im SDax zählte Flatexdegiro zu den Favoriten der Anleger. Der Online-Broker beginnt nach der Genehmigung durch die Bafin sein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm. Die Aktie stieg daraufhin um zeitweise gut 7%. Rückenwind gab es auch für die Papiere des IT-Dienstleisters Adesso, der ein Umsatzziel im Geschäft mit generativer KI vorzeitig erreichte.