Renditeanstieg am US-Bondmarkt erwartet
kjo Frankfurt
Während sich die Weltwirtschaft von der Pandemie erholt, hat sich die geldpolitische Landschaft nach Einschätzung des Vermögensverwalters Jupiter Asset Management (AM) dramatisch verändert. Es sei unwahrscheinlich, dass die fiskalischen Ausgaben in absehbarer Zeit enden, während die Themen Ungleichheit und globale Erwärmung angegangen würden. Die Zentralbanken würden zwar weiterhin unterstützend tätig sein, sich aber mehr im Hintergrund halten. Gleichzeitig werden sie laut Jupiter AM sicherstellen, dass die Bankensysteme gesund bleiben, um die Erholung zu unterstützen. In Anbetracht dieser reflationären Mischung glauben die Kapitalanlageexperten, die auf aktive Ansätze spezialisiert sind, dass ein Bärenmarkt für Anleihen begonnen hat.
In den USA werden sich den Anlagespezialisten zufolge massive Fiskalausgaben und eine geringere Abhängigkeit von der Geldpolitik positiv auf die US-Wirtschaft und negativ auf US-Staatsanleihen auswirken. „Wir gehen davon aus, dass die US-Treasury-Renditen 2021 weiter steigen werden, wobei die zehnjährige Rendite 2,2% erreichen dürfte“, heißt es bei Jupiter AM. Die Experten sehen für diese Entwicklung drei Gründe.
Ein behutsames Ende
Erstens werde der Pfad der zukünftigen Zinssätze steiler, da der Markt eine bevorstehende Straffung der Geldpolitik – gleichermaßen durch das Ende der quantitativen Lockerung wie durch Zinserhöhungen – einpreise. „Während wir ein langsames und behutsames Ende der lockeren Geldpolitik erwarten, können die Zinssätze aufgrund eines gesünderen Spar- und Investitionsgleichgewichts in der Wirtschaft auf eine höhere Endrate steigen als derzeit erwartet“, meinen die Experten. Eine stärkere Umverteilung über fiskalische Kanäle werde die ungenutzten Ersparnisse senken, und verbesserte wirtschaftliche Bedingungen würden die Investitionen ankurbeln. Diese Kombination werde wiederum den Zinssatz nach oben treiben, damit die Wirtschaft optimal funktioniere, ohne zu überhitzen.
Zweitens werden laut Jupiter AM Investoren bei verbesserten Makrobedingungen aufgrund der erhöhten Risiken eine höhere Inflationsrisikoprämie für den Besitz von US-Staatsanleihen fordern. „Die jüngsten alarmierend hohen US-Inflationsdaten verdeutlichen das sich verändernde Umfeld für Investoren.“ Die Wiederbelebung der Wirtschaft und der durch einen Flaschenhalseffekt aufgebaute Druck in den globalen Lieferketten seien eine wichtige Ursache dafür und sollten im Laufe der Zeit nachlassen.
Teuerung nimmt weiter zu
Nichtsdestotrotz sollte die Inflation angesichts des globalen Geldpolitik-Mix bis 2022 und darüber hinaus nachhaltig ansteigen und die Zielvorgaben der Zentralbanken erreichen, was zu einem anderen Ergebnis als in den Jahren vor der Pandemie führen werde.
Drittens habe sich die Finanzierungsbeziehung der USA zum Rest der Welt verändert, da die Nachfrage ausländischer Investoren nach US-Staatsanleihen in den vergangenen Jahren nachgelassen habe, während das Haushaltsdefizit in die Höhe geschossen sei. Der Nachfrageeinbruch sei vor allem dadurch entstanden, dass Chinas Welthandelsüberschuss bei wachsender Binnennachfrage zurückgegangen sei. „Um diesen Nachfrageeinbruch zu überwinden, müssen die Renditen steigen, um Investoren anzuziehen.“