Sentix sieht wachsende Gefahr überhitzter Märkte
Sentix sieht wachsende Gefahr
überhitzter Märkte
Anleger sollten sich 2025 auf eine höhere Volatilität einstellen
wrü Frankfurt
In ihrem ausführlichen Jahresausblick mit dem Titel „Trump, die Zweite“ stellen die Analysten von Sentix wachsende Gefahren für die Hausse an den Aktienmärkten heraus. „Der Börsen-Bulle schnaubt“, so die Experten für Behavioral Finance wörtlich.
Die erneute Wahl Trumps habe bereits zu einem Anstieg des Sentiments im US-Aktienmarkt geführt, das ein Allzeithoch in der 23-jährigen Datenhistorie der Sentix-Investorenumfrage erreichte. Doch hinter der Euphorie lauerten Gefahren wie die ambitionierte Bewertung des S&P 500 und die zunehmende Konzentration in den US-Märkten, welche das Risiko von Korrekturen erhöhen könnten. „Die Trump-Dynamik weckt große Erwartungen, birgt aber auch die Gefahr, dass Märkte kurzfristig überhitzen“, erklärt Patrick Hussy, Geschäftsführer von Sentix. „Anleger sollten eine Strategie haben, um auf mögliche Volatilität vorbereitet zu sein.“
Zentraler Baustein Gold
Nach einem Jahr der Unsicherheiten bleibe Gold ein zentraler Baustein im Portfolio vieler Anleger. 2025 könnte jedoch nach Meinung der Sentix-Analysten eine Phase des „Durchatmens“ für Edelmetalle sein. Während Gold als Absicherung gegen geopolitische und wirtschaftliche Risiken weiterhin gefragt bleibe, könnten Silber und andere Edelmetalle von ihrer industriellen Nachfrage profitieren.
Die Sentimentdaten deuteten darauf hin, dass sich Anleger an die stabile Performance von Gold gewöhnt hätten, was das Potenzial für stärkere Preissprünge begrenze. „Gold bleibt ein Eckpfeiler im Portfolio, vor allem in einem Umfeld geopolitischer Unsicherheiten und fiskalischer Disziplinlosigkeit“, sagt Manfred Hübner, Mitbegründer und Chefstratege von Sentix. Silber biete Aufholpotenzial und könnte im Verlauf des Jahres einen Preis von 40 Dollar je Unze überschreiten.
Während die USA und Asien Dynamik entfalteten, sei Europa mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert. „Das Aus der Ampel-Regierung und die Neuwahlen im Februar 2025 erzeugen bislang keinen positiven Impuls bei den Anlegern“, stellen die Sentix-Analysten fest. „Vielmehr sorgen sich die Investoren vor einem mehrmonatigen Stillstand in einer krisenhaften Wirtschaftslage und einer fehlenden Perspektive auf einen grundlegenden Politikwandel, selbst nach der nächsten Bundestagswahl.“
Euro verliert Vertrauen
Dennoch böten sich selektive Chancen, vor allem in der stark gebeutelten Automobilindustrie. „Technologisch sind BMW & Co in der E-Mobilität keineswegs mehr so rückständig, wie es kolportiert wird“, so Sentix. „Zudem erzielen die deutschen Autobauer noch immer hohe Cashflows, mit denen die notwendigen Investitionen getätigt werden können. Nach den starken Kursabschlägen sind die Autowerte auch unter Bewertungsgesichtspunkten attraktiv.“ Auch die Diskussion um ein kategorisches Verbrenner-Aus könne den deutschen Herstellern Rückenwind verschaffen.
Der Dollar dürfte 2025 nach Meinung der Sentix-Analysten gegenüber dem Euro stark bleiben. Die ökonomische Dynamik der USA, angetrieben durch Trumps fiskalpolitische Maßnahmen, kontrastiere mit der schwächelnden europäischen Wirtschaft, die nach wie vor unter strukturellen Defiziten leide. Die Zinsdifferenz zugunsten des Dollar bleibe dabei ein zentraler Treiber.
Gleichzeitig schwächten politische Unsicherheiten in der Eurozone das Vertrauen in die Gemeinschaftswährung. Hussy betont: „Solange Europa keine entschlossenen Reformen vorlegt, wird der Euro gegenüber dem Dollar weiter verlieren.“ Im Verlauf des Jahres könne der Wechselkurs in Richtung 0,95 Euro je Dollar driften.