Finanzmärkte

Tech-Beben verstärkt Dax-Talfahrt

Intel und Amazon enttäuschen die hohen Erwartungen der Anleger und ziehen einen ganzen Sektor in die Tiefe. Der deutsche Leitindex verbucht bereits den zweiten Tag in Folge kräftige Abschläge. Aufwärts ging es dagegen beim Ölpreis.

Tech-Beben verstärkt Dax-Talfahrt

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Tech-Beben verstärkt Dax-Talfahrt

Intel und Amazon ziehen Sektor tief ins Minus – Nahost-Konflikt treibt Ölpreis an

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex hat seine Talfahrt zum Wochenausklang nochmal beschleunigt. Zum Handelsschluss stand das Börsenbarometer 2,3% tiefer bei 17.661 Zählern. Die runde Marke von 18.000 Punkten war für den Index nicht länger zu halten, der Dax ist nun auch technisch deutlich angeschlagen. Der MDax verlor am Freitag 2,2% auf 24.464 Punkte. Der Euro Stoxx 50 sank um 2,8% auf 4.634 Zähler. Damit setzte sich der schwache Start in den ohnehin meist schwierigen Börsenmonat August fort. Der Dax hat auf Wochensicht knapp 4% verloren, damit schrumpft auch das durchaus beeindruckende Plus der ersten Jahresmonate deutlich in sich zusammen.

In den USA sackte der Nasdaq 100 zuletzt stark ab. In Japan gab es vor dem Wochenende einen Kursrutsch von 5,8% beim Nikkei 225. Ausschlaggebend für die deutlichen Abschläge an den Aktienmärkten war eine unschöne Melange aus Enttäuschungen im Tech-Sektor, einer schwächelnden Konjunktur und wachsenden Sorgen vor einem großen Krieg im Nahen Osten. Besonders belastend wirkte allerdings der Ausverkauf bei Tech-Werten, die die sehr hoch gesteckten Erwartungen der Anleger nicht länger erfüllen können. Enttäuscht aufgenommen wurden an den Märkten die aktuellen Quartalsberichte der Tech-Riesen Amazon, Intel und Apple.

Intel kündigte nach einem überraschend deutlichen Gewinneinbruch ein milliardenschweres Sparprogramm an, zu dem neben der Entlassung von 15% der Angestellten auch die Streichung der Dividende gehört. Die in Frankfurt notierten Aktien des Chipkonzerns brachen zeitweise um rund 30% ein. Bei Amazon drückten der schwächelnde Online-Handel sowie die hohen Kosten für den Auf- und Ausbau von KI-Rechenkapazitäten auf die Stimmung der Anleger. Amazon-Titel verloren bis zum Abend 9,3% auf 167 Dollar. Apple-Papiere schlugen sich besser, doch sorgt die weiter sinkende Nachfrage beim Hauptumsatzbringer iPhone für zunehmende Sorgenfalten bei den Aktionären.

Neben dem Tech-Beben verstärkten sehr schwach ausgefallene Konjunkturdaten die Talfahrt an den Aktienmärkten. Am US-Arbeitsmarkt sind im Juli weitaus weniger Stellen geschaffen worden als erwartet. Wie aus dem Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht, kamen nur 114.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 175.000 gerechnet. Zudem verstärken die weiter steigenden Spannungen im Nahen Osten die geopolitischen Sorgen.

In Deutschland gerieten besonders Halbleitertitel und konjunktursensible Werte unter die Räder. Im Dax fielen Infineon um 5,1% auf 29,53 Euro, im SDax gaben Süss Microtec am Index-Ende sogar 10,1% auf 53,50 Euro nach. Der europäische Technologiesektor fiel auf den tiefsten Stand seit Januar zurück und lag zeitweise gut 5% im Minus. Am Dax-Ende konsolidierten Siemens Energy weiter und fielen um 7,5% auf 24,18 Euro. Auch die Papiere von RWE (−7,9% auf 31,56 Euro) standen stark unter Druck. Kaum besser erging es den Essenslieferdiensten Delivery Hero und Hellofresh, die im Sog der Amazon-Schwäche 7,5% auf 19,38 Euro bzw. 7,8% auf 5,20 Euro verloren. Daneben zählten im MDax die Titel von Tui zu den Verlierern. Nachdem die Barclays Bank die Bewertung der Papiere mit „Underweight“ aufnahm, gab die Aktie 4,1% auf 5,56 Euro nach. Auch Baywa-Titel (−8,4% auf 13,32 Euro) zählten erneut zu den Verlierern.

An den Rohstoffmärkten kletterten die Preise für die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI um gut 1% auf 80,38 bzw. 77,21 Dollar je Fass. Aufgrund der Entwicklung im Nahen Osten steuerten die Anleger zudem die sicheren Häfen an und hierbei insbesondere die Bundesanleihen. Die zehnjährige Bundrendite fiel bis auf ein Tagestief von 2,15% nach 2,25% am Vortag und war im späten europäischen Handel dann bei 2,16% und damit praktisch auf Tagestief.