Trumps Rückkehr: Ein Wendepunkt für Anleger?
Donald Trump hat Wahlkampf mit der Inflation gemacht und gewonnen. Der Spruch „Der Preis von Speck geht durch die Decke", hat gezogen. Trump wird nicht nur der nächste Präsident der USA. Die republikanische Partei kontrolliert auch beide Kammern des Kongresses und kann durchregieren.
Die Ausweisung von billigen Arbeitskräften und hohe Zölle könnten Preise und Löhne nach oben treiben. Erhebliche Steuersenkungen und steigende Militärausgaben werden nach Berechnungen des Committee for a Responsible Federal Budget ein neues Loch in den ohnehin stark defizitären US-Bundeshaushalt reißen. Zusammen mit der Staatsverschuldung stiege der Druck auf die amerikanische Zentralbank Fed, weitere US-Staatsanleihen zu kaufen, was zusätzlichen Inflationsdruck erzeugen würde.
Aber schon bei den Midterms in zwei Jahren könnten die Wähler die Republikaner für weiter gestiegene Preise abstrafen. Vielleicht deshalb will Donald Trump mit Deregulierung und Ausgabenkürzungen, allen voran mit Hilfe eines von Elon Musk und Vivek Ramaswamy geführten Department of Government Efficiency den Staatshaushalt ins Gleichgewicht bringen. Welche Auswirkungen hätte dies auf die Finanzmärkte, wenn es gelingt?
Ein starker Dollar
Laut Wahlprogramm wollen die Republikaner das exorbitante Privileg des Dollars sichern. Aufgrund der führenden Rolle des Dollars im Weltwährungssystem finanzierten andere Länder die US-Staatsausgaben bisher mit. Wichtige Staaten wie China und Russland sind zusehends weniger gewillt, US-amerikanische Staatsanleihen zu halten. Eine sinkende Neuverschuldung würde die Ausgabe neuer US-Staatsanleihen reduzieren und so den Dollar stabilisieren.
Deregulierung und Steuersenkungen hätten positive Wachstumseffekte in den USA. Aus dem Ausland würde zusätzliches Kapital zufließen, was den Dollar unter Aufwertungsdruck bringen würde. Wenn gleichzeitig in Japan, China und Europa Strukturreformen ausbleiben, würde dieser Effekt noch verstärkt.
Um ihre kränkelnden Volkswirtschaften kurzfristig zu stützen, könnten das wirtschaftlich schwächelnde China und das überregulierte Europa sogar aktiv ihre Währungen abwerten. Für die Europäische Zentralbank sind bereits deutlich höhere Zinssenkungen eingepreist als für die Fed. All das spricht für einen starken Dollar.
Zinsanstiege bei Anleihen – aber keine Rückkehr der Bond Vigilantes
Bis die hohe Inflation sie zur Kehrtwende zwang, hat die US-Zentralbank die realen Zinsen ins Negative gedrückt, indem sie die nominalen Zinsen niedrig gehalten und moderate Inflation zugelassen hat. Das half die Zinslasten der USA trotz steigender Verschuldung auf einem erträglichen Niveau zu halten. Weil negative reale Zinsen den Anreiz zu Konsum erhöhen und zu Investitionen senken, haben diese das Wachstum gebremst. Eine Abkehr von dieser finanziellen Repression würde die realen Zinsen und das Wachstum erhöhen.
Noch ist unklar, ob in gut einem Jahr eine Taube oder ein Falke Jerome Powell als Präsident der Fed ablösen wird. Wenn es jedoch zu einer Konsolidierung der Staatsfinanzen kommt, würde unabhängig davon der Druck auf die Fed abnehmen, die Leitzinsen zu senken und neue Kaufprogramme für Staatsanleihen aufzusetzen. Die Fed könnte die Anleihebestände in ihrer Bilanz weiter vorsichtig reduzieren. Das ließe die Kurse von festverzinslichen Wertpapieren sinken und die Zinsen auf sichere Anlageformen wie Staatsanleihen und Depositen bei Banken steigen.
Ein ausgeglichenes Budget und mehr Wachstum würden die Staatsverschuldung der USA als Anteil am Bruttoinlandsprodukt senken und damit die Bonität der US-Regierung auf den Kapitalmärkten heben. Die sogenannten Bond Vigilantes, die eine steigende Staatsverschuldung mit steigenden Risikoprämien auf die Zinsen der Staatsanleihen abstrafen, würden nicht zurückkommen.
Aktienmärkte – wertorientiertes Anlegen wäre wichtiger denn je
Durch niedrige Zinsen gaben die Zentralbanken über mehr als 30 Jahre hinweg den Aktienmärkten Rückenwind. Bei einer dauerhaft restriktiven Geldpolitik würden höhere Zinsen die zukünftigen Gewinne in den Bewertungsmodellen verringern und die Unternehmen an Wert verlieren. Die Aktienkurse würden fallen. Dazu könnten insbesondere bei Unternehmen mit hoher Verschuldung bisher versteckte Risiken sichtbar werden.
Andererseits würde der Druck auf die Unternehmen steigen, Effizienzgewinne voranzubringen. Sie müssten mit innovativen Produkten neue Gewinnmöglichkeiten schaffen. Ebenso würde der Druck auf die US-Regierung zunehmen, wie angekündigt mit Steuersenkungen und Deregulierung die Restrukturierung der Unternehmen zu erleichtern. Das wäre für die Aktienkurse positiv, wobei das Potenzial für Effizienzgewinne und Innovationen je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich ist.
Passive Anlagestrategien wie Exchange Traded Funds, die auf eine gute Performance aller Unternehmen in einem Index setzten, erlebten bei dauerhaft niedrigen Zinsen einen Boom. In einem Umfeld höherer Zinsen besteht ein erhöhter Restrukturierungs- und Innovationsbedarf für Unternehmen, sodass es wichtiger wird, die Anpassungsfähigkeit vorausschauend zu erkennen. Aktive Anlagestrategien, also die gezielte Auswahl von Aktien mit einem großen Zukunftspotenzial, würde an Bedeutung gewinnen.
Was die Märkte denken
Direkt nach der Wahl Donald Trumps sind die Aktienindizes in den USA stark angestiegen, was die angekündigten Steuersenkungen widerspiegeln könnte. Am Markt für US-Staatsanleihen sah man im November zunächst einen Anstieg der langfristigen Zinsen, bevor diese wieder sanken. Man könnte dies auf zunächst höhere Inflationserwartungen zurückführen, von denen der Markt nun wieder ein Stück abgerückt ist.
Würden die Zinsen in den USA und damit das Vertrauen in den US-Dollar wieder ansteigen, dann würden die Anleihekurse weiter fallen und die Kursbewegungen bei den Aktien stärker ausdifferenziert. Gold und Bitcoin, die in den letzten Jahren immens von dem Vertrauensverlust in den Dollar profitiert haben, dürften an Attraktivität einbüßen.
Grundsätzlich würde eine geldpolitische Stabilisierung, die mit staatlichen Ausgabenkürzungen und Deregulierung verbunden ist, die Wachstumskräfte in den USA stärken. Von dem damit verbundenen Anstieg der realen Renditen könnten amerikanische und ausländische Investoren profitieren. Würden Reformen in den USA, wie Anfang der 1980er Jahre, eine weltweite Reformwelle nach sich ziehen, würden sich für Anleger in aller Welt die Renditemöglichkeiten potenzieren.