Trumps Zoll-Schwenk sorgt für Erleichterung bei Investoren
Investoren reagieren erleichtert auf Trumps Zoll-Schwenk
Reuters/dpa-afx/xaw Washington/Berlin/New York
Eine von US-Präsident Donald Trump angekündigte Zollpause hat die US-Aktienmärkte am Mittwoch nach oben katapultiert. Der Dow Jones Industrial Average machte nach der Meldung die deutlichen Kursverluste der vergangenen drei Handelstage innerhalb von Minuten wett und schloss mit einem Gewinn von 7,87% bei 40.608,45 Punkten, dem stärksten Plus seit 2020. Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Ende um 9,52% auf 5.456,90 Zähler aufwärts und damit so stark wie seit 2008 nicht. Der von den großen Technologiewerten dominierte Nasdaq 100 gewann gar 12,02% auf 19.145,06 Punkte und verzeichnete damit den stärksten Tag seit 24 Jahren.
China von Pause ausgenommen
Trump erklärte am Mittwoch, er habe weitgehend eine 90-tägige Pause angeordnet und den Satz der jüngsten Zölle deutlich gesenkt. Dem Präsidialamt zufolge bleibt es aber beim Basiszollsatz von 10%. Auch die 25% auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter. Zuvor hatte Trump eine Pause wiederholt ausgeschlossen. Seine Kehrtwende begründete er nun mit der Nervosität der anderen. Die „Leute“ seien etwas unruhig und „ein bisschen ängstlich“ geworden, sagte Trump bei einer Veranstaltung vor dem Weißen Haus auf die Frage nach seinen Beweggründen für den jüngsten Kurswechsel in der Handelspolitik. „Man muss flexibel sein.“
Für China gilt die Zollpause jedoch explizit nicht: Für Einfuhren aus dem Reich der Mitte hob Trump die Zölle vielmehr noch von 104 auf 125% an. Der Präsident geht aber weiterhin davon aus, eine Verhandlungslösung zu finden. „China will einen Deal machen“, sagte der Republikaner. „Sie wissen nur nicht so recht, wie sie es angehen sollen.“ Die Chinesen seien „ein stolzes Volk“ und Präsident Xi Jinping „ein stolzer Mann“, betonte Trump. Das Land werde aber „schon einen Weg finden“. Zuletzt hatte Peking als Antwort auf eine vorherige US-Zollerhöhung Gegenzölle verkündet.
Zweifel an Verhandlungslösung
Analysten zeigten sich indes erleichtert über die freundlicheren Töne aus Washington. „Sie haben die Pausentaste gedrückt, und der Markt jubelt“, sagte Alex Morris, Chefinvestor von F/M Investments. Entwarnung könne man aber nicht geben. Denn es sei unsicher, ob Verhandlungen binnen 90 Tagen zu einem Ergebnis führten. Unterdessen könnten die verunsicherten US-Konsumenten Waren hamstern, um sich vor steigenden Preisen einzudecken und die Inflation erst recht befeuern. US-Großbanken um J.P. Morgan und Goldman Sachs sowie Vermögensverwalter wie die Natixis-Tochter Loomis Sayles haben eine Rezession in den Vereinigten Staaten inzwischen zum Basisszenario ihrer ökonomischen Modelle gemacht.

Trump betonte bei seinem Auftritt am Weißen Haus indes, wie schnell sich die Stimmung an den Märkten wieder aufgehellt habe. „Man sagt, es war der größte Tag in der Finanzgeschichte.“ Zu den vorherigen Turbulenzen an den Finanzmärkten infolge seiner Zollpolitik sagte der Republikaner, es handele sich um eine transitive Entwicklung. „Es ist ein Übergang zur Großartigkeit.“
Der Präsident argumentierte auch: „Der große Schritt ist nicht das, was ich heute gemacht habe.“ Der große Schritt sei es gewesen, die Zölle überhaupt erst einzuführen, um die Ungleichheiten im Handel mit vielen anderen Ländern anzugehen. „Das erfordert Mut.“ Kein anderer Präsident habe das getan, obwohl es notwendig sei.
Union und SPD peilen Handelsabkommen an
CDU-Chef Friedrich Merz wertete die Aussetzung der US-Zölle als Erfolg der Europäer. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe Trump auch persönlich gesagt: „Wir sind entschlossen, uns zu wehren“, sagte Merz dem Sender RTL. „Am besten machen wir alle zusammen im transatlantischen Handel null Zölle. Dann ist das Problem gelöst.“
Vor dem Hintergrund des Zollkrieges will sich die künftige schwarz-rote Koalition neue Handelspartner suchen. „Wir streben den Abschluss von weiteren Handels- und Investitionsabkommen an“, hieß es im Entwurf des Koalitionsvertrages. Auch mit den USA soll mittelfristig ein Freihandelsabkommen angestrebt werden. Es gelte, einen Handelskonflikt zu vermeiden und auf beiden Seiten des Atlantiks Zölle abzubauen. „Die Kernbotschaft an Donald Trump lautet: Deutschland ist wieder auf Kurs“, sagte Merz bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages. Das Land werde seinen Verpflichtungen bei der Verteidigung nachkommen und seine Wettbewerbsfähigkeit stärken.