OECD-Wirtschaftsausblick

Risiken für Weltwirtschaft bleiben hoch

Die OECD blickt etwas optimistischer auf die weltweite wirtschaftliche Entwicklung, warnt aber gleichzeitig davor, dass es zahlreiche Risiken für die Konjunktur gebe. Die deutsche Wirtschaft hinkt den anderen Industriestaaten laut OECD in diesem Jahr hinterher.

Risiken für Weltwirtschaft bleiben hoch

mpi Frankfurt

Die OECD blickt etwas optimistischer auf die Entwicklung der weltweiten Konjunktur als noch zum Jahresende, mahnt aber gleichzeitig vor einer Vielzahl an Risiken für die Wirtschaft. Für 2023 hob die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ihre Prognose für das weltweite Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,2% auf 2,6% an und schraubte auch die Vorhersage fürs kommende Jahr leicht von 2,7% auf 2,9% nach oben. Die Stimmung der Verbraucher und der Unternehmen helle sich auf und die Öffnung der chinesischen Wirtschaft nach der Aufgabe der Null-Covid-Politik entspanne die Lage bei den Lieferkettenproblemen, begründete die OECD ihren vorsichtigen Optimismus. Doch auch die angehobenen Werte liegen unterhalb des langfristigen Wachstumstrends.

Für Deutschland sind die Perspektiven für 2023 laut der OECD noch weniger rosig. Das prognostizierte BIP-Wachstum von 0,3% für das Jahr 2023 gehört zu den niedrigsten Werten aller Industriestaaten – allerdings waren die Ökonomen bei ihrer vorherigen Prognose im Dezember sogar noch von einer um 0,3% schrumpfenden deutschen Wirtschaft ausgegangen. Nur für Großbritannien ist der aktuelle Ausblick noch trüber, hier geht die OECD sogar weiter von einer leicht schrumpfenden Wirtschaft im laufenden Jahr aus.

Aufschwung dank Exporten

Mittelfristig dürfte sich die Lage für die deutsche Wirtschaft jedoch laut OECD stark verbessern. „Für 2024 rechnen wir mit einem höheren Wachstum in Deutschland als in den anderen Ländern“, sagte die Vizedirektorin der OECD-Wirtschaftsabteilung, Isabell Koske, der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Aufschwung ist auf einen hohen Auftragsbestand im Exportgeschäft, eine Belebung der Investitionen und auch die Lockerungen der Covid-Maßnahmen in China zurückzuführen.“ Das verringere die derzeit noch vorhandenen Engpässe in den Lieferketten und erhöhe die Nachfrage nach deutschen Exporten.

Die vorsichtig optimistischen Prognosen für Deutschland und den Rest der Welt stehen jedoch auf wackligen Beinen. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bleibt eine Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung“, sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann bei der Vorstellung der Prognosen am Freitag in Paris. Ein Faktor für den optimistischeren Ausblick seien auch die zuletzt wieder niedrigeren Energiepreise gewesen. „Dazu hatte auch der milde Winter beigetragen, aber man kann sich nicht darauf verlassen, dass sich dies wiederholt“, sagte Cormann. Auch eine Verzögerung beim Bau der geplanten Infrastruktur für Flüssiggas (LNG) könnte die Gaspreise wieder deutlich ansteigen lassen, wie die OECD betonte.

Weitere Risiken für das Wirtschaftswachstum könnten von den Finanzmärkten ausgehen infolge der Insolvenz der Silicon Valley Bank – oder vom Immobilienmarkt. Die Zinswende belaste den überhitzten Markt und führe zu sinkenden Häuserpreisen. Die dadurch reduzierte Bautätigkeit kühle die Wirtschaft ab. Außerdem dürfte es zu mehr Insolvenzen in der Baubranche kommen (siehe unten stehenden Text).

Inflation belastet

Nicht zuletzt ist laut der Organisation aber auch die weiterhin hohe Teuerung eine Belastung für die Konjunktur. „Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht vorbei, die Zentralbanken müssen Kurs halten“, forderte OECD-Generalsekretär Cormann. Die Teuerungsrate für die Eurozone soll in diesem Jahr bei 6,2% liegen und erst 2024 merklich nachgeben und zwar auf 3,0%. Die Kerninflation, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden, bleibe hartnäckig hoch. Für das laufende Jahr hat die OECD ihre Prognose für die Eurozone hier sogar deutlich nach oben korrigiert. Statt bei 4,7% liegt die Prognose für die Kerninflation jetzt bei 5,2%.

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