World Wrestling Entertainment vor Verkauf
xaw New York
Während sich die Showkämpfer von World Wrestling Entertainment (WWE) im Ring die größte Schlacht des Jahres liefern, laufen hinter den Kulissen Verhandlungen mit tiefgreifendem Einfluss auf die Zukunft des Unternehmens. So wird Endeavor Group Holdings, die Gesellschaft hinter der Kampfsportliga Ultimate Fighting Championship (UFC), den Wrestling-Marktführer übernehmen, wie beide Unternehmen am Montagmorgen New Yorker Zeit verkündeten.
Nach regulatorischer Zustimmung soll der Deal bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Als Berater sind unter anderem Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan involviert Die ersten entsprechenden Berichte machten am frühen Sonntagabend New Yorker Zeit die Runde, während die Vorberichterstattung zur zweiten Nacht von „Wrestlemania“ lief – dem wichtigsten WWE-Event des Jahres.
Neues Börsenvehikel
Im Zuge der Transaktion wird WWE mit 9,3 Mrd. Dollar und UFC mit 12,1 Mrd. Dollar bewertet. Endeavor will den Showkampf-Veranstalter und die Mixed-Martial-Arts-Liga in einer neuen, gelisteten Einheit mit dem Börsenkürzel „TKO“ – die Abkürzung für technischen Knockout – zusammenfassen. An dieser sollen Endeavor-Aktionäre 51% und WWE-Anteilseigner 49% halten.
Der Deal soll zu einem kritischen Zeitpunkt erfolgen. Denn die Verträge des Wrestling-Giganten mit den TV-Sendern USA Network und Fox – diese übertragen die wöchentlichen WWE-Shows „Raw“ und „Smackdown“ – laufen im kommenden Jahr ab. Üblicherweise werden die Rechte für fünf Jahre vergeben. Im Rahmen der jüngsten Verhandlungsrunde im Jahr 2018 schossen die jährlichen Gebührenvereinbarungen angeblich um über 300 Mill. Dollar in die Höhe.
Gerüchte über einen Verkauf des Wrestling-Marktführers halten sich schon seit längerer Zeit. Zu Beginn des laufenden Jahres nahmen sie aber konkrete Formen an: Im Januar sicherte sich der langjährige Firmenlenker Vince McMahon, nach einem Schweigegeldskandal im Sommer 2022 eigentlich als Verwaltungsratschef und CEO zurückgetreten, wieder die Kontrolle über WWE. Der 77-Jährige, über die B-Aktie im Besitz von mehr als 80% der stimmberechtigten Anteile am Showkampf-Riesen, wählte sich zurück ins Board of Directors, das ihn erneut zum Vorsitzenden ernannte.
Schnell kursierten Meldungen, McMahon habe eine Veräußerung des Unternehmens, das er Anfang der 1980er von seinem Vater Vince Sr. übernahm und vom regionalen Wrestling-Veranstalter zur globalen Medienmarke mit Milliardenumsatz ausbaute, an den saudischen Staatsfonds vereinbart. Auch die Walt Disney Company und Comcast, die Mutter des Medienhauses NBC Universal, galten als mögliche Interessenten.
Dies trieb die an der New York Stock Exchange gelistete A-Aktie von WWE kräftig an: Im laufenden Jahr hat der Titel über 33% an Wert gewonnen, bei Handelsschluss am Freitag lag die Marktkapitalisierung bei rund 6,8 Mrd. Dollar. Im vorbörslichen Handel am Montag sorgten die bekanntgewordenen Details des bevorstehenden Deals bei Investoren aber für Verunsicherung, zeitweise gab der Kurs um mehr als 6% nach.
Insbesondere die künftige Rolle McMahons steht im Fokus der Investoren. Denn während Endeavor-Vorstandschef Ari Emanuel CEO der neuen Gesellschaft werden soll, ist der WWE-Chairman als Exekutivchef des Verwaltungsrats eingeplant. Doch der Milliardär ist bei Wrestling-Fans unbeliebt und bei Anlegern enorm umstritten.
Schwere Vorwürfe
Gemäß Berichten des „Wall Street Journal“ soll McMahon zwischen 2006 und 2022 insgesamt 12 Mill. Dollar an Schweigegeld gezahlt haben, um Übergriffe zu verschleiern. Zudem erhoben in den vergangenen Monaten weitere Frauen millionenschwere Forderungen – darunter eine ehemalige Ringrichterin, die McMahon in den 1990er Jahren erstmals der Vergewaltigung bezichtigte. Der Unternehmer streitet die Vorwürfe, zu Absprachen mit anderen mutmaßlich betroffenen Frauen äußert er sich nicht.
Eine interne Ermittlung des Verwaltungsrats ergab, das die Schweigegeldzahlungen McMahon persönlich zugewiesen wurden, obwohl sie als Unternehmensausgaben hätten abgerechnet werden müssen. Zuletzt zahlte der 77-Jährige 17,4 Mill. Dollar an WWE – als Ausgleich für Kosten, die in Verbindung mit den Board-Untersuchungen entstanden.