Handelspolitik

Auf US-Zölle könnte das nächste Plaza-Abkommen folgen

US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen das hohe Defizit im Außenhandel abbauen. Nun könnten Schritte folgen, die darauf abzielen, den Dollar zu schwächen.

Auf US-Zölle könnte das nächste Plaza-Abkommen folgen

Auf Zölle könnte Plaza-Abkommen folgen

Deutlicher Anstieg der Inflation erwartet – Trump erwägt nun Maßnahmen zur Schwächung des Dollars

US-Präsident Donald Trump will mit Zöllen für Einfuhren von den drei größten Handelspartnern das hohe Defizit im Außenhandel abbauen. Sie werden allerdings die Inflation anheizen und das Wachstum drücken. Als nächster Schritt will er sich darum kümmern, den Dollar zu schwächen.

det Washington

US-Präsident Trump hatte eingeräumt, dass die Zölle „Schmerzen bereiten werden“. Gleichwohl sei er zuversichtlich, dass Wähler die Notwendigkeit einsehen würden, das Handelsdefizit abzubauen. Trump erklärte sich zwar bereit, die Sanktionen gegen Mexiko für einen Monat auszusetzen. Als Gegenleistung wird der südliche Nachbar 10.000 Soldaten an die gemeinsame Grenze schicken. Trotz des Aufschubs rechnen Ökonomen insgesamt mit einer deutlich höheren Inflation und auch mit empfindlichen Wachstumseinbußen. Wegen der angekündigten Gegenzölle halten sie zudem einen Handelskrieg für möglich, der noch viel größeren wirtschaftlichen Schaden hinterlassen wird, wie sie warnen. 

Defizite steigen weiter

Das Handelsvolumen zwischen den USA und den drei wichtigsten Partnern belief sich 2024 auf etwas mehr als 2 Bill. Dollar. Die Einfuhren aus diesen Staaten machten 42% aller Importe aus, und die Defizite sind während der vergangenen 20 Jahre in Rekordhöhen gestiegen. Trump behauptet zwar, dass die Zölle primär darauf abzielen, den Zustrom illegaler Migranten zu bremsen und die Opioid-Krise in den Griff zu bekommen. Der Zusammenhang zwischen Handelssanktionen und der Migranten- beziehungsweise Opioid-Krisen ist aber schwer nachvollziehbar. Wahrscheinlicher ist, dass Trump schlicht den Ungleichgewichten im Außenhandel entgegenwirken will, was er an anderer Stelle immer wieder thematisiert. 

Dagegen hatte er schon früher gewettert. „Die Handelspartner ziehen uns über den Tisch“, schimpft er regelmäßig. Eine Lösung glaubt nun der Ökonom Stephen Miran gefunden zu haben. Miran soll den Wirtschaftsrat „Council of Economic Advisors“ leiten und damit faktisch der Chefvolkswirt des Präsidenten werden. Er sieht die Ursache des chronischen Handelsdefizits in der Rolle des Dollar als Weltreservewährung. Dieser Sonderstatus führe dazu, dass der Greenback permanent überbewertet ist, die Ausfuhren verteuert und somit den Fehlbetrag im Außenhandel weiter hoch treibt. 

Politik mit der Brechstange

Mirans Lösung: Er will eine Politik mit der Brechstange verfolgen, um das Defizit abzubauen. Dazu muss die Regierung zunächst hohe Zölle gegen die wichtigsten Überschussländer verhängen. Beschleunigen kann sie den Prozess dann, wenn sie zugleich die US-Valuta schwächt. Dies ginge etwa durch den Ankauf von Fremdwährungen oder über ein neues Plaza-Abkommen. 1985 hatte dieses dazu gedient, den Dollarkurs zu drücken. In Washington wird spekuliert, dass Trump die Handelspartner mit der Drohung einer weiteren Eskalation gefügig machen könnte. Trumps Finanzminister Scott Bessent hat bereits gesagt, dass der Schauplatz für die Unterschriften unter dem neuen Plaza-Vertrag Trumps Wohnsitz in Florida sein könnte. Das müsse dann allerdings das „Mar-a-Lago Abkommen“ heißen.

Zwar stößt Mirans Theorie auf harte Kritik etwa beim Nobelpreisträger Paul Krugman. Dieser bezeichnet die Zölle ebenso wie Überlegungen, den Greenback zu schwächen, als „brutalen Betrug" an seinen eigenen Wählern. Die Politik würde zu einer drastischen Umverteilung von Einkommen und Vermögen „zugunsten der wohlhabendsten Menschen führen“. Gleichwohl scheint Trump auf den künftigen CEA-Chef zu hören. Miran muss noch vom Senat bestätigt werden, wird dann aber zu den einflussreichsten Beratern des Präsidenten zählen.

Zölle befeuern Inflation

Kritisch sind auch andere Experten. Mark Zandi, Chefökonom bei Moody's Analytics, etwa sagt, dass die Inflationsrate in den USA um 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte steigen wird, „wenn die Zölle in diesem Umfang ein Jahr in Kraft bleiben“. Das wiederum könnte Pläne der Notenbank torpedieren, allmählich weitere Zinssenkungen zu beschließen. Mit gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen rechnet auch das Peterson Institute for International Economics (PIIE) in Washington. So gelangt eine Studie des PIIE zu dem Schluss, dass die Zölle während Trumps zweiter Amtszeit das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA um 200 Mrd. Dollar dämpfen würden. Die Teuerungsrate würde nach diesen Berechnungen rasch um 0,2 Prozentpunkte zulegen.  

Wegen der eng verflochtenen Lieferketten rechnet das PIIE auch damit, dass Kanada 100 Mrd. Dollar an Wirtschaftsleistung einbüßen dürfte und die Zölle das mexikanische BIP um 2% senken werden. Weniger stark dürfte hingegen China betroffen sein. Wie die Harvard Ökonomin Keyu Jin, derzeit Assistenzprofessorin bei der London School of Economics, feststellt, hätten 80% der chinesischen Unternehmen sich bereits nach Alternativen zum US-Markt umgeschaut. Dies sei eine Reaktion auf die Zölle gewesen, die Trump während seiner ersten Amtszeit angeordnet hatte. „Die Sanktionen haben eine Globalisierungswelle in China losgetreten“, erklärt Jing. Folglich sei die chinesische Wirtschaft nun gut gerüstet und bei vielen Produktgruppen jetzt unabhängiger vom US-Exportmarkt.


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