Die deutschen Banken haben vor einer massiven Benachteiligung der europäischen Kreditwirtschaft durch die Basel-III-Umsetzung gewarnt und fordern von der EU-Kommission, die Einführung der neuen Kapitalregeln noch einmal zu verschieben.

Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Sewing, verwies am Montag auf die spätere Einführung der Vorgaben in den USA und Großbritannien. Zudem zeichneten sich in diesen Ländern auch inhaltliche Erleichterungen ab. Dies verschaffe den US-amerikanischen und britischen Banken „erhebliche Wettbewerbsvorteile im Kapitalmarktgeschäft“, kritisierte der Deutsche-Bank-Chef.

Die Basel-III-Regeln sollen in der EU ab dem 1.1.2025 gelten. Großbritannien will erst ein halbes Jahr später nachziehen, um der Wirtschaft mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben. In den USA hatte die Notenbank Fed bislang auch erst den Juli 2025 für die Umsetzung angepeilt. Nach einer monatelangen Protestwelle der US-Banken gegen die schärferen Eigenkapitalanforderungen wird die Umsetzung aber bis mindestens zum Sommer noch einmal überprüft. Beobachter in den USA erwarten derzeit, dass es dann eine Neufassung mit weiteren Erleichterungen für die Branche geben wird.

Aufgrund der anstehenden Europawahl und der anschließenden neuen Zusammensetzung der EU-Kommission wird die Zeit für mögliche Änderungen in Europa allerdings eng. Sewing hofft dennoch, dass die neue Brüsseler Behörde schnell tätig wird. „Wir brauchen eine Lösung, die den individuellen Besonderheiten der europäischen Banken Rechnung trägt“, betonte der BdB-Präsident. Positiv sei, dass das Basel-Problem in Brüssel bekannt sei und entsprechende Aufmerksamkeit habe.

Die eigene Branche bezeichnete Sewing als „robust, stabil und stark kapitalisiert“. Es sei auch nicht zu erwarten, dass etwa die Situation bei Gewerbeimmobilien in den USA den europäischen oder deutschen Bankensektor in Schwierigkeiten bringen werde. Die Finanzmarktregulierung wird auch Thema auf dem Bankentag am Dienstag in Berlin sein.