Deutsche Exporte in Drittstaaten legen erneut zu
Deutsche Exporte in Drittstaaten legen erneut zu
Frühindikator zeigt Anstieg um 1,0 Prozent – Dennoch trübe Aussichten – USA und China sind Hauptabnehmer
ba Frankfurt
Die deutschen Exporteure haben im November etwas mehr Waren in die sogenannten Drittstaaten, also in die Länder außerhalb der Europäischen Union, geschickt. Die Aussichten auf die kommenden Monate sind allerdings wenig verheißungsvoll, die Stimmung der Unternehmen angesichts der mauen Auslandsaufträge trübe. Die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer seit Beginn des Krieges im Gazastreifen drohen die Schwächephase des globalen Handels zu verlängern bzw. zu verschärfen.
Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lieferten die deutschen Exporteure im November Waren im Wert von kalender- und saisonbereinigt 59,2 Mrd. Euro in die Drittstaaten – das ist 1,0% mehr als im Oktober. Im Jahresvergleich allerdings bedeuten die Ausfuhren von Waren im Wert von 63,4 Mrd. Euro einen Rückgang um 4,7%.
Ausgeprägte Schwächephase
Auch die hohen Zinsen belasten den deutschen Außenhandel. Am Markt wird zwar auf eine baldige erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) gesetzt. Die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde nach der Zinssitzung im Dezember lassen aber eher auf einen Zeitpunkt ab Mitte 2024 schließen. Der deutsche Außenhandel durchläuft derzeit im Vergleich zu den anderen Euro-Mitgliedern, aber auch den USA und China eine ausgeprägte Schwächephase – im Grunde wachse er „seit Ausbruch der Corona-Pandemie nur noch, weil die Preise steigen“, warnte jüngst Vincent Stamer vom IfW Kiel. Inflationsbereinigt bewegten sich Exporte und Importe seit Jahren „mehr oder weniger auf der Stelle“.
Im November dürften gemessen am Kiel Trade Indicator die gesamten deutschen Exporte preis- und saisonbereinigt um 0,7% zum Vormonat zulegen, während die Importe um 1,1% schrumpfen. Die Destatis-Zahlen beruhen auf Daten für die Ausfuhren in sämtliche Drittstaaten, aber auch auf Einzelangaben für die wichtigsten Handelspartner Deutschlands außerhalb der EU. In die zehn wichtigsten Bestimmungsländer gehen rund 75% der Drittstaaten-Exporte, die wiederum knapp die Hälfte aller deutschen Exporte abdecken. „Der Frühindikator macht damit erste Ergebnisse für einen wichtigen Teil des deutschen Außenhandels hochaktuell verfügbar“, betonen die Wiesbadener Statistiker. Da sich der Handel mit Drittstaaten allerdings nicht immer parallel zu jenem mit den EU-Staaten entwickelt, sei keine Prognose für die Gesamtergebnisse des Außenhandels möglich, schränken sie jedoch zugleich ein. Die gesamten November-Ergebnisse veröffentlicht Destatis am 8. Januar.
Hauptabnehmer bleiben USA und China
Wichtigster Abnehmer von Waren "Made in Germany" waren im November erneut die USA. Dorthin gingen Waren im Wert von 14,2 Mrd. Euro. Das sind 1,1% weniger als vor einem Jahr. Die Exporte nach China fielen um 7,8% auf einen Warenwert von 8,6 Mrd. Euro. Für Großbritannien weisen die Statistiker ein Minus von 1,1% auf 8,0 Mrd. Euro aus. Im Oktober hatten die Daten zum Warenaustausch mit China und den USA für einen Hoffnungsschimmer gesorgt: Die Exporte waren um 5,7 bzw. 1,5% im Monatsvergleich gestiegen. Insgesamt waren die Ausfuhren allerdings um 0,2% geschrumpft, was Ökonomen als Enttäuschung werteten. Sie hatten nach dem starken Rückgang im September mit einer Gegenbewegung gerechnet. Und es wird wohl nicht so bald besser: „Die Unternehmen sehen für den Jahresbeginn wenig positive Perspektiven“, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe den Rückgang der Exporterwartungen im Dezember um 2,6 auf –6,7 Punkte.
Einen erneut kräftigen Rückgang gab es im November wegen der westlichen Sanktionen bei den Exporten nach Russland. Diese sanken binnen Jahresfrist um 37,8% auf 0,8 Mrd. Euro. Damit ist Russland von Rang 5 vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 auf Rang 16 der wichtigsten Bestimmungsländer für deutsche Exporte außerhalb der EU abgerutscht.