Geldpolitik

EZB und Fed werben für Geduld bei Zinssenkungen

Die Notenbankchefs Christine Lagarde und Jerome Powell verbreiten in Sintra Optimismus bezüglich der Entwicklung der Inflation. Gleichzeitig mahnen sie bei Zinssenkungen jedoch zur Geduld.

EZB und Fed werben für Geduld bei Zinssenkungen

EZB und Fed werben für Geduld bei Zinssenkungen

Lagarde wartet auf Daten zur Lohnentwicklung – Powell hat Arbeitsmarkt im Blick

mpi zzt. Sintra

Die Notenbankpräsidenten Christine Lagarde und Jerome Powell zeigen sich angesichts der jüngsten Inflationsdaten in ihren Währungsräumen optimistisch, dass die Teuerung mittelfristig auf den Zielwert von 2% fällt. „Wir bewegen uns in die richtige Richtung“, sagte EZB-Präsidentin Lagarde am Dienstag auf der Konferenz der Notenbank im portugiesischen Sintra.

Stunden zuvor hatte Eurostat eine erste Schätzung der Euro-Inflation für Juni veröffentlicht. Während die Inflationsrate leicht auf 2,5% gesunken ist, stagnierte die Kernrate bei 2,9%. Sie gilt als Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck. Vor allem die hohe Inflation bei Dienstleistungen hält die Kernrate oben.

EZB hofft auf sinkende Profitmargen

Lagarde räumte auf der Konferenz ein, dass die EZB die Entwicklung der Service-Inflation genau beobachten und ihre Treiber verstehen müsse. „Wir brauchen mehr Daten zur Lohnentwicklung und zu den Profitmargen“, sagte Lagarde. Das hohe Lohnwachstum verstärkt die Inflation im arbeitsintensiven Dienstleistungsbereich. Die EZB müsse daher sehen, dass die Profitmargen der Unternehmen große Teile der Lohnerhöhungen absorbieren, damit es bei der Inflation nicht zu größeren Zweitrundeneffekten kommt.

Lagarde wies zudem darauf hin, dass die Dienstleistungsinflation, die im Juni bei 4,1% lag, nicht auf 2% fallen müsse. Da die Teuerung in der Industrie deutlich niedriger als 2% ist, könne die EZB Inflationsraten im Servicesektor oberhalb der 2% tolerieren.

Analysten erwarten derzeit im September eine weitere Zinssenkung der EZB, die im Juni die Zinswende eingeleitet hat. Und frühestens im September eine erste geldpolitische Lockerung der Fed.

Keine Abkühlung am US-Arbeitsmarkt

Fed-Chef Jerome Powell bewertete die jüngste Entwicklung der Inflation positiv. „Die Daten zeigen, dass sich die Disinflation fortsetzt“, sagte Powell. Gleichzeitig verlangte er aber auch noch mehr Sicherheit, dass die Disinflation tatsächlich nachhaltig ist, bevor eine erste Zinssenkung in den USA ansteht.

Den US-Arbeitsmarkt bezeichnete Powell als weiterhin robust. Sollte sich dieser jedoch unerwartet stark abschwächen, könnte dies ein Grund für die Fed sein, die Zinsen zu senken. Neben Preisstabilität besteht das Mandat der Fed aus Vollbeschäftigung. Nach einer deutlichen Abkühlung des Arbeitsmarkts sieht es jedoch nicht aus. Die Zahl der offenen Stellen ist zu Ende Mai überraschend stark gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Sie legte von 7,92 Millionen auf 8,14 Millionen zu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 7,91 Millionen gerechnet.


Mehr zum Thema:

Kommentar zur Euro-Inflation im Juni

Bericht zur Euro-Inflation im Juni

Bericht zum Sintra-Panel über die Auswirkungen von geopolitischen Krisen auf die Inflation

Kommentar Seite 2 Schwerpunkt Seite 8
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.