Ökonomen zu Trumps wirtschaftlichen Folgen

Deutschland droht weiteres Rezessionsjahr

Trumps neuer Kurs in der Wirtschafts-, Steuer-, Energie- und Handelspolitik wird die deutsche Wirtschaft hart treffen, erwarten Ökonomen. Es droht die nächste Rezession – und weitere Produktionsverlagerungen in die USA.

Deutschland droht weiteres Rezessionsjahr

Nächstes Rezessionsjahr droht

Ökonomen erwarten massive Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft durch Trumps Politik

lz Frankfurt

Deutsche Unternehmen gehen davon aus, dass sie durch die Entscheidungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum einen wegen der amerikanischen Handelspolitik Marktanteile verlieren, und zum anderen wegen günstigerer Energiekosten massiv an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen. Ferner erwarten sie aufgrund der isolationistischen und aggressiven US-Handelspolitik eine Abschwächung der Weltkonjunktur, was sich ebenfalls dämpfend auf die hiesige Wirtschaft auswirkt, wie eine neue Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter 2000 Betrieben darlegt.

32% der Firmen befürchten starke Wettbewerbsnachteile vor allem wegen der Energiekosten, 39% rechnen hier mit nur moderaten Auswirkungen. Die erwartete Abschwächung der Weltkonjunktur halten 28% für fatal, 54% halten sich von ihr allgemein betroffen. Auch im Hinblick auf Umweltstandards, Finanzierungskosten, Zöllen und Industriepolitik bereiten sich die Unternehmen auf negative Entwicklungen vor. Klar sei, die neue Trump-Regierung werde deutsche Unternehmen „unter Druck setzen“, formuliert IW-Konjunkturexperte Michael Grömling. Weil die USA ein wirtschaftliches Schwergewicht seien, müsse die EU geschlossen auftreten und ihre Interessen verteidigen, fordert er. Nur eine koordinierte europäische Strategie könnte die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen sichern.

De-Industrialisierung beschleunigt sich

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht davon aus, dass sich infolge eines größeren Handelskonflikts „die De-Industrialisierung und der Verlust guter Arbeitsplätze in der Industrie in Deutschland beschleunigen“, werde, wie DIW-Präsident Marcel Fratzscher warnt. „Eine erneute Rezession der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr wird dadurch immer wahrscheinlicher.“ Eine Einschätzung, die auch Sparkassenpräsident Ulrich Reuter teilt: „Wenn die USA mit ihrem neuen Präsidenten auf Protektionismus setzen und die angekündigten Zölle auf Waren einführen, dann könnte das BIP-Wachstum hierzulande um 0,3 bis 0,6 Prozentpunkte sinken.“ Das Bruttoinlandsprodukt ist bereits 2023 um 0,3% und im vergangenen Jahr nochmal um 0,2% geschrumpft. Für das laufende Jahr wurde bisher ein leichtes Plus zwischen 0,2 und 0,3% vorhergesagt.

Produktion in den USA attraktiver?

Auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sieht schwierige Zeiten heraufziehen. „Trumps Dekrete zur Energie- und Klimapolitik werden zu einer Steigerung der Energieproduktion und zu günstigeren Energiepreisen führen“, sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. „Für manche Unternehmen wird es dadurch attraktiver, in den USA zu produzieren.“

Zwar habe Trump von einer sofortigen Zollerhöhung abgesehen und lässt zunächst seine Behörden die internationalen Handelsbeziehungen untersuchen. Zölle blieben aber auf der Tagesordnung – zumindest als Verhandlungsmasse, sagte Wambach.

EU-Deal mit Trump

Um eine Zuspitzung zu verhindern, fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) von der EU, mit neuen Vorschlägen kooperativ auf Trump zuzugehen. „Die EU sollte den USA Angebote zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit machen“, sagte das Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung, Wolfgang Niedermark. „Möglichkeiten, zum beiderseitigen Nutzen enger zusammenzuarbeiten, gibt es weiterhin viele.“ Als Beispiele nannte er Regulierungsfragen, technische Standards und robustere Lieferketten.

Die deutschen Groß- und Außenhändler zeigen sich besonders pessimistisch hinsichtlich der Lage für ihre Mitgliedsunternehmen. „Wir stecken im Tunnel, aber ohne Licht“, sagte Dirk Jandura, Präsident des Branchenverbandes BGA. Die Bundestagswahl werde vor diesem Hintergrund nach zwei Rezessionsjahren „zur Schicksalswahl“. Für den Großhandel prognostizierte der Verband preisbereinigt Stagnation in diesem Jahr. Die Außenhandelsumsätze dürften um 2,7% sinken. In diesen Schätzungen seien Handelskonflikte mit den USA noch nicht richtig enthalten.


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