Schiffbau sorgt für höheren Auftragsbestand
Schiffbau sorgt für
höheren Auftragsbestand
Rückläufiges Auslandsgeschäft erwartet
ba Frankfurt
Ein Großauftrag im Schiffbau hat das Auftragspolster der deutschen Industrie aufgeplustert. Um dem schwachbrüstigen verarbeitenden Gewerbe aber nachhaltig auf die Sprünge zu helfen, reicht das bei weitem nicht: Noch wirken die vier Zinserhöhungen der EZB in diesem Jahr nicht auf die Realwirtschaft durch. Zu ungewiss ist zudem, ob der designierte US-Präsident Donald Trump die Zölle tatsächlich wie avisiert erhöht. Und zu unsicher ist die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik der neu zu wählenden Bundesregierung.
IMK senkt Prognose
In dieser Gemengelage halten sich Unternehmen und Verbraucher bei Investitionen zurück, zumal die Energiepreise nach wie vor hoch sind. Daher senken Ökonomen und Institute derzeit die Wachstumsprognosen reihenweise − nun auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Für 2024 wird ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2% erwartet. Und „im nächsten Jahr hellt sich die Situation nur geringfügig auf“. So dürfte es dank moderater Zuwächse beim privaten Konsum und eines etwas deutlicheren Plus beim Staatskonsum zu einem Wachstum von 0,1% reichen. Im September hatte das IMK für das zu Ende gehende Jahr mit einer Stagnation und für 2025 mit einem BIP-Wachstum von 0,7% gerechnet. Die Prognosesenkung „wird unterstrichen durch neue Werte des IMK-Konjunkturindikators: Für den Zeitraum von Dezember 2024 bis Ende Februar 2025 weist er ein Rezessionsrisiko von 48,7% aus.“
Rückläufiges Auslandsgeschäft erwartet
Die Weltwirtschaft, so erwartet das IMK weiter, dürfte 2024 und 2025 mit 3,3 bzw. 3,0% recht verhalten wachsen. „Die deutschen Exporte erhalten von wichtigen Handelspartnern nur schwache Impulse, auch weil die aktuell international stärker nachgefragten Güter im deutschen Exportportfolio keine große Rolle spielen.“ Gleichwohl dürfte die Exportentwicklung 2025 wieder ins Plus drehen. Dies spiegelt sich in der aktuellen Ifo-Umfrage allerdings noch nicht wider: So sind die Ifo-Exporterwartungen im Dezember um 0,3 auf minus 6,1 Punkte gefallen. „Die Exportwirtschaft entwickelt auch zum Jahresende keine Dynamik“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
In vielen Kernbranchen der Industrie werde mit einem Rückgang der Exporte gerechnet − vor allem in der Metallindustrie oder bei den Herstellern von Textilien und Bekleidung. Während der Ausblick in der gewichtigen Automobilbranche seit einem halben Jahr trüb ist, setzt sich die seit Januar währende Seitwärtsbewegung in der energieintensiven chemischen Industrie fort. Merkliche Zuwächse bei den Auslandsumsätzen erwartet laut Ifo weiterhin die Nahrungs- und Genussmittelindustrie.
Die lahmende Weltkonjunktur belastet vor allem die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft, was sich etwa beim kräftigen Rückgang der Exporte im Oktober deutlich gezeigt hat. Der Auftragseingang ist seit zwei Jahren schwach und seit längerem stark von volatil ausfallenden Großaufträgen geprägt, Besserung ist nicht in Sicht. Dies zeigt sich auch im Auftragsbestand des verarbeitenden Gewerbes, der dem Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge im Oktober preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,6% gestiegen ist. Im Jahresvergleich ergibt sich hingegen ein Rückgang um 1,3%. „Die Hinweise auf eine Bodenbildung verdichten sich“, urteilt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Insgesamt bleibe der Auftragsbestand aber viel zu niedrig. „Industriell werden die nächsten Monate schwierig bleiben.“ Die Signale stünden vorerst weiter auf Abbau von Produktionskapazitäten und Entlassungen.
Reichweite unverändert
Im Oktober stiegen die offenen Inlandsaufträge um 0,2%, der Bestand an Auslandsaufträgen um 0,9%. Wesentlich für das dickere Auftragspolster war der Anstieg um 2,9% im sonstigen Fahrzeugbau, zu dem Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge zählen. „Insbesondere ein Großauftrag im Schiffbau trug zu dem erneuten Wachstum des Auftragsbestands in diesem Bereich bei, nachdem dieser bereits im Vormonat deutlich gestiegen war“, erklärten die Statistiker. Einen negativen Einfluss hatten hingegen der Maschinenbau (−1,0%) und die Automobilindustrie (−1,9%). Die Reichweite blieb mit 7,3 Monaten unverändert. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.