Verbraucher stemmen sich der trüben Stimmung entgegen
Verbraucher stemmen sich der trüben Stimmung entgegen
Wirtschaftsvertrauen im Euroraum sinkt unerwartet
ba Frankfurt
Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum ist im Februar überraschend zurückgegangen – allein die Verbraucher zeigten sich etwas besser gelaunt. Der monatlich von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Index (ESI) ist um 0,7 auf 95,4 Punkte gefallen und entfernt sich damit noch weiter von seinem langjährigen Schnitt von 100 Zählern. Ökonomen hatten einen Anstieg auf 96,6 Punkte erwartet, nachdem der ESI im Januar bereits 0,3 Punkte abgegeben hatte. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Euro-Wirtschaft im Startquartal einen Dämpfer erhält. Im Schlussabschnitt 2023 war die Wirtschaftsleistung stagniert, im dritten Quartal leicht um 0,1% geschrumpft. Bei einer etwaigen Abwärtsrevision der Daten würde die Euro-Wirtschaft doch noch in die technische Rezession rutschen, die definitionsgemäß bei zwei aufeinanderfolgenden Minusquartalen eintritt.
Rückgang breit basiert
Der Rückgang des ESI war dabei breit basiert. Trotz etwas besserer Produktionsaussichten zeigt sich die Industrie etwas schlechter gelaunt. Die Indizes für Dienstleister und Handel gaben spürbar nach. Die Baubranche verzeichnete zwar gleichfalls eine Stimmungseintrübung, doch liegt der Indikator weiter über seinem langjährigen Schnitt. Allein das Konsumentenvertrauen hat zugelegt, da die Verbraucher ihre künftige finanzielle Situation positiver bewerten und eher gewillt sind, größere Anschaffungen zu tätigen.
Unter den größten Euro-Ländern hält Deutschland weiter die rote Laterne. Hier gab der ESI um 0,6 Punkte nach. In Frankreich (−0,3 Punkte) und Spanien (−0,4 Punkte) blieb er weitgehend stabil. Für Italien meldet die EU-Kommission einen deutlichen Verlust von 1,6 Zählern.
Etwas bessere Beschäftigungserwartungen
Die Beschäftigungserwartung legte gemessen am Employment Expectations Indicator (EEI) um 0,2 auf 102,5 Punkte zu und notiert damit weiter über dem langfristigen Durchschnitt. Während Industrie, Dienstleister und das Baugewerbe mit geringeren Beschäftigtenzahlen rechnen, verbesserten sich die Beschäftigungspläne im Einzelhandel deutlich. Und auch die Unternehmen, die mit einem geringeren Geschäft rechnen, wollen dennoch am Personal festhalten oder Jobs aufbauen: Der Labour Hoarding Indicator (LHI), der dies misst, ist im Januar nur um 0,5 Punkte gesunken. Mit 10,3% liege der LHI nicht nur über dem langfristigen Schnitt von 9,7%, sondern auch über den vor der Corona-Pandemie verzeichneten Werten. Allerdings liegt er auch deutlich unter dem Höchststand, der während der Covid-19-Krise erreicht wurde, wie die Brüsseler Behörde betonte. Dabei war das Horten von Arbeitskräften in Frankreich und Deutschland stärker verbreitet als in der EU insgesamt. Unterdurchschnittlich zeigte sich hingegen die Lage in Spanien, Italien und den Niederlanden.
Preisdruck lässt nach
Wie auch aktuelle Preisindikatoren zeugt die Kommissionsumfrage von nachlassendem Preisdruck. So gingen die Verkaufspreiserwartungen in allen vier Wirtschaftszweigen zurück. Und auch die Unsicherheit der Manager über ihre künftige Geschäftslage hat abgenommen.