KommentarRoms Staatsinterventionismus

Hindernisse für Unicredit

Mit den strengen Auflagen für Unicredit im Fall einer BPM-Übernahme erreicht der Staatsinterventionismus in Italien eine neue Eskalationsstufe.

Hindernisse für Unicredit

Unicredit

Staatskapitalismus am Tiber

Von Gerhard Bläske

Die Regierung in Rom bekennt sich verbal gern zur Marktwirtschaft. Das gilt jedoch nur, solange es ihr in den Kram passt. Denn in der Praxis interveniert die Regierung über die Golden-Power-Regelung oder auf anderen Wegen immer ungenierter in der Wirtschaft – ob im Fall von Telecom Italia, Pirelli, Monte dei Paschi, der Generali oder bei STMicroelectronics. Notfalls wird, wie im Fall der Autobahngesellschaft Autostrade per lItalia oder des früheren Ilva-Stahlwerks, sogar verstaatlicht. Rom beruft sich stets auf nationale Interessen. Die Ergebnisse stimmen jedoch nicht positiv.

Aktuell legt Rom Unicredit Steine in den Weg. Die Bank handelt gegen die Pläne der Regierung. Formal hat Rom zwar das Übernahmeangebot der Unicredit für die BPM, für das die Europäische Zentralbank längst grünes Licht gegeben hat, genehmigt. Doch die damit verbundenen Auflagen sind so weitreichend, dass die unternehmerische Freiheit der HVB-Mutter massiv eingeschränkt wird. Das Vorhaben rechnet sich für Unicredit damit de facto eigentlich nicht mehr. Der Verzicht Unicredits auf das Projekt wird wahrscheinlicher, und das ist wohl auch das eigentliche Ziel der Regierung.

Orcel vereitelte Pläne für alternative Großbank

Damit macht die rechtsnationale Regierung Meloni deutlich, wes Geistes Kind sie ist. Unicredit-CEO Andrea Orcel hat aus Sicht Roms die Grenzen überdehnt. Er lehnte vor Jahren schon die von Mario Draghi aus politischen Gründen gewünschte Übernahme der Monte dei Paschi di Siena ab. Mit dem Übernahmeangebot für die BPM vereitelte er die Pläne Melonis, eine Großbank aus BPM und Monte dei Paschi zu schmieden. Das goutiert die Regierungschefin ganz und gar nicht.

Orcel wehrt sich und will womöglich gegen die Entscheidung vorgehen. Er ist ein Dealmaker, der Gelegenheiten nutzen will, wenn sie für die Bank rentabel sind. Doch dabei stößt er nicht nur in Italien, sondern auch in Deutschland auf Widerstand. Bei der Commerzbank kontrolliert er zwar fast 30% der Anteile. Doch auch hier ist die Ablehnung so groß, dass eine mögliche Übernahme wohl kaum realistisch ist.

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