Italiens Banken im Übernahmefieber
Monte dei Paschi
Italiens Banken im Übernahmefieber
Von Gerhard Bläske
In Italiens Finanzlandschaft geht es drunter und drüber. Beinahe im Wochenrhythmus werden neue Vorhaben bekannt. Unicredit will die BPM übernehmen, bei der der französische Crédit Agricole von 10 auf 15% aufgestockt hat. Die Franzosen haben beantragt, bis auf 20% gehen zu können. Die BPM hat eine Offerte für den Vermögensverwalter Anima vorgelegt und 5% an der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) erworben. Die MPS will sich schließlich die Investmentbank Mediobanca einverleiben. Und die Banca Ifis hat eine Offerte für die Digitalbank Illimity vorgelegt.
Beispiellose Bereinigung
Man verliert fast den Überblick. Die Finanzkrise war im Nachhinein die Initialzündung für eine beispiellose Bereinigung, nach der nur noch etwa hundert der ursprünglich 500 selbständigen Institute übriggeblieben sind. Die nach vielen Häutungen verbliebenen größeren Institute, die selbst Ergebnis vieler Zusammenschlüsse sind, sind heute im internationalen Vergleich extrem stark.
Nun zünden sie die nächste Konsolidierungsstufe. Sie sind gewissermaßen Vorreiter einer Entwicklung, die in Deutschland noch kaum begonnen hat.
Wohin die Reise letztlich gehen wird, ist noch unklar. Es könnte sogar noch ein neuer Allfinanzriesenkonzern aus Monte dei Paschi, Mediobanca und Generali entstehen, der international ganz vorne mitspielen würde.
Intesa Sanpaolo dürfte aktiv werden
Klar ist, dass mit den italienischen Finanzkonzernen auch in der zu erwartenden europäischen Konsolidierung noch stärker zu rechnen ist. Einen Vorgeschmack darauf liefern die Avancen von Unicredit für die Commerzbank und das geplante Bündnis zwischen Generali und der französischen Natixis im Assetmanagement. Auf absehbare Zeit dürfte etwa auch die Intesa Sanpaolo, derzeit (noch) die Nummer 1 in Italien, aktiv werden.
Interessant ist auch die Rolle industrieller Investoren wie des Bau- und Medienunternehmers Francesco Caltagirone oder der Holding Delfin. Sie halten Beteiligungen an Monte dei Paschi, Unicredit, Generali oder Mediobanca. Ihr Interesse ist in erster Linie finanzieller Natur. Doch sie verfolgen auch industrielle Interessen und wollen mit ihren Engagements eine Art Italien AG unterstützen. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele italienische Großkonzerne verschwunden. Viele wurden aufgekauft – auch weil sie Finanzierungsprobleme hatten. Mit einem starken Finanzsektor und einer nationalistischen Regierung im Rücken könnten auch die exportstarken italienischen Konzerne international stärker aktiv werden.
Das Werben der Unicredit um die Commerzbank ist nur ein Vorgeschmack auf das, was kommt.