Commerzbank-Aufsichtsrat lässt Orlopp für Abwehrschlacht ans Steuer
Aus dem langsamen Abschied von der Konzernspitze für CEO Manfred Knof wird nichts. Seit er vor gerade mal zwei Wochen seinen Abschied per Ende 2025 angekündigt hat, haben sich die Ereignisse um Deutschlands zweitgrößte Privatbank überschlagen. Bis Anfang der Woche hatte die italienische Großbank Unicredit binnen weniger Tage auch über Finanzinstrumente eine Beteiligung von 21% an dem Institut gesichert. CEO Andrea Orcel machte dabei keinen Hehl aus seinen Übernahmegelüsten.
Das Interesse der Italiener besteht schon länger. Seit April sitzt mit Markus Chromik zuden noch der langjährige Risikovorstand der Commerzbank im Unicredit-Board - nur drei Monate nach dem Ausscheiden beim alten Arbeitgeber. Die explosive Gemengelage brachte den Aufsichtsrat der Commerzbank unter Zugzwang. Institutionelle Investoren forderten eine schnelle Klärung der Knof-Nachfolge. Dem ist der Aufsichtsrat am Dienstagabend nun nachgekommen. Bettina Orlopp (54) ist zur Vorstandsvorsitzenden und damit zur Nachfolgerin von Manfred Knof (59) bestellt worden. Der Aufsichtsrat strebe „einen zeitnahen Übergang“ an, wie mitgeteilt wird.
Bundesregierung unterstützt nur moralisch
Der Bund, der ein erstes Paket von 4,5% an Unicredit verkauft hatte, hat zwar beschlossen, bis auf Weiteres keine Commerzbank-Aktien mehr abzugeben. Die Bundesregierung lehnt den Übernahmeversuch der Unicredit auch ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einer „unfreundlichen Attacke“. Finanzminister Christian Lindner machte aber auch klar, dass Aufsichtsrat und Vorstand der Commerzbank die Verteidigung gegen die Übernahmeavancen der Italiener organisieren müssen. Eine Einmischung der Bundesregierung lehnt er ab.
Einstimmige Entscheidung
In der Mitteilung der Bank heißt es, seit Knof dem Aufsichtsratsvorsitzenden Jens Weidmann Anfang September seine Entscheidung gegen eine zweite Amtszeit mitgeteilt habe, sei der Präsidial- und Nominierungsausschuss des Aufsichtsrates mit einer geordneten Kandidatensuche intern wie extern befasst gewesen. Letztlich sei die die genannte Lösung dem Gesamtaufsichtsrat empfohlen worden, der sie einstimmig gebilligt habe.
Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer (56) ist auch als Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ernannt worden. Sowohl Orlopp als auch Kotzbauer erhalten bei Antritt ihrer Ämter einen Vertrag über fünf Jahre. Wer in Nachfolge von Orlopp das Finanzressort übernimmt, ist noch unklar. Der Aufsichtsrat habe diesbezüglich einen geordneten Auswahlprozess angestoßen. Für eine Übergangszeit nach der Stabübergabe werde Orlopp die CFO-Rolle zunächst in Personalunion weiterführen.
„Klare Verantwortlichkeiten entscheidend“
„Gerade in der jetzigen Phase der Bank sind klare Verantwortlichkeiten entscheidend“, begründet Aufsichtsratschef Weidmann den schnellen Wechsel. Bettina Orlopp sei die ideale Nachfolgelösung an der Spitze der Commerzbank. Sie und Kotzbauer seien Mitarchitekten der Strategie bis 2027. „Mein großer Dank gilt Manfred Knof, ohne dessen Durchsetzungskraft und strategischen Weitblick die Bank heute nicht wieder so erfolgreich dastehen würde.“
"Als führende Bank nicht nur für den deutschen Mittelstand werden wir auch in der Zukunft alles daransetzen, hohen Wert für unsere Aktionäre, unsere Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeitenden zu schaffen“, verspricht Orlopp in der Mitteilung. Die promovierte Betriebswirtin und zweifache Mutter hat zwar die ersten 19 Jahre ihrer Karriere bei McKinsey verbracht, ist allerdings mittlerweile eine Dekade bei der Commerzbank und davon knapp sieben Jahre Mitglied des Vorstands. Kotzbauer, der seit Jahresbeginn 2021 dem Vorstand angehört, hat seine gesamte Karriere bei der Commerzbank verbracht, angefangen mit einer Banklehre im Jahr 1990.