Neuerliche Eskalation

Putin liefert Gas nur noch gegen Rubel

Moskau hat auf die westlichen Sanktionen reagiert und liefert Gas an sogenannte „unfreundliche Länder“ nur noch gegen Rubel. Daraufhin sind die Gaspreise in Europa massiv geklettert.

Putin liefert Gas nur noch gegen Rubel

wrü/rec Frankfurt

Die Energiepreise sind kräftig gestiegen, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin in einer Rede angekündigt hat, dass Gas künftig in Rubel und nicht mehr in Dollar zu zahlen sei. Dies betreffe Lieferungen an „unfreundliche Länder“. Zu diesen zählen Länder, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben, wie die EU-Staaten, Großbritannien, die Schweiz, aber auch die USA, Kanada und Japan. Der russische Präsident wies am Mittwoch die Regierung an, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptieren. Daraufhin gingen die europäischen Gaspreise durch die Decke. So stieg die Notierung des Amsterdamer Kontraktes an der ICE in der Spitze um rund 30% auf mehr als 130 Euro je Megawattstunde und schloss um 12,1% höher auf 111 Euro. Die Notierung der Nordseeölsorte Brent lag am Abend mit einem Gewinn von 4,8% bei 121,03 Dollar. Am Aktienmarkt büßte der Dax 1,3% auf 14284 Punkte ein. Der Rubel hat am Mittwoch in der Spitze um 3,5% zugelegt. Am Abend notierte die Devise bei 99 Rubel pro Dollar, was einem Plus von 1,3% gleichkam.

Durch diesen Schritt könnte der Rubel weiter gestützt werden, da eine Reihe von europäischen Ländern von Energielieferungen aus Moskau ab­hängig ist. Russische Zentralbank und Regierung hätten nun eine Woche Zeit, die Modalitäten festzulegen, sagte Putin. „Gleichzeitig möchte ich betonen, dass Russland auf jeden Fall weiterhin Erdgas im Einklang mit den Mengen und Preisen und Preismechanismen liefern wird, die in den bestehenden Verträgen festgelegt sind”, so Putin. Würde der Westen dem russischen Ansinnen Folge leisten, müsste er seine Sanktionen wegen des Krieges gegen die Ukraine unterlaufen und Rubel bei der russischen Zentralbank tauschen, so Jens Südekum, Mitglied des Beirats des Bundeswirtschaftsministeriums.

Derweil hat die EU-Kommission eine Reihe von Vorschlägen gegen die Energiekrise vorgelegt. Sie schlägt verpflichtende Mindestreserven für Gasspeicher vor und will den Einkauf von Gas auf den Weltmärkten zentral koordinieren. Darüber hinaus hat sie Subventionsregeln gelockert, damit Regierungen in der EU die Folgen der stark gestiegenen Energiepreise für Bürger und Unternehmen abfedern können. Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staa­ten werden beim EU-Gipfel an diesem Donnerstag darüber beraten. Auf der Agenda des Gipfels, zu dem US-Präsident Joe Biden erwartet wird, stehen auch neue Sanktionen gegen Russland.

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Berichte Seiten 4 und 20

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