Lufthansa gibt Offerte für ITA ab
hei Frankfurt
Die Lufthansa steigt offiziell in den Ring im Gefecht um eine Beteiligung der Alitalia-Nachfolgerin ITA. Ein Sprecher bestätigte auf Anfrage, dass die Airline zusammen mit der in Genf ansässigen Großreederei MSC eine Offerte für die Fluggesellschaft abgegeben hat. Finanzielle Details will Lufthansa nicht nennen, auch weil der Partner auf Verschwiegenheit pocht. Zuletzt war für die stark verkleinerte ehemalige Alitalia von einer Bewertung zwischen 1,2 Mrd. und 1,4 Mrd. Euro ausgegangen worden. Allerdings hatten die Italiener den Datenraum erst kürzlich geöffnet, so dass sich die bereits im Januar bekannt gewordenen Pläne verzögerten.
MSC strebt eine Mehrheit von 60% an ITA an, der italienische Staat, der innerhalb von drei Jahren 1,35 Mrd. Euro in die Airline stecken will, möchte eine Minderheitsbeteiligung von 20% behalten. Lufthansa wollte ursprünglich erst in einem zweiten Schritt eine eigene Beteiligung erwerben, nun stehen 20% im Raum. Italien will den Deal Finanzminister Daniele Franco zufolge bis Ende Juni abschließen.
Gemeinsam mit Lufthansa und MSC im Datenraum waren laut Franco der US-Luftfahrtinvestor Indigo, der in Europa an der Billig-Airline Wizz beteiligt ist, sowie im Verbund die Fluggesellschaften Air France-KLM und der US-Riese Delta, mit denen die ITA bislang über die Allianz Skyteam verbandelt ist. Während Delta bereits erklärt hat, nicht mit eigenem Kapital einsteigen zu wollen, könnte Air France zum härtesten Lufthansa-Konkurrenten im Rennen um die ITA werden. Allerdings haben die Franzosen ihre Staatshilfen aus der Coronakrise noch nicht zurückgezahlt, so dass ihnen direkte Akquisitionen seitens der EU untersagt sind. Sie setzen daher auf die Zusammenarbeit mit dem Finanzinvestor Certares.
Die Lufthansa betrachtet Italien als ihren wichtigsten Auslandsmarkt in Europa. In Rom warb Konzernchef Carsten Spohr mit dem Konzept der Multi-Hub-Strategie, in die auch die Konzerngesellschaften Austrian, Brussels Airlines und Swiss eingebunden sind. Allerdings hat der Aviation-Konzern auch am touristischen Verkehr Italiens Interesse. Für MSC ist insbesondere das Frachtgeschäft interessant, das die Reederei ausbauen will, um die Engpässe in der Containerschifffart abzufedern.
Geführt von der italienischen Reeder-Familie Aponte steht MSC in Konkurrenz von Mærsk bis zum Lufthansa-Großaktionär Klaus-Michael Kühne bei der Suche nach möglichen Logistik-Investments. Die Kühne Aviation ist ihrerseits mit mehr als 10% direkt bei der Lufthansa eingestiegen. Die französische Großreederei CMA CGM hat ein Engagement von bis zu 9% bei Air France-KLM angekündigt.